Autoren: Lena und Johannes
Ich laufe durch die Straße. Meine Blicke fallen auf die Wände vieler Häuser. Ich lese Schriftzüge wie: „Socialismo o muerte“, „Revolución es unidad“ und „Viva Fidel“.
Ich versuche diese mit meinen wenigen Spanischkenntnissen zu übersetzen und stelle fest, dass alles etwas mit der Revolution, Kuba und dem Sozialismus zu tun hat. Sowohl der Sozialismus und die Revolution als auch Nationalhelden wie „Los cincos“ (Die Fünf Helden), Che Guevara und José Marti sind allgegenwärtig. Egal wo ich hinschaue, werde ich mit einprägenden Bildern und Worten konfrontiert. Ich stelle mir vor wie es wäre, wenn in Deutschland überall Bilder von Angela Merkel anzutreffen wären und muss grinsen. Als ich auf die Münzen in meiner Hand schaue, sehe ich erneut einen Schriftzug: „Patria o Muerte“, was bedeutet „Vaterland oder Tod“.
Ich bin sehr verwundert und beschließe mich mehr mit dem Sozialismus in Kuba und dem Staat zu beschäftigen. Am Nachmittag gehe ich mit einer anderen Einstellung und Sichtweise durch die Straßen Havannas und beobachte meine Umgebung genauestens. Als erstes fallen mir die verfallenen Häuser auf, die vermutlich seit Beginn der Revolution auf eine Restaurierung warten. Dazu im Gegensatz sehe ich zwei Straßen weiter große, neue Luxushotels und stelle mir die Frage: „Darf es in einem System, in dem alle gleich sein sollten, überhaupt so große Unterschiede zwischen arm und reich geben?“. Dies fällt mir auch bei meiner Kleingruppenexkursion auf. Das Casa, in dem ich untergebracht bin, ist sehr schön und relativ neu eingerichtet und der Besitzerin scheint es finanziell recht gut zu gehen. Auf der anderen Seite sehe ich in der Fußgängerzone Obdachlose auf der Straße liegen, die mir ihre Büchsen entgegenstrecken. Es scheint, als ob es den Menschen, die in der Branche des Tourismus arbeiten, viel besser geht als der „einfachen“ Bevölkerung auf dem Land und in großen Städten wie Havanna, Matanzas und Holguin. Ich bin sehr interessiert und das Thema lässt mich nicht mehr los.
Als ich Hunger bekomme und mir etwas zu Essen kaufen möchte, frage ich Einheimische, wo ich gut und günstig essen gehen kann. Der Kubaner guckt mich fragend an und sagt: „CuC oder Peso?“ Ich antworte Peso oder auch „Moneda National“, wie die Kubaner immer zu sagen pflegen, und werde zu einem Haus ein paar Blocks entfernt geschickt. Dort sehe ich ganz unscheinbar neben einem Fenster eines Hauses eine Tafel mit der Aufschrift „Pizza con queso“ 10 Peso.
Umgerechnet in Euro wären das etwa um die 40 Cent! Ich verzehre genussvoll meine Pizza und betrachte verwundert meine TuKola, die ich gerade eben für 1 CuC gekauft habe und muss über die beiden unterschiedlichen Währungen in Kuba nachdenken, die meiner Meinung nach die Grenze zwischen arm und reich nochmal verstärkt. Denn die normalen Arbeiter verdienen durchschnittlich etwa 15 CuC im Monat und können sich somit unmöglich Dinge wie Seife, Zahnpasta oder Markenklamotten einfach so mal kaufen. Am Nachmittag fahre ich mit einem Taxi, natürlich einem Oldtimer, für 10 CuC zurück zum Hotel.
Am Abend falle ich überwältigt von den neuen Eindrücken in mein Bett und denke zurück an das Erlebte. Ich denke nochmals über Kuba und den Sozialismus nach. Ich komme schließlich zu dem Entschluss, dass der Sozialismus, wie ich ihn erlebt habe, nicht dem Gelernten in der Schule entspricht und in der Realität nicht wirklich nach der Idealvorstellung funktioniert.