Unser Online-Probetörn

Wir sind uns sicher, dass jeder der 52 Jugendlichen genauso getroffen war wie unsere Gruppe, als wir erfahren haben, dass der Probetörn an der Schlei aufgrund von Corona ausfallen muss.

Obwohl die Chancen schon im Vorhinein schlecht standen, in den Pfingstferien auf hoher See zu sein, hatte jeder trotzdem Hoffnung, der Probetörn müsste doch nicht digital stattfinden. Die meisten gingen mit geringen Erwartungen an den digitalen Probetörn heran. Niemand konnte sich vorstellen, was da auf uns zukam…

Kann man Menschen wirklich kennenlernen, wenn man sie noch nie getroffen hat? Ist es tatsächlich möglich, dass ein Gruppengefühl entsteht, wenn man mehrere hundert Kilometer voneinander entfernt vor dem Computer sitzt? Fragen, denen wir vorher alle sehr skeptisch gegenüberstanden, jedoch hingegen aller unserer Erwartungen mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden konnten.

Wie genau das genau funktioniert hat, kann sich trotzdem niemand von uns so genau erklären.

Als wir am Sonntagnachmittag zum ersten Mal aufgeregt vor unseren Bildschirmen saßen, konnte sich keiner ausmalen, was diese Woche auf uns zukommen würde und wie eng alle noch zusammenwachsen würden. Allen wurde am Anfang des Projekts eine Art „Tagesplan“ von Meetings zugeschickt, der unter anderem Präsentationen in der großen Gruppe, gemeinsames Lösen verschiedener Aufgaben und Kennenlernen in den Kleingruppen oder auch ein Einzelgespräch am Donnerstag beinhaltete. Zusätzlich zu den Online-Konferenzen sollten alle Bewerber nachts draußen schlafen und kalt duschen, um alle an eventuelle „unbequeme“ Situationen später auf der Reise zu gewöhnen. Jeder Morgen begann mit einer halben Stunde (sehr) Frühsport, gefolgt vom gemeinsamen Frühstück in den Kleingruppen. Jede Kleingruppe sollte sich am Anfang einen Gruppennamen überlegen. Wir, also Kleingruppe zwei einigten uns auf den Namen „Los Peces Velas Desbloqueados“. Als wir nämlich herausfanden, dass es eine Fischart namens Segelfische gibt, war uns klar, dass wir das unbedingt in unseren Namen einbinden wollten. Nun brauchten wir uns noch eine Eigenschaft, die uns alle verbindet, in diesem Fall fanden wir, dass „aufgeschlossen“ uns im Ganzen am besten beschreiben würde. Als wir das Ganze auf Spanisch übersetzten, fanden wir unsere Aussprache so lustig, dass wir uns für also „Los Peces Velas Desbloqueados“ entschieden, „Die aufgeschlossenen Segelfische“ auf Deutsch.

Danach ging es weiter mit der ersten Aufgabe des Tages, was oft mit dem gemeinsamen Kennenlernen, aber auch mit der Stärkung des Teamworks verbunden war. Mittags wurde oft zusammen gekocht, was unser selbst erstellter Essensplan vorgab, und auch gemeinsam gegessen. Je nachdem was für den Tag noch auf dem Plan stand, hörten wir einer von Ruths Präsentationen über das, was uns erwarten würde, wenn wir im Oktober die große Reise antreten würden, zu oder bereiteten unser Projekt für den bunten Abend in der Kleingruppe vor.

Abends nahmen sich die meisten eine kurze Computerpause und gingen raus in die Natur oder beschäftigten sich anderweitig. Die lange Zeit vor dem Bildschirm war nämlich doch ziemlich anstrengend und ein bisschen Bewegung zwischen durch durfte auf keinen Fall fehlen. Später am Abend waren verschiedene virtuelle Räume offen, in denen sich alle Bewerber unbeobachtet von den Betreuern und Beobachtern und unabhängig von den verschiedenen Kleingruppen kennenlernen und unterhalten konnten.

Wir haben lustige Zufälle herausgefunden und festgestellt, wie grundverschieden wir alle sind, während uns doch so viele Gemeinsamkeiten vereinen. Ab und zu sollten wir noch einmal reflektieren. Wie haben wir als Einzelperson und als Team die Aufgabe gemeistert? Inwiefern haben wir uns verbessert und wo hapert’s noch? Wir konnten deutlich sagen, dass wir zum Ende des Törns an uns gewachsen sind. Nicht nur jeder Einzelne, sondern auch als Team.

Obwohl wir uns alle von Anfang an wohl gefühlt haben, konnte man Tag für Tag sehen, wie sich jedes Gruppenmitglied etwas mehr öffnete und wir von einer Gruppe aus Fremden zu einem richtigen Team zusammenwuchsen.

Wir entwickelten unsere eigene Arbeitsweise, einen eigenen gemeinsamen Humor und jeder fand seinen Platz und seine Funktion in der Gruppe, wo er oder sie sich wohl fühlte. Es war unglaublich beeindruckend zu sehen, wie gut man sich in einer Woche kennenlernen und als Einheit zusammenarbeiten kann. Und das über einen Bildschirm. An der Stelle sind wir uns alle einig, dass die Sache mit dem Probetörn doch unerwartet gut gelöst und organisiert
worden ist.

Letztendlich fiel es jedem einzelnen vom uns, sich auf unbestimmte Zeit voneinander zu verabschieden. Bis hierhin, vielen Dank für diese unvergessliche „Reise“ und wir alle hoffen uns bei der großen Reise wiederzusehen.

Eure „Los Peces Velas Desbloqueados“

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