Ich will nach Hause, ich will nicht, ich will, ich will nicht…

elenaDatum: Donnerstag, der 12.03.2015
Mittagsposition: 33°08,8´ N; 060°15,9´ W
Etmal: 134 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22,5°C, Wassertemperatur: 20,5°C, Wind: WSW 6
Autorin: Elena

„Ich freue mich auf Zuhause, aber die Vorfreude auf daheim ist nicht größer, als die, hier zu sein!“
Das erklärte mir ein KUSi auf die Frage, ob er Heimweh hätte, und ich muss sagen, dem kann ich nur zustimmen. Eigentlich geht es uns im Moment allen so, wir freuen uns auf Zuhause (was teilweise natürlich mit Heimweh verbunden ist), aber genießen noch die Zeit hier an Bord in vollen Zügen.

Doch was ist eigentlich Heimweh? – Diese Frage habe ich mir schon vor der Reise oft gestellt, doch auch nach 20 Wochen fernab von Zuhause, Familie und Freunden weiß ich immer noch keine Antwort darauf.
Ab wann kann man denn sagen: „Ich habe Heimweh“? Wenn ich weinend in der Koje liege, von Zuhause erzähle oder wenn ich nur an daheim denke? Ich persönlich denke, jeder hat seine eigene Definition davon. Viele nennen es nur „sehnsüchtige Gedanken“, wie, als wäre Heimweh etwas Schlimmes oder ein Zeichen von Schwäche, aber das ist es wirklich nicht. Viel mehr zeigt Heimweh, ein sehnsüchtiger Gedanke an daheim, oder wie man es auch immer nennen mag, dass es schön Zuhause ist und, dass man gerne dort ist.

Eigentlich hatte ich vor, verschiedene Arten, bzw. Phasen von Heimweh aufzuzählen, wie ich es einst bei der Seekrankheit am Anfang der Reise tat. Doch das kann man bei diesem Thema nicht. Jeder durchläuft mal Heimweh, manchmal kullern Tränen, manchmal nicht (das hängt zum Teil auch vom Geschlecht ab). Oft ist man ruhiger, nachdenklicher und lässt sich in der Wache häufiger in den Ausguck einteilen. Das variiert jedoch bei jedem, genauso wie die Definition. Ebenfalls sind die Zeitpunkte verschieden. Viele denken vor allem an daheim, wenn sie krank sind, ich zum Beispiel am meisten, wenn ich Backschaft habe, andere wiederum am Ruder. Oft sind es bestimmte Situationen, die einen an Charakterzüge von Mama, Papa, Schwester oder einer Freundin erinnern lassen.

„Jetzt wäre mein Bruder ausgetickt und hätte das ganze Spiel über den Haufen geschmissen“, erzählte mir die eine. Oder ein anderer meinte: „Genau das hätte mein Dad jetzt auch gesagt!“
Am Anfang der Reise hätte man nie gedacht, das man so etwas einmal vermissen wird. Doch allgemein stand am Anfang der Reise vielmehr das Fernweh im Vordergrund, als das Heimweh.
Von Fernweh waren wir nämlich alle geprägt, wir alle wollten etwas erleben, Neues entdecken und nicht zuletzt dem teils öden Alltag von daheim entkommen.

Jetzt nach den beiden großen Landaufenthalten und dem letzten Stopp vor der Nordatlantiküberquerung (die viele schon als Heimreise ansehen), kann man sagen, dass unser Fernweh bestimmt für eine Zeit lang gestillt ist und wir mit vielen Eindrücken heimkehren werden. Aber davor freuen wir uns alle noch auf die Azoren, die in etwa zwei Wochen in Sicht sein werden, nachdem der Nordatlantik überquert wurde…

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