Time to say goodbye to the Atlantic

inaDatum: Sonntag, der 12.04.2015
Mittagsposition: 49° 15,1′ N; 007° 09,0′ W
Etmal: 130 sm
Wetter: Lufttempatur: 12° C, Wassertemperatur: 11°C, Wind: SSW4
AutorIn: Ina

Time to say Goodbye – jetzt ist es so weit. Wir lassen den Atlantik, unseren treuen Begleiter von Teneriffa bis Grenada und von Kuba bis nach Falmouth, hinter uns – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wie viele Seekranke und wie oft hat er uns Verschlusszustand beschert, wie oft den einen oder anderen beim gemütlichen Anlehnen an der Nagelbank mit einer besonders hohen Welle überrascht? Wem von uns sind die Augen beim Ausguck gehen aus dem Kopf gefallen, weil es exakt null komma null zu sehen gab?

Mit der südlichen Atlantiküberquerung kam auch der zunächst spannende, noch neue Unterricht, der uns einen anderen Alltag brachte. Zum einen einen Alltag mit Unterricht bis zum Abendessen, zum anderen einen entspannten Wachtag mit Reinschiff und Freiarbeit. Freiarbeit – das bedeutet, man nimmt seine sieben Schulsachen und legt sich damit in die Sonne, um dort zu arbeiten. Als Ausgleich kann man sich auf das auf der Back stehende Trimm-dich-Rad schwingen, um anschließend in den erfrischenden Pool Fatu-Hiva zu springen. Man konnte einfach die Zeit vergessen und das Leben in vollen Zügen genießen.

Später hat uns der Atlantik den schönsten und schlimmsten Sturm der Reise gebracht. Es war einfach eine fantastische Zeit. Wir hatten alles voller Strecktaue gespannt – eins für den Rudergänger, eins um das Maschinenhaus, dann die Laufleine nach vorne zum PK und das gelb-graue Strecktau auf dem Hauptdeck. Wollte man sich an Deck bewegen, selbst zum Müll wegbringen, musste man in seinen Klettergurt schlüpfen und sich einklinken. Es war schon immer sehr lustig, wenn man die Gewalt des Ozeans einfach am eigenen Leib spüren konnte. Wie die „Thor“ sich einfach fast komplett auf die Seite legt und man selbst am Ruder nass wird (das ist normalerweise der sicherste Ort, um während der Wache nicht nass zu werden).

Zu all diesen Sicherheitsvorkehrungen an Deck kamen auch noch die unter Deck: Verschlusszustand Stufe III, das bedeutet, alle Schotten nach draußen dicht, Schlagklappen zu, drei Wochen drückende Luft in der Kombüse. Und selbst das war für das Wasser kein Hindernis, überall Scheußliche Rostläufer zu hinterlassen. So konnte man in der Dusche zwischen kalter Salz- und warmer Süßwasserdusche wählen. Das war dann bei Böen mit Windstärke 10 der Fall.

Der Atlantik schenkte uns die Atlantiktaufe und in alle Richtungen nur Wasser. Er zeigte uns wie angenehm lange Dünung sein kann und lernte selbst den Seekranken das Meer zu schätzen. Ich denke, wir haben während der Reise den Atlantik mit all seinen Facetten lieben und hassen gelernt und werden jetzt, da wir die 200-m-Tiefenlienie überschritten haben, den offiziellen Atlantik hinter uns lassen.

P.S.: Mama, Papa und Emil, ich wünsche euch von Herzen alles Gute zu euren Geburtstagen, hab euch lieb, bis zum Mond und wieder zurück<3

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