Es geht lustig weiter…

schueler.vinzentDatum: Montag, der 22.02.2015
Mittagsposition: Marina Hemingway
Wetter: Lufttemperatur: 27°C, Wassertemperatur: 26,5°C, Wind: NE 3
Autor: Vinzent

Meine Damen und Herren, herzlich willkommen zu „Feigheit gegen See“, einem ganz speziellen Spektakel, bei dem der Zuschauer den heroischen Mut der Spieler, die auf der Nagelbank sitzen und einzelne Wellen beobachten, aber auch den Kampf der Rivalen untereinander mit Spannung betrachten kann. Doch worum geht es in diesem überaus komplexen und kreativen Spiel? Nun ja, drei Spieler setzen sich auf die Nagelbank und hoffen, dass sie nicht von einer Welle erwischt werden. Sobald einer der Situation nicht mehr vertraut, springt er auf, die Sitzenbleiber bekommen jeweils einen Punkt, manchmal trocken, manchmal nicht. Diesen Montag kam es zu einer solchen Auseinandersetzung. Moritz, Bene und Vinzent, drei unglaublich scharfsinnige und disziplinierte Athleten, traten gegeneinander an.
Die drei hatten alle am selben dreiwöchigen Trainingslager in Kuba teilgenommen, das sie durch spezielles Essen und Extrembelastungen, wie Fahrradtouren, in ihrer Mentalität und ihrem Durchhaltevermögen gestärkt hatte. Dieses Trainingslager wurde erst Montagmittag, mit dem Auslaufen aus der Marina Hemingway beendet. Auch hier warteten noch Trainingszirkel auf die Athleten, der zum Beispiel aus Backschaft, Reinschiff, Dieselbunkern, Ausklarieren oder Festmacherleinen einholen bestand, um nur ein paar Disziplinen zu nennen.
Gegen Mittag wurde auch die Cheftrainerin, Ruth Merk, herzlich verabschiedet, da sie zur Erstellung weiterer Trainingspläne in die Heimat flog.
Je näher der Beginn des Wettkampfs am Abend rückte, desto härter wurden die Vorbereitungen. Durch Segelsetzten, Anbringen der Strecktaue und normales Eingliedern in die Wachen wurde die Entschlossenheit der Kontrahenten auf die Probe gestellt und noch einmal gestärkt. Um 18:00 Uhr ging es dann endlich los. Das Spannen von Strecktauen auf dem Hauptdeck fungierte als Aufwärmübung. Etwa zehn Vorkämpfer, darunter auch die Konditionstrainerin Laura, maßen sich mit der launigen See, erste Wellen schwappten über das Schanzkleid und heizten die Menge an. Dann passierte es, zwei Wellen in kurzer Abfolge spülten das Deck, erst an Backbord, dann an Steuerbord. Fast alle Vorkämpfer wurden erwischt, darunter auch unsere drei Hauptathleten. Zum Glück konnte die Aufwärmübung danach ohne weitere dramatische Zwischenfälle zügig beendet werden.
Endlich: Der Hauptkampf bahnte sich an. Noch schnell einen Powersnack, etwa zwei Kilogramm Nudeln pro Athlet, um das Kampfgewicht zu pushen, dann begann der Wettstreit. Die drei begaben sich zu ihren Positionen auf der Nagelbank. Anfangs wurden noch Witze über die Wellen gerissen, doch schnell war klar: Hier geht es um alles. Bene war der erste, der panisch aufsprang, Moritz und Vinzent blieben jedoch sitzen, mit Recht, wie sich herausstellte. Sie blieben trocken und kassierten jeweils einen Punkt. Nun versuchte Bene seine Gegner zu verwirren und schrie Dinge wie: „Vorsicht Welle!“ oder „Oho!“, aber ohne Erfolg, die Wellenhöhe hatte leider schon etwas abgenommen. Trotzdem sprang Bene ein weiteres Mal grundlos auf, bescherte den anderen beiden Punkte, nur um sich wieder hinzusetzten. Nach weiteren drei Minuten Laufzeit wurde das Spiel unterbrochen. Die Wellen waren einfach zu niedrig. Das Kampfgericht entschied, an einem stürmischeren Tag weiterzumachen. Wann dieser sein wird, ist noch unklar, sicher ist bloß, dass eine bevorstehende Schiffsübergabe und das Näherkommen der Heimat den hohen Druck auf die Athleten nicht verringern. Man darf also auf die weiteren Entwicklungen gespannt sein.
Der erste Tag auf See brachte uns also die Gefahren der Wellen und den Seebetrieb wieder etwas näher. Aber auch der Abschied vom Land und von Ruth, im Kontrast zur Vorfreude auf den Aufbruch, die Weiterreise und ein neues Land als Ziel, brachten uns wieder einmal näher, dass auf dieser Reise, wenig Zeit für Ankommen und Verarbeiten ist. Gerade deshalb freuen wir uns alle auf diese Seeetappe, auf der wir wieder etwas Zeit für uns haben und einem geregelten Tagesablauf nachgehen.

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