Datum: Montag, der 11.04.2015
Mittagsposition: England, Falmouth
Autor: Korbinian
Das heutige Wecken ging mit einem Kribbeln im Bauch einher. Wir alle wachten auf und uns war klar, dass heute ein sehr spannender und zu 100% einmaliger Tag ist. Denn heute ist unser SOLO. Damit alle wissen, was gemeint ist: 34 KUSis werden mit einigen Betreuern im Wald ausgesetzt. Dort werden sie 24 Stunden allein und von den anderen getrennt sein. Sie haben Verpflegung und Ausrüstung dabei, um diese Zeit zu überstehen und dürfen in dieser Zeit nicht mit anderen Leuten reden. Aber es war noch einiges zu tun bis dahin. Zuerst natürlich das Frühstück um 0730. Dort gab es zusätzlich zu den normalen Zutaten noch Porridge, um auch wirklich alle satt und glücklich zu stimmen. Dabei gab es noch einmal eine Ansage zum Tagesablauf und eine zum Solo. Nach dem Frühstück sollte es Reinschiff geben und währenddessen das Gepäck gepackt werden, so dass alle sich um 0900 Uhr auf dem Hauptdeck abfahrbereit versammeln. Und zum Solo sollen alle warme Kleidung einpacken und anziehen, Isomatte und Schlafsack mitnehmen, und zur Verpflegung wäre mindestens ein Liter Wasser empfehlenswert. Außerdem bekommt jeder drei Müsliriegel, eine Banane und einen Apfel. Und damit fing die Schlacht an. Alle aßen so viel und so schnell sie konnten, um möglichst viel Zeit zum packen zu haben. Nach dem Frühstück herrschte Krieg in jedem Bereich der Thor. Die Kombüse musste alles abwaschen, und vor allem der Topf in dem der Porridge zubereitet wurde erwies sich als besonders hartnäckiger Gegner.
In den Kammern wurden Unterkojen aufgerissen, um an die Rucksäcke, die Wanderschuhe und weitere warme Kleidung zu kommen. Gleichzeitig wurde auf allen Stationen Reinschiff mit „Moopsgeschwindigkeit“ gemacht. Putzmittel spritzte, Wasser floß, Lappen flogen, Staub wirbelte auf. Als Reinschiff beendet war, wurden die letzten Rucksäcke gepackt und die Trinkflaschen gefüllt. Alle die fertig waren gingen aufs Hauptdeck, wurden auf die Boote aufgeteilt und stiegen ein. Letztendlich hatten wir ein Rescue-Boot und zwei Dinghis, die mit 4 Betreuern, 34 KUSis und 38 Rucksäcken gefüllt waren. Und dann ging es los. Voll beladen fuhren wir durch die Flussmündung zu einem Strand. Dort luden wir alles aus, trugen die Dinghis an Land und sahen zu, wie das Rescue-Boot davon fuhr. Als auch das nicht mehr zu sehen war, teilten wir uns in zwei Gruppen, die geraden und die ungeraden Tassenzahlen. Jede Gruppe bekam zwei Betreuer und machte sich dann entlang des Ufers im Wald auf den Weg. Nach einem kurzen Marsch wurden die Basislager aufgebaut und danach suchte sich jeder seinen Lagerplatz. Grundvoraussetzung dafür war, dass man von seinem Lager aus keinen anderen KUSi sehen konnte, solange es nicht zu vermeiden ist. Dadurch kam es dann zu Lagerstätten wie zum Beispiel eine Bank, in einer kleinen Schlucht, am Ufer in der eigenen Hängematte oder einfach am Hügel. Jeder Schlafplatz wurde von den Betreuern auf einer Karte verzeichnet. Als alle ihren Schlafplatz hatten, traf man sich noch einmal, bekam Toilettenpapier und dann wurde das Solo mit einem Gedicht eingeleitet. Dann hieß es: für die nächsten 24 Stunden schweigen und wenig zu Essen. Alle liefen zu ihrem Lagerplatz und dort angekommen startete jeder anders in sein Solo. Die meisten richteten erst einmal ihren Schlafplatz hin. Danach dachten sie über alles und nichts nach, schrieben Briefe an sich selbst oder andere Personen, schrieben generell irgendwas auf, aßen alles was sie hatten auf, beobachteten die Natur oder …. schliefen. Spätestens abends wurde alles für die Nacht vorbereitet, und manche machten Laurencia oder Hampelmann, um wieder oder nochmal warm zu werden. Wer in der Nacht noch wach war, konnte durch die Bäume hindurch einen schönen Sternenhimmel betrachten und einfach nichts tun. Die anderen schliefen allein ohne ihre neue Familie und träumten von allen möglichen Dingen, die sie erst am nächsten Tag am Nachmittag den anderen erzählen können. Aber letztendlich war es egal was wir machten, denn wir waren zum ersten Mal seit sechs Monaten im Prinzip allein, hatten niemanden zum reden und konnten unsere Zeit selber gestalten.
Das alles hatte den Sinn, dass wir uns mal über uns selbst Gedanken machen, Zeit dafür haben und in aller Ruhe über die Reise und die Zeit nach KUS nachdenken können. Ich weiß, dass viele die Zeit genossen haben und für sich und zur Verarbeitung nutzen konnten und ich spreche daher jetzt nur für mich, aber ich fand das Solo nicht so gut. Es lag nicht daran, dass ich im Wald war oder dass es nicht so warm war. Ich empfand die 24 Stunden einfach als unbefriedigend. Ich habe alles gemacht was ich oben aufzähle, aber ich persönlich hatte keinen Spaß, habe mich nur gelangweilt, wollte die ganze Zeit über etwas machen, was man im Wald nicht machen kann. Außerdem fehlten mir die Leute. Es war so still um mich herum, ich fühlte mich einfach allein und ich wartete schon fast sehnsüchtig darauf, die anderen wieder zu sehen.
Magi, viel Glück und alles Gute zu deinem Geburtstag. Ich hoffe, du feierst ihn schön und hast ein schönes Jahr.