12 Stunden Solo- 12 Stunden Falmouth

schueler.sophieDatum: Dienstag, der 12.04.2016
Mittagsposition: England, Falmouth
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 14° C, Wassertemperatur: 11°C, Wind: SE 1
Autorin: Sophie

Es waren einmal vor gar nicht allzu langer Zeit in der Nähe von Falmouth, abgelegen in einem kleinen Wald, 34 junge Menschen, die dort ihre Nacht verbracht hatten. Dicht in Nebel gehüllt wurden die vermummten Gestalten geweckt als einzelne Sonnenstrahlen ihren Weg auf den laubbedeckten Boden fanden. Die kahlen Bäume spiegelten sich im Wasser wieder und vereinzelt konnten sie Eulen in der Ferne rufen hören. Das mysteriöse war nur, dass die Jugendlichen nicht zusammen an einem Ort schliefen, nein, sie waren über die ganze Halbinsel verteilt. Die einen schliefen in kleinen Höhlen, am Ufer, an einer dornenumgebenen Lichtung oder auch auf einer Parkbank. Doch wie sich herausstellte, war genau das ein wesentlicher Teil ihrer Aufgabe. Denn sie hatten die Herausforderung 24 Stunden vollkommen allein mitten im Wald zu verweilen, ohne mit anderen Menschen Kontakt zu haben oder zu sprechen. Klingt vielleicht gar nicht so schwer, aber die Schüler hatten davor sechs Monate auf einem traditionellen Segelschiff verbracht und Tag und Nacht 50 Leute um sich. Zudem kamen die eisigen Temperaturen der kühlen englischen Frühlingsnächte. Doch was machten die jungen Abenteurer die ganzen 24 Stunden? Die meiste Zeit schrieben sie sehr lange Briefe oder sie starrten einfach in den Himmel. Denn außer Papier und Stifte hatten sie nichts mitgenommen, da sie sich nur auf sich selbst konzentrieren sollten, um die vergangene Reise zu verarbeiten. Nach geraumer Zeit trafen sich dann alle wieder in einem großen Kreis und beendeten die Zeit der Stille mit einem schönen Gedicht, das von Frank selbst während des Solos gedichtet worden war.

Solo ist wie Ausguck geh’n,
draußen steh’n,
in die Ferne seh’n,
schau’n, woher die Winde weh’n,
und nicht merken wohin die Gedanken geh’n.

Faulheit auf die harte Tour,
sich ausgesetzt mit der Natur,

Gedichte oder Briefe schreiben,
spür’n wie wirr Gedanken treiben,
und gegenseitig sich zerreiben,
ich wünscht ich könnt noch länger bleiben.

Wie sich herausstellte, hatte es der Mehrheit sehr gut gefallen und sie hatten die Zeit sehr genossen. Anderen fiel das Alleinsein gar nicht so leicht und sie waren froh, wieder in der Gruppe zu sein.
Die junge Meute wurde daraufhin von der Halbinsel zu ihrem „Heimatschiff“, der Thor Heyerdahl, gebracht und mit einem vorzüglichen Mittagessen belohnt. Am Nachmittag lebten die Jugendlichen noch einmal ihren letzten Landgang der Reise in Falmouth aus, genau dort, wo sie vor beinahe sechs Monaten ihren ersten Landgang gestartet hatten. Kein Wunder also, dass viele nochmal genau dem nachgingen, was sie vor sechs Monaten schon gemacht hatten. Die einen gingen erneut Pizza essen, andere gemütlich am Strand spazieren und den Sonnenuntergang genießen und wiederum andere schlenderten gemütlich durch die kleinen Gässchen in Falmouth. So richtig fassen konnte es keiner, dass sich der Kreis schon geschlossen hatte. Es fühlte sich an, als wäre es gestern gewesen, als sie die englische Hafenstadt das erste Mal erkundet hatten. Doch sie hatten so viel in der Zwischenzeit erlebt und konnten es nicht glauben, als sie beispielsweise neugierigen Passanten von ihren Abenteuern erzählten. Am Abend fanden sich alle wieder auf der Thor zurück, glücklich wieder in warmen Betten zu schlafen. Nicht jeder wollte schon darüber nachdenken, dass am nächsten Tag bereits das letzte Auslaufen vor Kiel bevor stand.

Und wenn sie nicht erfroren sind, dann segeln sie jetzt wieder!

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