Steuerbord-Großstengestagschotblockbeiholer

schueler-yannicDatum: Montag, der 31.10.2016
Mittagsposition: 34° 53,2′ N; 015° 13,6′ W
Etmal: 145 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22° C, Wassertemperatur: 22°C, Wind: SSW 1
AutorIn: Yannic

Klatsch! Eine Gummifledermaus landete heute Morgen plötzlich in meinem Gesicht. Verschlafen dachte ich nur: „Was ist denn jetzt los? Ist heute was besonderes?“. Als mir dann der Ruf: „Guten Morgen, heute ist Halloween“ von Ole entgegenschallte, war mir klar, dass heute der 31. Oktober ist. Zuhause ist dies ein besonderer Tag für viele von uns, hier an Bord ist es nur ein Tag, wie jeder andere (abgesehen von etwas Dekoration in der Messe und der ungewöhnlichen Weckmethode).
Während der Großteil des Schiffes noch in seinen Kojen schlief, begann der Tag für Wache 4 wie üblich um sieben Uhr früh. Mitten in der Wache rief dann David vom Ruder aus: „Wale an Steuerbord!“. Schlagartig ließen alle, die schon wach waren, ihre Beschäftigungen stehen und liegen, sogar für die aktive Fahrwache verloren die aktuellen Aufgaben an Bedeutung. Im Abstand von circa 30 Metern schwamm eine Gruppe Grindwale (höchstwahrscheinlich) in Richtung Norden.
Nur zehn Minuten, nachdem sich die Auffuhr gelegt hatte, rief ich: „Delfine an Backbord!“ über das gesamte Schiff. Daraufhin die Antwort von David: „Nein, an Steuerbord … warte … Delfine überall ums Schiff!“. Auf einmal sprangen alle wie vom Blitz getroffen auf und sprinteten auf das Vordeck um das Spektakel zu bestaunen. Eine Delfinschule verteilte sich rund um den Bug bis zum Achterdeck. Begeistert standen wir zu zehnt am Bug und schauten den neugierigen Delfinen zu, während sie in der Bugwelle durchs Wasser glitten und ihre Kunststücke vorführten. Selbst die kleinen Delfinjungen sprangen schon aus dem Wasser und schwammen mit der Fluke schlagend stehend im Wasser. Wie in einem Delfinarium, nur umgekehrt. Hier waren wir innen und die Delfine außen. Ein großartiges Gefühl für alle von uns.
Als die letzten Delfine in der Weite des Meeres verschwunden waren, gingen alle wieder ihren gewohnten Aufgaben nach, zu denen sich nun aber eine neue Aktivität gesellte. Nach einem ausgiebigen Mittagessen sah man auf dem ganzen Schiff verteilt kleine Gruppen bestehend aus zwei oder mehr KUSis seltsame Wörter wie: „SteuerbordGroßstengestagsegelschotblockbeiholer“ oder „Außenklüverniederholer“ murmeln. Dies lag vor allem daran, dass kurz vor Teneriffa ein Tampenwettbewerb abgehalten werden soll, bei dem die einzelnen Wachen gegeneinander antreten und somit mittlerweile alle Wachen versuchen, jeden Tampen, sprich Seil, möglichst schnell auswendig zu lernen. Bei dem Wettbewerb geht es darum, welche Wache jeden einzelnen Tampen am schnellsten benennen kann. Die Wache mit der kürzesten Durchschnittszeit erhält dann einen uns noch unbekannten Preis, der unseren Ehrgeiz geweckt hat.
Während die einen noch verzweifelt versuchen, sich die über 110 Tampen einzuprägen, genießen die ersten, die bereits alle können, schon die Herbstsonne in ihren Hängematten an Deck.
Nach der ausgedehnten Mittagspause ging es dann für meine Wache 4 weiter mit dem nautischen Unterricht in der Bibliothek. Heute standen die verschiedenen Schiffsklassen, welche Lichter diese bei Dunkelheit führen und wer wem ausweichen muss im Fokus, was auch besonders wichtig für den Erwerb unserer Dinghi-Führerscheine ist.
Nach einer ziemlich entspannten Wache mit einer guten Stunde „Bulleyes-in-der-Kombüse-polieren“ (die Kombüse muss außerhalb der Backschaftzeiten besonders gründlich für die Hygieneabnahme in Teneriffa geputzt werden) gab es noch einige Segelaktionen und dann ging es endlich in die lang ersehnte Koje, Am nächsten Morgen werden wir voraussichtlich in Porto Santo, einer Insel des Madeira-Archipels, einlaufen.

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