Wenn mein Vater unseren Ofen schürt,
die Zuckerperle das Plätzchen kührt,
wenn die 1.Kerze am Kranze entfacht
und hoffentlich ein jeder lacht
Hmm, wie das duftete, frische Croissants, Nutella und Muffineier in Käse! Ich war müde, doch das Grummeln meines Magens hatte mich überzeugen können aufzustehen und schlaftrunken in die Messe zu wanken. Am Morgen hatte Jule uns alle mit dem Hinweis geweckt, dass heute ein Referat ansteht.
Jetzt hatte ich noch 20 Minuten um aufzustehen, den Teller wegzubringen und den Körper auf die pralle Sonne draußen vorzubereiten. 26,5 Grad, viel zu heiß für Anfang Advent. Mit einem Kuli bewaffnet ging ich hoch und die deutsche transatlantische Emigrationsbewegung mit Schwerpunkt auf das 19.Jahrhundert beschäftigte mich die nächste halbe Stunde.
Ich war gerade dabei, über die Fixierbändchen der Steuerbordbank zu steigen, als mich Nele zum Ausbaumen der Gaffelsegel rief. Also ging ich vor zum Schoner, wartete auf Anweisungen und fing schließlich an, den Bullen (einen dicken Tampen, der den Segelbaum gegen den Wind hält) zu fieren. „Wie viel Uhr ist es?“, fragte ich wieder einmal Corinna, die neben mir mit der Backbordgei beschäftigt war. Es ist zwar aufwendig, dauernd jemanden mit Uhr zu suchen, aber auf einem Schiff hat die Uhrzeit hohe Priorität und was soll ich machen, wenn ich meine nicht mehr finde …
Es war zwar schon kurz vor dem Mittagessen, aber ich hatte gerade noch genügend Zeit, das Shipslog (zusammengesetzt aus Position, Wetter, Segel, usw.) der letzten Tage einzutragen. Warum ich das tue? Ich bin in dieser Etappe eine der Projektleitungsassistentinnen. Ein mühsamer, aber auch spaßiger Job. Neben Aufgaben wie Shipslog abtippen, Geburtstagskarten schreiben und Blogeinträge einordnen gehört dazu auch das Einklarieren in neue Länder und das Erstellen der verschiedensten Pläne: Vom Stundenplan bis zum Backschaftsplan, es fließen jeweils unterschiedlich gewichtete Faktoren ein und man sitzt mehrere Stunden am Beginn jeder Etappe daran. Und dann kommen noch Lehrer dazu, die nicht freiwillig noch weitere zusätzliche Freiarbeitszeiten betreuen wollen. Glücklicherweise ließ sich in diesem Fall Yvonne als Wachführerin breitschlagen. Und mit seiner Backschaft war am Ende natürlich auch niemand zufrieden …
Beim Mittagessen gab es heute ein Buffet und so überlegte ich mir, während ich meinen Teller wegbrachte, was ich mit der Zeit bis zu meiner Wache noch anstellen könnte. Schlafen zu gehen stellte sich als beste Idee heraus, da ich beim abendlichen Mäxle-Spielen oft die Zeit vergesse. Während meiner Wache kam das Klingeln für den Nachmittagskaffee: Lebkuchen, kalter Orangen-Punsch und Apfelkuchen. Mit diesem Geschmack im Mund brachte ich meine Wache zu Ende und startete in den „Feierabend“. Morgen früh um 2:00 Uhr geht es ja wieder weiter, also lege ich mich, vernünftig wie ich bin, pünktlich um 20:00 Uhr ins Bett …, oder …
Wenn die Musikgruppe Adventslieder singt
Man mit dem Öffnen des 1. Türchens ringt
wenn alle sitzen am Wichtelgeschenk
dann ist’s so weit es ist der 1.Advent
PS: Ich wünsche allen eine wunderschöne Weihnachtszeit und hoffe, dass meine Eltern nicht vergessen haben, die 1. Kerze anzuzünden und fleißig Plätzchen zu essen.