Proviantmeisterinnen

Schülerin Laura

von Laura

Heute war ein ganz besonderer Tag. Allerdings kein Geburtstag und auch kein Seemannssonntag. Nein, heute begann die zweite und längste Schiffsübergabe. Vor ein paar Tagen wurde die Stellenausschreibung ausgehängt und viele begannen sofort ihre Bewerbungen zu schreiben. Doch auch davor wurde schon eifrig diskutiert und darüber nachgedacht, was man denn genau werden möchte. Auch ich habe mich diesmal beworben und zwar als Proviantmeisterin im Team mit Manu.

Bis zum Mittagessen mussten wir uns noch gedulden, der Tag lief bis dahin ganz normal ab. Sogar Großreinschiff war heute wie üblich an einem Samstag. Die erste Situation, in der man merkte, dass heute ein spezieller Tag war, war die Stammversammlung um 11.00 Uhr auf dem Achterdeck. Aber – psst – streng geheim – hier wurde nicht Mäuschen gespielt, es wurde nämlich entschieden, wer welche Position übernimmt.

Beim Mittagessen war die Spannung in der Luft dann schon fast mit den Händen greifbar. Die Schülermoderatorin (ich) hatte dann, nachdem sie mit dem Essen fertig war, die große Ehre, die Aufgaben vorzulesen, die erst zu Detlefs Zufriedenheit gelöst und präsentiert werden mussten, damit das Schiff auch an den Schülerkapitän übergeben werden konnte. Auch die Besetzung der Positionen durfte ich bekannt geben. Nach jeder Position wurde applaudiert und überall sah man strahlende Gesichter. Selbst Personen ohne Beauftragung gratulierten ihren Mitseglern freundlich und ehrlich.

Doch jetzt kam der schwierigere Teil. Die ersten sechs von Detlef gestellten Aufgaben mussten bearbeitet werden. Der neue Schülerkapitän David rief eine Versammlung in der Messe ein. Hier wurden die Aufgaben an verschiedene, sich spontan findende Gruppen verteilt. Egal ob Deckshand (das sind die Personen, die keine Position erlangt oder sich nicht beworben haben), Steuermann oder Wachführer, jeder half mit, denn schließlich wollten ja alle, dass die Übergabe glücklich verläuft. Jetzt konnte auch ich mich mit Manuela über die Rezeptbücher hermachen, denn eine unserer Aufgaben bestanden u.a. darin, einen Essensplan zu erstellen.

Die geforderte Präsentation hielten wir um 15.00 Uhr auf dem Achterdeck ab. Und ja, wir haben die Aufgaben bewältigt und Detlef übergab das Schiff. Davids erste Amtshandlung war dann direkt im Anschluss ein „Besanschot an“. Danach ging anscheinend alles wieder seinen gewohnten Gang. Allerdings merkte man deutlich den Tatendrang der neuen Wachführer. Sie waren noch konzentrierter als sonst in der Wache und achteten auf alles ganz penibel, schließlich wollen sie jede Kleinigkeit richtig machen. Manu und ich bekamen sogar noch unsere eigene Einweisung und Übergabe, denn wir werden uns die nächsten Tage um die gesamte Versorgung der Crew kümmern. Ich schätze, man sah Manu und mir an, dass wir uns erst noch an unsere neue Aufgabe als Provianteisterinnen gewöhnen mussten. Wir rannten den restlichen Tag zwischen Kühllast, Tiefkühllast, Last und Unterkojen hin und her, um uns zumindest einen groben Überblick über die Vorräte machen zu können. Wir bestückten die Messe neu mit Marmelade, Milch, Joghurt und allem was man noch so braucht, dazu zählt auch der Obstsalat, der in der Kühllast lagert und dann kam die Backschaftsbesprechung. Jeden Abend wird mit den Proviantmeistern besprochen, was denn am nächsten Tag so geplant ist und ob die Backschaft irgendwelche Anregungen hat.

Mein Tag war sehr chaotisch und aufregend und ich bin gerade sehr froh nicht mehr in der Tiefkühllast zu stehen, denn meine Finger sind immer noch eine wenig taub vor Kälte.

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