von Jan
Alles Routine
Heute war der Tag des Auslaufens, der Tag, an dem wir den Bermudas mit seinen netten und freundlichen Menschen Lebewohl sagen und wir eines der Gewässer „betreten“, von dem uns schon vorher viel berichtet und erzählt wurde. Dieser Tag begann, wie jeder andere Tag auf den Bermudas. Das bedeutet: um 7:30 Uhr Wecken, um 8:00 Uhr Frühstück. Um 9:00 Uhr stand dann eine Feuerübung an, in der wir den Ernstfall trainierten, falls es mal brennen sollte. Das Szenario: Diesmal hatte der Bootsmann in der Last mit der Flex gearbeitet. Dabei brach ein Feuer aus und Elias und einer seiner Praktikanten konnten sich retten. Jedoch war Markus noch in der Last und steckte dort fest. Der Generalarm wurde ausgelöst. Alle kamen mit ihren Rettungswesten an Deck und stellten sich auf ihre Position in der Wachaufstellung und zählten durch. Markus fehlte.
Nun mussten sich alle, die bei der ersten Übung für einen Bereich (z.B. Bergungstrupp) eingeteilt worden waren, auf den bevorstehenden Einsatz vorbereiten. Ich war mit Vicky bei Doro und Judith im Schlauchtrupp eingeteilt. Unsere Aufgabe ist es, die Feuerwehrschläuche auf die richtige Länge zusammenzukoppeln, den Schlauch so auszulegen, dass im Brandfall das Wasser gut laufen kann und den Schlauch so anzugeben, wie ihn der Stoßtrupp zum Feuerlöschen unter Deck braucht. Nach knapp 20 Minuten war der auf der Trage festgemachte Markus auf dem Hauptdeck und die Übung vorbei. Bei einem Feedbackgespräch, in dem alle Trupps ihre Eindrücke und Verbesserungsvorschläge mitteilten, wurde die Übung als schon gut, jedoch noch in einigen Sachen als verbesserungswürdig bewertet. Nachdem alles wieder ordentlich weggestaut war, gingen wir fließend ins Großreinschiff über. Alle hatten es eilig, denn es lockte noch mal eine Stunde Landgang vor dem Mittagessen. Am Ende wurden von Detlef jedoch noch so manche Kammer als unklar befunden, so dass sie nachgebessert werden musste, bevor der Landgang auch für diese Kammer freigegeben war.
Nachdem wir unsere Kammer auch noch nachgebessert hatten, gingen Ilja, Henry und ich zu dem Segelmacher in St. George’s und schauten uns seine Werkstadt mal genauer an. Es ist eine große Halle, an deren Decke mehrere Masten und so einiges andere Platz findet. An der einen Seite erstreckt sich eine schöne alte Holzwerkbank. An der anderen sind zwei riesige Nähmaschinen im Boden versenkt, so dass man den ganzen Boden der Halle zum Ausbreiten von Segeln benutzen kann. Nach einem netten Gespräch fragten wir einen Mitarbeiter, ob sie nicht altes Segeltuch übrig hätten, das sie nicht mehr bräuchten. Er kramte ein wenig und zog etwas heraus, das aussah, wie die Überreste einer alten Fock (einem Vorsegel) und dazu noch ein wenig von einer Art alten, sehr leichten und robusten Kevlarsegel – ein Hightech-Material. Wir schnitten uns ein paar Stücke heraus und bedankten uns herzlich dafür.
Nach dem Mittagessen gab uns Detlef noch eine ausführliche Info über die uns bevorstehende Etappe und dem uns blühenden Wetter. Kurz: In den nächsten Tagen wird der Wind immer weiter Richtung Westen drehen und dabei bis auf 5-6 Windstärken ansteigen. Außerdem wird uns noch eine Front mit Böen in Windstärken von 7 bis 8 beglücken. Nach dem Briefing ging es ans Seeklarmachen, von dem ich nicht mehr so viel mitbekommen habe, da ich noch einen halben Tag Praktikum übrig hatte. Zusammen mit Malte und Markus machte ich also die Maschine startklar. Danach setzten wir zusammen mit Wache 4 noch Besan und Mars. Außerdem beobachteten wir das Passieren der engen Einfahrt zu St. George’s. Den restlichen Tag verbrachten Markus und ich mit endlos scheinendem Rostbürsten an der Maschine. Zum Abendessen kamen wir erlöst und glücklich aus dem Maschinenraum.