von Henry
Heute war schon um halb sieben Signal K, da wir außerhalb des Hafens vor Anker lagen und schon früh wieder im Hafen zum Diesel-Bunkern und Verproviantieren sein wollten. Schnell zogen alle ihr Ölzeug an und gingen an Deck, wo wir uns in den neuen Wachen aufstellten. Nach einer kurzen Ansage wurden den einzelnen Wachen die verschiedenen Aufgaben zugewiesen, wir von Wache 3 sollten die Fender bereithalten, damit wir nicht gegen die Pier stoßen würden, und mussten die Festmacher auslegen. Während wir noch das Hauptdeck für das Verholen vorbereiteten, wurde vorne schon der Anker gehievt und wir fuhren los.
Nach einer windigen halben Stunde näherten wir uns dem Hafen und steuerten die Pier an. Sicherheitshalber warfen wir im Hafen einen der beiden Anker, um uns mit dem Ankerspill gegen den Wind von der Pier wegziehen zu können. Dort angekommen gaben wir die Festmacherleinen über, um anzulegen. Wegen des starken Schwells fuhr die Thor aber so heftig vor und zurück, dass uns teilweise die mehrfach über den Poller geschlagene Leine aus den Händen gezogen wurde. Dabei spritzte das Wasser aus der Leine und manche Stellen, die am Poller rieben, schmolzen an. Schnell belegten wir den Festmacher und gingen vorsichtshalber alle auf die andere Seite. Wir beabsichtigten, die Thor weiter hinten festzumachen und verloren dabei zwei Fender. Da die Leinen durch den hohen Schwell Gefahr liefen zu brechen, legten wir dann schnell wieder ab und ankerten im Hafenbecken.
Nachdem wir alle gefrühstückt hatten, bereiteten wir das Schiff zum Auslaufen vor. Mit dem Rescueboot holten wir neuen Proviant ab und brachten die Projektleitung zum Ausklarieren an Land. Währenddessen refften wir auf der Thor die Gaffelsegel, um im starken Wind weniger Segelfläche zu haben. Nach dem Mittagessen machten wir noch Reinschiff und alles seeklar, bis wir uns um drei Uhr wieder auf dem Hauptdeck trafen. Dort erklärte uns Detlef die Route bis nach Kiel und unsere 5. Etappe fing somit offiziell an. Mit einigen gesetzten Segel hievten wir die Anker und liefen aus Horta aus. Draußen fing es sofort an zu schwanken. Wir spannten die Strecktaue und setzten die Rahsegel. Wenig später hatte ich dann Fahrwache.
Während ich im Ausguck saß, wurde es immer windiger. Auf einmal brach eine Welle hoch übers Deck, die so groß war, dass sie übers Achterdeck und das Deckshaus schlug. Sie traf mich mit voller Kraft. Einen sehr nassen Moment später fand ich mich zwei Meter weiter mittschiffs neben dem Besan wieder. Später mit Gurt im Ausguck wurde ich zwar gehalten, aber war nicht davor geschützt, weiterhin nass zu werden. Die Thor neigte sich manchmal so weit, dass auch auf der anderen Seite das Wasser über das Schanzkleid schwappte. Bei Windstärke 8 stand ich dann noch eine Zeit lang am Ruder, bis die nächste Wache kam und ich nass und müde mein Ölzeug zum Trocknen aufhängen konnte.