Datum: 19. – 21. 10. 2017
Ort: Kiel
Autorin: Maura (Redaktion Öffentlichkeitsarbeit)
„Heißa Hossa, auf der Thor Heyerdahl!“ tönt es vom Deck – es ist wiedermal Chorprobe während der Werftzeit des KUS Jahrgangs 17/18.
Aber was versteht man eigentlich unter Werftzeit? Es ist die Zeit der Vorbereitung auf den Törn.
Die Thor Heyerdahl liegt ordentlich vertäut in der HDW-Werft und wartet darauf, dass es endlich losgeht, genauso wie die 34 Schüler/innen und die Stammbesatzung. Auf der Werft müssen Proviantkisten mit Kartoffeln, Reis, Couscous, Gemüse, Obst etc. eingestaut werden. Die Proviantkisten müssen gesäubert werden und in das Schiff geräumt werden. Die Tampen (Taue) müssen verarbeitet und vermessen werden. Auch die Kombüse erhält einen neuen Anstrich genauso wie kleine Ausbesserungen am Schiff. Die Backschaft wird auch durchgehend gefordert, um die vielen hungrigen Arbeiter/innen zu versorgen. Zu diesen gehören auch der Maschinist und seine Helfer/innen, die die Maschine kontrollieren und reinigen. Im Büro an der Fischhalle werden die vielen Kuba-Spenden sortiert, die Fahrräder für die Reise auseinander gebaut und Ruth bei der riesigen Organisation geholfen. Jede Minute wird genutzt und viel Schlaf zugunsten der Arbeit geopfert. Die Stimmung ist trotzdem gehoben und voller Vorfreude sowohl auf dem HDW-Gelände als auch im KUS-Büro.
Die Thor Heyerdahl, der traditionelle Dreimast-Toppsegelschoner, welcher die Besatzung einmal um die halbe Welt bringen wird, liegt in der U-Bootbau- und Bestückungswerft von Thyssen-Krupp.
Bevor die Besatzung (also KUSis und Stamm) einziehen können, muss die Thor noch verholt und an die Pier gebracht werden.
Fast alles ist geschafft, der Rest wird auf See beziehungsweise im Nord-Ostseekanal erledigt. Vorbei ist die Arbeit trotzdem noch lange nicht. Jetzt muss das Schiff von den Werftarbeiten gereinigt werden. Das heißt Reinschiff oder, wenn wirklich das gesamte Schiff geputzt wird, Großreinschiff. Alles wird vorbereitet für den großen Empfang der Eltern. Am 21. Oktober, dem Tag vor dem Beginn der großen Reise, werden alle wieder in Teams eingeteilt, die am Vormittag und am frühen Nachmittag das Schiff mit Proviant beladen, Segel ohne Falten packen, Fahrräder einladen, oder noch Ruth beim Einstauen und bei der Navigation zur Hand gehen. Dann heißt es Großreinschiff! Für den Besuch des Stadtpräsidenten und der Eltern wollen wir ein besonders ordentliches Schiff präsentieren und machen uns voller Eifer an die Arbeit.
Am Abend mit den Gästen werden erst einmal Reden von Kapitän Detlef und Projektleiterin Ruth gehalten sowie musikalische Beiträge vom Chor zum Besten gegeben. Die Eltern werden an Bord herumgeführt.
Danach zerstreut sich die Versammlung, die meisten KUSis gehen mit ihren Eltern in ein Restaurant essen und schlafen dann hinterher bei ihnen im Hotel. Andere bleiben die Nacht über bereits in der Thor und schlafen in ihren Kojen.
Am nächsten Morgen heißt es dann endgültig Abschied nehmen. Nur wenige Hartbesaitete schaffen es, ihre Augen trocken zu lassen. Vor allem bei dem Lied „Irische Segenswünsche“ sind manche den Tränen ziemlich nah. Den KUSis sind letzte zehn Minuten mit ihren Eltern vergönnt und dann ertönt das Signal für „Alle Mann an Bord!“
Den meisten bleibt keine Zeit für weitere Tränen nach dem endgültigem Abschied, da Detlef und Ruth sofort die Wachen antreten lassen und dann wird das Notfallsignal (siebenmal kurz und einmal lang) erprobt. Nach der Beendigung des selbigen beginnen die Eltern bereits am Horizont zu verschwinden, während es sofort mit dem Hissen der Segel weitergeht und wir schließlich den Hafen in Kiel verlassen. Jetzt freuen sich alle, die Weltmeere unsicher zu machen und wir segeln, dem Lied der Eltern entsprechend, in das Abendrot.