Datum: Sonntag, der 22. Oktober 2017
Mittagsposition: bei der NOK Einfahrt (Nord-Ostsee-Kanal)
Etmal: 3 Seemeilen
Wetter: Lufttemperatur: 13°C; Wassertemperatur: 12°C; Wind : S2
Autor: Robert
Heute, am 22. Oktober 2017 ist es so weit: die Segel werden gesetzt, der Motor gestartet und es geht bei grauem Wetter los in den warmen Karibik-Winter. Doch eigentlich muss man alles von Anfang an erzählen:
Auf das Projekt sind die meisten schon vor mehreren Jahren gestoßen, über FreundInnen und Verwandte, die mitgefahren sind, oder über das Fernsehen. Sie haben also schon lange den Traum, auf dieser einzigartigen Reise mitzufahren, welcher ihnen nun auch erfüllt wird. Doch ich erfuhr im Internet über das Projekt. Nur eine Woche vor der Bewerbungsdeadline, schrieb ich mein Motivationsschreiben. Ich schickte es bloß wenige Tage vor dem Ultimatum ein. Stolz und sehr optimistisch erzählte ich allen Bekannten, Freunden und LehrerInnen von dem Projekt. Doch dann setzte der Verstand ein, nun hatte ich allen davon erzählt und am Ende werde ich wahrscheinlich doch nicht genommen. Ich begann die Euphorie ein wenig runter zu schrauben, doch dann kam eine Ausrüstungsliste für den Probetörn, welcher mich wiederum aus der Bahn warf. Beim Probetörn hatte ich meine anfänglichen Schwierigkeiten, mich in die Gruppen einzufinden, die mit dem Bus angereist waren. Doch nach ein paar Tagen waren unsere Kuttergruppen schon unzertrennlich. Da ich in Athen lebe (und die Post dort nicht gerade preisgekrönt ist) kam kein Brief an, weder der „dicke braune Umschlag“ noch die Absage. So musste ich auf die Mail warten. Ich bekam sie und mein anfänglicher Optimismus wurde verstärkt.
Die kommenden Monate blieben wir täglich in Kontakt mit der Gruppe. Alle waren fleißig damit beschäftigt sich auszustatten. Und dann begann die Werftzeit und alle reisten mit mehr oder weniger Gepäck an. Während der Werftzeit waren alle Hände gut zu gebrauchen. Das Schiff war noch nicht seeklar. Es musste noch Rost abgeschlagen, gestrichen, klarschiff und viele weitere Arbeiten gemacht werden. Wir schrubbten alle Ecken und Winkel, von oben bis unten. Andere bauten ca. 40 Fahrräder auseinander und verstauten sie in der Ladeluke. Am vorletzten Tag verholten wir das Schiff von der HDW-Werft zur Schwentine, wo auch das Thor Heyerdahl Büro ist. Hier kamen dann noch alle Decken an Bord, die Bücher für die Bibliothek, letzte Proviantkisten und viele weitere wichtige Sachen für die lange Reise.
Und jetzt bin ich hier in meiner Koje und lasse den Tag Revue passieren. Am Morgen wurden alle gegen 9 Uhr zum Schiff gebracht. Wir wurden über den Tagesablauf gründlich informiert und wir bekamen noch eine ¾ Stunde Zeit, um uns vorzubereiten, den Eltern noch mal die Kojen zu zeigen und unsere KUS-Kleidung anzuziehen. Das Nebelhorn ertönte, es war das Zeichen, dass die Besatzung wieder an Bord kommen und alle Eltern wieder von Bord gehen sollten. Dann wurden wir das erste Mal in unsere Wachen eingeteilt und sollten uns auf dem Hauptdeck in unseren Wachgruppen aufstellen. Die Abschiedszeremonie war für alle Beteiligten schwer. Der Stadtpräsident der Stadt Kiel wurde eingeladen und erzählte uns, dass die Stadt Kiel die Patenschaft für die Thor Heyerdahl übernommen hat. Daher hatte er ein Geschenk für alle mitgebracht: einen Adventskalender von HARIBO. Wir freuten uns wie kleine Kinder. Es sprach auch noch Vorstandsmitglied des AlumniKUS-Vereins von KUS, er war selber einmal schon als Schüler dabei gewesen und gab uns noch ein paar wertvolle Hinweise mit auf den Weg. Es gab noch weitere Ansprachen vom Kapitän Detlef, von der Projektleiterin Ruth, zwei KUSis und einem Vater, außerdem hatten die SchülerInnen und Eltern Lieder vorbereitet, welche den Abschied auch nicht viel leichter machten. Sogar die Ex-KUSis, welche angereist waren, um uns beim Auslaufen zu unterstützen, hatten ein paar Tränen in den Augen. Wir bekamen noch die letzten 15 Minuten vor dem Auslaufen. Alle SchülerInnen gingen noch ein letztes Mal von Bord, um sich tränenreich von der Familie zu verabschieden. Dankbar sind wir allen Ex-KUSis, die uns diese letzten Minuten ermöglicht haben, dadurch waren wir kaum am Auslaufen beteiligt und konnten noch ein letztes Mal kräftig winken. Die Eltern liefen uns den gesamten Kai hinterher. Wir halfen ein paar Tampen (Seile) aufzuschießen (aufzuräumen), doch viel gab es für uns noch nicht zu tun. Wir fuhren zwei Stunden lang im Kreis, um den Kompass neu einzustellen und gingen dann vor Anker. Das Wetter, welches zum Auslaufen bestens war, drehte in einen ungemütlichen und kalten Nieselregen, nichtsdestotrotz versammelten wir uns alle auf dem Hauptdeck. Wir bekamen eine ausführliche Einweisung fürs Rigg (alle Arbeiten die in der Höhe verrichtet werden) und anschließend auch unsere persönliche Kletterausrüstung. Wir hatten dann auch die Möglichkeit, die Wanten hochzuklettern. Wir sollten es alle ausprobieren, doch niemand wurde in unangenehme Situationen gezwungen. Am Abend wurden dann noch Aufgaben verteilt, welche über die gesamte Etappe beibehalten werden, wie z.B. Beauftragte für die Wäsche, für die Bibliothek u.s.w..
Heute beginnt auch ein wenig der Alltag, zum ersten Mal belegen auch SchülerInnen die Nachtwachen (ich muss nicht mitmachen, denn ich habe morgen Backschaft). Jetzt bereiten wir uns alle auf unsere erste Nacht außerhalb eines Hafens vor, denn morgen steht eine erste Hürde an: bei schlechtem Wetter durch den NOK (Nord-Ostsee-Kanal). Seid gespannt auf den nächsten Blogbeitrag, um zu erfahren, wie es gelaufen ist.