Datum: 29.10.17
Mittagsposition: 50°06,1 N; 004°41,7 W
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: wechselhaft bei 14°C; Wassertemperatur: 13,5°C, Wind: N 4
Autorin: Jara
Der Tag begann heute früh für manche von uns Schüler/innen mit der Hafenwache. Ich hatte heute Morgen mit Kim zusammen von 6:30 bis 8:00 Uhr Hafenwache und wir durften in der Zeit die Leute wecken, die beim ersten `Run and Dip` dieser Reise mitmachten. `Run and Dip` ist auf der Thor eine Tradition, bei der man morgens vor dem Frühstück an Land erst joggen (run) geht und danach ins Meer springt (dip). Der Rest durfte ausschlafen und sich nochmal erholen, bevor wir das erste Mal auf den Atlantik fuhren. Doch noch bevor die meisten wach waren, ging Uli, unser 2. Kapitän und Lotse von Bord. Es bedanken sich auf jeden Fall alle für die nette Zeit mit ihm und wir freuen uns auf das Wiedersehen in ein paar Monaten.
Während dann ungefähr 15 motivierte Besatzungsmitglieder joggen und anschließend im Wasser waren, machten Kira, Paula und ich mit Elena zusammen Yoga auf dem Hauptdeck und genossen die Aussicht auf Falmouth, dabei kitzelte uns die Sonne auf der Nase. Yoga hat echt Spaß gemacht und nach dem gemeinsamen Sonntagsfrühstück, bei dem es immer etwas Besonderes gibt (dieses Mal Rührei und Semmeln) konnten alle noch einmal im Hafen duschen gehen. Man hatte uns vorher schon gesagt, dass die Duschen im Hafen von Falmouth sehr gut sein sollen, aber was für einen Luxus wir dort vorfanden, hatte niemand erwartet. Es waren komplett neue Sanitäranlagen, in welchen die Duschen ein Touchpad hatten und man so lang wie man wollte unter dem Wasser stehen konnte. Auf der Thor haben wir auch gute Duschen und warmes Wasser, aber wir müssen immer Wasser sparen, was wir natürlich alle verstehen. Das Wassersparen kommt daher, dass die Thor nur einen begrenzten Wasserspeicher hat und wir die letzten Tage immer zu viel Wasser verbraucht haben. Viele von uns nutzten an Land ein letztes Mal die Möglichkeit, ihre Familien anzurufen und alles zu erzählen. Gestern haben Cajo und Michi uns in einem spontanen Vortrag noch etwas über Falmouth erzählt, damit wir ungefähr wissen was es hier zu sehen gibt. Außer einer Burg, einem großen Museum und dem insgesamt idyllischen Städtchen erfuhren wir noch etwas über die Geschichte. Denn Falmouth galt in den letzten Jahrhunderten als letzter wichtiger Knotenpunkt vor einer Atlantiküberquerung. Hier konnte man nochmal alle Vorräte aufstocken und Wasser und Treibstoff bunkern, was wir auch alles machten und somit der Tradition treu blieben.
Da die Thor nicht direkt an Land oder einem Steg lag, mussten wir, wenn wir an Land wollten, mit dem Dinghi oder dem Rescueboot gefahren werden. Leider waren diese Fahrten immer etwas nass, weil die Wellen im Hafen den kleinen Motorbooten ganz schön zu schaffen machten. Ohne Gummistiefel und Öljacke war man schlecht ausgerüstet und manchmal wurden die Rücken nass, so wie bei mir.
Zurück an Bord waren alle schon in Aufbruchstimmung, als es anfing zu regnen. Doch bevor wir ablegen konnten, hatten wir Schüler/innen unsere erste Schülerversammlung. In diesen Schülerversammlungen können nur wir Schüler/innen alle unsere Sorgen, Probleme oder andere Themen ohne Lehrer bzw. die Stammbesatzung besprechen. Dabei wurden Tobi und Maura als Schülersprecher gewählt, deren Aufgabe es ist, unsere Versammlungen auf der ersten Etappe zu leiten.
Um Punkt 12.00 Uhr gab es das Signal K, das heißt die gesamte Besatzung versammelte sich auf dem Hauptdeck und wir besprachen das anstehende All-Hands-Manöver zum Auslaufen aus dem Hafen. Es wurden tatsächlich alle Hände gebraucht, um die verschiedenen Segel zu setzen, das Dinghi und das Rescueboot wieder auf die Thor zu holen und das komplette Schiff seeklar für den Atlantik zu machen. Seeklar heißt, alle Sicherheitsnetze und Sicherheitsseile aufzuspannen, damit man bei Seegang an Deck immer etwas zum Festhalten hat.
Um 15.00 Uhr gab es dann Mittagessen und Kaffee und Kuchen in einem. Doch bevor wir anfingen zu essen, sangen alle noch für unser Geburtstagskind Judith zum 15. Geburtstag und als `Nachtisch` gab es dann noch einen leckeren Geburtstagskuchen.
Da heute Sonntag ist, muss keine Reinschiffstation außer die Sanitäranlagen geputzt werden. Heute wurden die Stationen gewechselt und Wache drei, in der auch ich bin, übernahm die Aufgabe die Toiletten und Duschen zu putzen. Nachdem das dann recht schnell erledigt war, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es überhaupt nicht schlimm ist die Sanitäranlagen zu putzen.
Heute wurde das erste Referat der Reise von Luca zu dem Thema „Seekrankheit – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten“ gehalten. Passend zum Thema begannen die Wellen stärker zu werden und das Schiff schaukelte immer mehr – Luca verteilte vorsorglich Spucktüten. Diejenigen, denen es nicht so gut ging, warteten gespannt auf das Ende von Lucas Referat, in welchem er Behandlungsmöglichkeiten erklärte. Am besten hilft schlafen und sich an einen festen Punkt am Horizont suchen, was auch viele anschließend am Abend beherzigten. Ich persönlich hatte das Glück, nicht seekrank geworden zu sein. Aber bei allen haben die Symptome inzwischen deutlich nachgelassen und somit geht es den meisten wieder gut. Außerdem gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an das Schwanken des Schiffes, meint der Experte Luca zu diesem Thema.
Die heutige Nachtwache hatte dann echt Glück mit dem Wetter, weil es heute Nacht nicht zu kalt war, der Mond wunderschön strahlte und man alle Sterne sehen konnte. Davor hatten sich auch noch ein paar Delfine blicken lassen und da war dann auch die Übelkeit bei allen sofort weg.