Datum: Freitag, der 17.11.2017
Mittagsposition: 28° 27,9‘ N; 016° 14,7‘ W
Etmal: 0 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22°C, Wassertemperatur: 21,5°C, Wind: 0
Autorin: Amelie
Auf 3250 Metern Höhe wurden wir heute früh das erste Mal seit drei Wochen nicht auf der Thor, sondern auf der Schutzhütte „Refugio altavista“ um 04:00 Uhr geweckt, um uns vor unserem weiteren Aufstieg auf den Gipfel des Teide noch mit ein paar Müsliriegeln oder Obst zu stärken und supermotiviert den Aufstieg draußen im Dunkeln bei 0°C anzutreten. Da nicht alle von uns das gleiche Tempo haben, teilten wir uns gestern schon selbst in drei Gruppen auf, die nacheinander los liefen.
500 Höhenmeter hatten wir noch vor uns und je höher man kam, desto anstrengender wurde es, oben ist die Luft eben auch dünner, aber jeder von uns blieb tapfer und hielt gut durch.
Spätestens auf dem letzten kleinen Stück der Spitze machte sich bemerkbar, dass der Teide tatsächlich ein Vulkan ist, da man auf den letzten Metern einen intensiven Schwefelgestank roch und warme Dämpfe spürte. Über die konnte man sich bei der Eiseskälte auch wirklich freuen!
Als wir bei leichter Dämmerung dann oben angekommen waren, war der Triumph natürlich groß: Wir hatten es alle geschafft, den Gipfel des Teide zu besteigen und freuten uns riesig über die gigantische Aussicht, die mehr und mehr zu sehen war, der Himmel färbte sich immer stärker orange-rot, es wurde heller und alle warteten nur noch verfroren, aber gespannt auf die kleine rote Kugel die wirklich sehr schnell vom Horizont aufstieg. Nicht nur die Sonne, die Aussicht und der Himmel wurden mit oder ohne eisgekühlten Menschen auf zahlreichen Fotos festgehalten, sondern bald auch ein weiteres sehr schönes Phänomen: Der Teideschatten, ein dreieckiges dunkleres Abbild des Vulkans auf den Wolken.
Leider konnten viele von uns ihre Finger und Zehen langsam nicht mehr spüren uns so war schnell die Motivation zum Abstieg doch recht groß und wir brachen wieder nach unten in Richtung Hütte auf.
Dort angekommen und wieder aufgewärmt, frühstückten wir erst einmal und blickten nochmal auf die letzten Tage auf dem Teide zurück. Anschließend erwartete uns das erste „Solo“ auf dieser Reise, eine Tradition, die ursprünglich von indianischen Ureinwohnern stammt: Für eine bestimmte Zeit geht jeder alleine an einen Platz und denkt einfach nur nach, ohne etwas anderes zu tun.
Die Leitfrage unseres ersten, zunächst einmal 15 minütigen Solos lautete „Wie weit kann ich gehen?“ und somit beschäftigte sich jeder eine Viertelstunde mit seinen Gedanken über die Interpretation dieser Frage und tat einfach mal nichts anderes als nachzudenken. Die Zeit war sehr entspannend und meditativ, vor allem weil uns die Sonne wärmend anstrahlte. Wieder gestärkt und ausgeruht ging es jetzt wieder ganz nach unten, jeder durfte sein Tempo laufen.
Zwar sehr erschöpft aber immer noch ganz glücklich bekamen immer mehr KuSis von den Schnelleren einen sehr lieben Empfang mit einer super Laolawelle an der Kreuzung, an der der steile Weg gestern anfing. Das schwerste Stück hatten wir geschafft und konnten unsere letzten selbstmitgebrachten Proviantreste zum Mittagessen genießen, bevor es noch einmal eineinhalb Stunden zurück bis zur Bushaltestelle ging. Kurz vor unserer Ankunft fing es an ziemlich heftig zu hageln und da der Bus sich verspätete, vertrieb man sich die Zeit mit einer vorweihnachtlichen Hagelballschlacht (die Hagelkörner waren fast einen halben Zentimeter groß) und Faschingsliedern und -tänzen wie Laurenzia oder dem Ententanz unter Ferdis grandioser Leitung.
Die anschließende Busfahrt zurück „nach Hause“ gestaltete sich natürlich sehr ruhig, wir waren seit vier Uhr wach und hatten eine Mammutwanderung hinter uns, also schliefen die meisten.
Am Spätnachmittag kamen wir wieder bei der Thor an, putzten unsere sehr verstaubten Sachen und aßen abends die leckerste Lasagne seit langem, die Maria für uns gekocht hat und hatten danach noch die Möglichkeit zu einem Landgang. Die meisten von uns entschieden sich allerdings zusammen mit den Schüler/innen des niederländischen Projekts von der Thalassa „Fluch der Karibik 2“ angestrahlt auf einem Container im Hafen anzuschauen und danach wieder auf Höhe 0 m in unseren Kojen zu schlafen.
Uns ist aufgefallen, dass wir es tatsächlich alle zusammen geschafft haben, auf den Gipfel des Teide zu steigen und auch heil wieder runter zu kommen. Wir sind bestimmt an der Erfahrung gewachsen und auf die Frage, wie weit wir gehen können, können wir alle antworten: “Auf jeden Fall bis zum Gipfel des Teide!“ „Und wieder zurück“.
*Dieser Text wurde an dem Tag geschrieben, als „I bims“ zum Jugendwort 2017 gewählt wurde. Übersetzung: Hallo, ich bin es, der Teide.