Von Brotketten, Kanisterfluten und 96 Laiben Brot

Thomas

Datum: Sonntag, der 03.12.2017
Mittagsposition: 14° 45,6‘ N; 035° 01,3‘ W
Etmal: 123 sm
Wetter: Wassertemperatur 27 °C, Lufttemperatur 28 °C, Wind ENE 4
Autor: Thomas

49 Personen sind an Bord der Thor Heyerdahl, das sind auch 49 Mäuler, die tagtäglich gestopft werden wollen. Und da 49 Mäuler auch jede Menge Brot verdrücken, wird jeden Sonntag in großem Stil neues gebacken. Dafür zuständig sind die Brotbackschaften, die die Messe sonntags in eine Backstube verwandeln und den Ofen dauerhaft auf Hochtouren laufen lassen. Eine Brotbackschaft besteht aus vier Schüler/innen und einem Stammbesatzungsmitglied und ist für den Vormittag oder den Nachmittag zuständig, ich bin heute Mitglied des Nachmittagstrupps zusammen mit Tobi, Benno, Lea und Karina vom Stamm.

In der Messe warten vier Schüsseln auf uns, die die Vormittagsbackschaft schon mit den richtigen Mengen der Zutaten befüllt hat. Wasser kommt noch dazu, dann kneten wir den Teig kräftig durch. Danach schön ruhen lassen – nein, halt, Walnüsse sollten doch noch in den Teig! Also rein mit den Nüssen und nochmal alles ordentlich durchkneten, nun ist´s geschafft. „Warte mal, ist das Brotgewürz drin?“ Natürlich nicht, also auf ein Neues! Jetzt sind wir endlich fertig und der Teig darf ruhen. Nach 20 Minuten Ruhen kommt der Teig in unsere Kastenformen, die wir in der Zwischenzeit gefettet haben. Dort ist dem Brot nochmals eine zwanzig-minütige Pause vergönnt, bevor es heißt: „Brotkette!“ Eine Brotkette ist die thorsche Form des Fließbands, bestehend aus fleißigen helfenden KuSis, und mit ihrer Hilfe schaffen es alle sechzehn Brote in kurzer Zeit von der Backstube, der Messe, zum Ofen in der Kombüse. Während die Brote im Ofen sind, geht es weiter mit Runde zwei. Dafür fehlt noch Mehl, das wir an Bord selbst mahlen, also ab in die Last und zur Mühle. Dann die Mühle mit Roggen befüllen und – stopp, stopp, die Mühle darf doch nur leer eingeschaltet werden! Also die Mühle auf den Kopf stellen und wieder raus mit dem Roggen, der dabei natürlich nur zur Hälfte in der Schale landet, der Rest verteilt sich in der Last. Endlich ist das Mehl gemahlen, der Roggen beseitigt und der nächste Teig ohne Zwischenfall in den Formen am gehen (ja, mit Nüssen und Brotgewürz, wir haben dazugelernt). Dann folgt der fliegende Wechsel im Ofen: Das fertige Brot kommt raus und eine Brotkette liefert die neuen Brote an. Doch was ist das? Der Ofen ist zu kalt eingestellt, die Brote sind noch nicht fertig! Die Bäcker nutzen die Zwangspause zum Pudding essen, den es heute zum Kaffee gibt, doch unsere Brote legen keine Pause ein: Die einen im Ofen drohen außen zu trocken zu werden, die anderen gehen munter weiter auf und laufen bald über den Rand der Formen. Irgendwann sind die Brote im Ofen dann endlich fertig und die neuen Brote schaffen es noch vor dem Überlaufen in den Ofen. Dieses war der zweite Streich und der dritte folgt sogleich: Wir mischen den letzten Brotteig für heute an, Tobi holt noch warmes Wasser und gleich geht’s wieder ans Kneten. Doch auf dem Weg hinab in die Messe reißt das Tragebändchen des Wasserkanisters, der den Sturz natürlich nicht unbeschadet übersteht und den Gang unter Wasser setzt. Also erstmal nix mit Kneten, Aufwischen ist angesagt. Aber einen positiven Punkt hat das Ganze: Der Boden ist jetzt auch sauber. Irgendwann ist dann auch die letzte Fuhre im Ofen, aber wir sind noch nicht fertig: Unsere Backstube muss noch geputzt werden (auch der Boden, wir haben ihn natürlich in Runde drei wieder vollgebröselt). Danach steht der Abwasch auf dem Plan: Nachdem Benno und Tobi mit Salzwasser den groben Dreck entfernt haben, spülen Lea und ich nochmal gründlich ab. Dieser Abwasch erfolgt mangels Platz in der Kombüse im Bad und ist dementsprechend etwas umständlich. Dann ist es fast geschafft, als die letzten Brote aus dem Ofen kommen, aber die dreckigen Formen verpassen der aufkeimenden Freude wieder einen Dämpfer. Schlussendlich ist der Abwasch aber auch beendet und die Brotbackschafter/innen können erschöpft ins Bett.

Abschließend lässt sich sagen, dass unsere Brotbackschaft zwar stellenweise etwas chaotisch
ablief und nicht alles klappte wie geplant, wir aber auch jede Menge Spaß hatten und stolz auf unsere Tagesbilanz von 96 Broten blicken, die die 49 Mäuler an Bord hoffentlich wieder für eine Woche stopfen können, bis nächsten Sonntag wieder eine Brotbackschaft die Messe in eine Backstube verwandelt.

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