Während unseres Aufenthalts im Regenwaldcamp bei Miguel haben wir Einiges erlebt und gelernt. Jeder Tag dort war ein Abenteuer, oft noch mehr als die anderen Tage auf der Reise.
Zu unseren Expeditionen brachen wir meistens etwas verspätet auf, was daran lag, dass man fernab der Zivilisation sich nicht stresst und alles „tranquilo“ (ruhig, ganz gelassen) angehen lässt, wie Miguel zu sagen pflegt.
Unser erster Ausflug sollte uns zu der Quelle führen, die das Camp mit Süßwasser versorgt. Miguel lief mit seinen Hunden voraus und erklärte bei vielen Pflanzen, welche nützlichen Eigenschaften sie haben. Ruth übersetzte für uns und die ersten in der Gruppe gaben es an die weiter hinten Gehenden weiter. Wir erfuhren welche Rinde schnell trocknet und sich daher zum Feuermachen eignet, wie das Herz einer Stachelpalme schmeckt, welches Holz sich besonders zum Bauen von Unterständen eignet und wie man aus einer Liane Wasser trinkt. An einer schönen Stelle hielt Kira ihr Referat und erzählte uns mehr über den tropischen Regenwald. Die Quelle konnten wir an diesem Tag leider nicht erreichen, da der Weg dorthin wegen zu starker Regenfälle nicht passierbar war. Auf dem Rückweg liefen wir über einen Weg auf dem wir links und rechts von dichtem Grün umgeben waren.
Am Nachmittag hatten wir eine Führung durch Miguels Garten. Dabei gruben wir verschiedene Wurzeln, wie Yams, Curcuma und Ingwer, aus. Die Hälfte der geernteten Wurzeln behielten wir zum Essen, die andere Hälfte zerteilte Miguel in kleinere Teile und warf sie einfach an eine freie Stelle, wo jetzt in kürze neue Pflanzen wachsen werden. Wir sammelten außerdem noch ein paar sehr intensiv riechende Kräuter zum Würzen und Blätter die einen wunderbaren Tee gegen Magenverstimmungen ergaben. Das Geerntete gab es dann zum Abendessen.
Am nächsten Tag ging es in die andere Richtung zu einer längeren Wanderung weshalb wir auch Lunchpakete mitnahmen. Zuerst mussten wir einen kleinen Seitenfluss überqueren, der zum Glück nur wenig Wasser führte. Dann gingen wir auf unserem Weg über einen Hang voller Sträucher, auf dem wir blaue Beeren sahen, derer drei genügen, um einen Menschen zu töten. Als wir weitergingen sahen wir einen Termitenbau an einem Baum, der gerade von Ameisen invasiert wurde. Kurz darauf hörten wir einen alten, einsamen Brüllaffen, der wie Miguel erzählte, von seiner Gruppe verstoßen worden war. Auf unserem Weg liefen wir über gerodete Flächen, auf denen Pferde- und Rinderherden weideten. Wir sahen viele Bäume, die in Symbiose mit Aufsitzer-Pflanzen leben. Vor einem großen Blattschneideameisenbau hielt Lenya ihren Vortrag über diese faszinierenden Tiere. Am Flussufer suchten wir nach den steinharten Samen der Tagua-Palme, die zu wunderschönen Amuletten weiterverarbeitet werden können. An einem gemütlichen Plätzchen am Fluss machten wir unsere Mittagspause. Um uns abzukühlen nahmen wir ein kurzes Bad im Fluss, die meisten in kompletter Montur. Auf dem Rückweg mussten wir über eine Weide schleichen, um eine Kuh mit ihrem neugeborenen Kalb nicht zu stören.
In dieser Nacht brachen die, die wollten mit Miguel zu einer Nachtwanderung auf. Wenn man genau hinsah, konnte man zahlreiche reflektierende Augen in den Bäumen entdecken. Auch erhellten Glühwürmchen die Dunkelheit und wir sahen rote Augen im Fluss. Miguel lief los und kam nach ein paar Minuten mit einem Kaiman im Arm zurück. Jeder konnte ihn einmal anfassen und dann ließ er ihn wieder laufen. Auf dem Rückweg spürten Miguels Hunde etwas auf, woraufhin Miguel und sein Neffe, der uns begleitete, ihnen hinterher eilten. Es war ein Ozelot, welches aber leider entflohen war. Kurz vor dem Camp mussten wir einen kleinen Seitenarm des Flusses überqueren, der während unser Nachtwanderung so stark angeschwollen war, dass Wasser in unsere Schuhe schwappte.
Unsere Zeit bei Miguel war sehr interessant und lehrreich. Wir haben ein Bewusstsein für das faszinierende Ökosystem Regenwald entwickelt und einen Lebensstil kennengelernt, der in starkem Kontrast zu dem in unserer nächsten Station, Panama City, steht.