Die nicht so beliebten Aufgaben auf der Thor

Lenya

Es gibt Aufgaben auf der Thor, die man in diesem Moment richtig nervig findet, die aber mittlerweile so zu unserem Leben dazugehören, dass es ohne sie fast langweilig wäre. Um die Thor richtig zu erleben sollte man die folgenden Dinge unbedingt mal ausprobieren:

Eine tolle Putzaufgabe ist beispielsweise Niedergänge putzen, weil jede zwei Minuten jemand über die frisch geputzten Stufen läuft. Wenn man dann mal fertig ist und die Stufen wieder weiß strahlen, bringt man zufrieden seinen Eimer weg und muss anschließend feststellen, dass nach wenigen Minuten der Niedergang genauso aussieht wie vor dem Putzen.

Als kleiner Mensch sollte man auch unbedingt mal eine Bilge putzen und ausprobieren, ob man wie ich perfekt in sämtliche Bilgen passt. Es ist schon ein besonderes Erlebnis auf dem Stahlrumpf zu knien und eine Rostlache aus der Bilge zu putzen. Der Rumpf ist sogar kühl, aber man schwitzt trotzdem so sehr, dass sich das Duschen am Morgen definitiv nicht gelohnt hat.

Kurz vor dem Einlaufen in den Hafen steht auch immer Segelpacken an. Dafür hängt man mindestens eine Stunde Kopfüber an der Gaffel und zieht mit Leibeskräften am Segeltuch, um es ordentlich in Falten zu legen. Besonders unangenehm ist diese Arbeit mit einem am Hals reibenden Klettergurt und drückenden 30°C mit heftigen Regenschauern. Gepackte Segel sehen aber im Endeffekt tatsächlich schöner aus und je mehr Leute man ist, desto einfacher geht das Segelpacken.

Die unbeliebteste Arbeit an Bord ist das Glockenputzen und ich glaube, es gibt wirklich keinen an Bord der gerne Glocken putzt. Offene Glocken haben einen sehr unangenehmen Geruch und keiner holt gerne mit einem Handschuh aus dem Abwasser Haare und sonstigen Schmodder. Leider haben wir im Sanitärbereich acht Glocken und in der Kombüse noch zwei.

Im Moment breitet sich ein besonderer Trend auf dem Achterdeck aus. Egal zu welcher Tageszeit man sich auf dem Achterdeck bewegt, muss man sich durch Personen schlängeln, die sich gegenseitig lausen. Dafür sitzt eine Person mit Kopf auf der Brust auf dem Deck und bekommt nach spätestens einer halben Stunde Nackenschmerzen. Außer Dasitzen darf die Person leider nichts tun, aber dafür hat die andere Person eine besonders anstrengende Aufgabe. Sie freundet sich mit jedem einzelnen Haar des auf dem Deck Sitzenden an. Entlausen ist eine echt nervige Aufgabe, aber wir wollen keine Mitbewohner auf unserem Kopf.

Wo wir gerade auf dem Achterdeck sind, der Putzbereich Messing am Ruder ist auch sehr beliebt. Besonders wenn man gerne etwas täglich macht, was man eigentlich alle drei Stunden machen könnte. Das Messing am Kompass und an der Ruderstandsanzeige läuft immer wieder an und nach jedem Regenschauer kann man wieder polieren. Hier ist unser bester Freund der Poliboy, das Poliermittel. Mit alten Shirts und sonstigen Klamotten, die mittlerweile Stofffetzen sind, poliert man mit viel Poliboy und mechanischen Bewegungen mindestens eine Stunde zu zweit, um alles blitzeblank zu polieren. Das Frustrierende an dieser Arbeit ist, dass es jeden Tag aufs Neue ewig dauert und man das Gefühl hat, dass es irgendwie nutzlos ist.

Das sind ein paar der Aufgaben aus unserem täglichen Bordleben, die nicht so angenehm sind, aber da jeder sie mal machen muss und wir sie gemeinsam erledigen, machen sie mit vielen Personen sogar Spaß. An Weihnachten hat das Sanitärputzteam zum Beispiel ‚Kling Glöckchen, Klingelingeling‘ gesungen, um sich beim Glockenputzen zu motivieren. Mit einer positiven Herangehensweise kann jede Aufgabe Spaß machen.

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