Hier an Bord werden Ausdrucksweisen und Begriffe verwendet, die mittlerweile alltäglich sind, welche wir doch zu Hause wahrscheinlich niemals benutzen würden oder sogar Fremdwörter für uns wären. Dennoch haben wir diese Wörter in den letzten drei Monaten fest in unseren Wortschatz übernommen, und sie sind nicht mehr wegzudenken.
Wahrschau – Dieses kleine Wort ist eines der wichtigsten und auch am häufigsten verwendeten hier an Bord. Es bedeutet Wahrnehmen und Schauen und ersetzt den Ausdruck ,,Achtung“. Jeden Mittag um 12.00 Uhr ertönt es vom Achterdeck: ,,Wahrschau Typhon“ und ein lauter Ton erklingt, welcher für uns das Zeichen ist, dass es jeden Augenblick Mittagessen geben muss. ,,Wahrschau“ wird nur gerufen, damit alle in der näheren Umgebung noch die Chance haben, sich die Ohren rechtzeitig zuhalten zu können. Außerdem wird es verwendet, wenn man irgendwo mal schnell durch muss oder der heiße Ofen in der Kombüse geöffnet wird, damit nicht jemand aus Versehen dran kommt und sich verbrennt.
Außenbords fieren – Auch ein sehr häufig verwendeter Ausdruck. Damit ist gemeint, dass man natürliche Abfälle auf hoher See über Bord werfen kann, wie zum Beispiel Orangenschalen. Dabei ist es sehr wichtig, nach Lee zu werfen, um nicht überrascht feststellen zu müssen, dass die Schale wieder zurückkommt.
Kannst du Wetter machen? – Diese Frage wird während der Wache immer kurz vor der vollen Stunde gestellt. Meist fragt dies der Wachprinz und möchte die Person gegenüber damit auffordern, die Temperatur von Luft und Wasser abzulesen, die Windrichtung und den Bewölkungsgrad zu bestimmen und diese unten in der Navi in ein kleines Büchlein einzutragen.
Aufklaren – Das Wort ,,aufräumen“ wird hier an Bord gegen ,,aufklaren“ ersetzt und so gut wie jeden Tag benutzt. „Wir müssen noch die Kombüse aufklaren“ oder „Eure Kammern müssen dringend aufgeklart werden“.
Den Wurm aufhängen – Besonders in den letzten paar Tagen wurde dieser Ausdruck oft verwendet, denn wenn wir bei schlechtem Wetter unten in der Messe Unterricht hatten, wurde immer der Wurm aufgehängt und den Niedergang hinunter gelegt. Der Wurm heißt eigentlich Lindwurm, hängt die meiste Zeit im PK und ist ein langer beweglicher Tunnel, durch den von draußen frische Luft herein strömt und unten im Raum wieder herauskommt, damit wir einigermaßen gute Luft zum Atmen haben.
Das Kojenbrettaufhaltegerät – Dies ist eigentlich nur ein ganz gewöhnliches, längliches Brett in das „Kojenbrettaufhaltegerät“ eingraviert ist. Dieses Brett dient dazu, wie der Name schon sagt, die Unterkojen aufzuhalten, um zum Beispiel Proviant zu verstauen oder einfach, weil man etwas aus seinem Seesack braucht.
Leichenfänger – Leichenfänger sind die langen Netze, die vom Hauptdeck bis fast zur Back gespannt sind. Wenn wir ein bisschen mehr Seegang haben sind die Netze dazu da, uns davor zu schützen, dass uns die nächste Welle über Bord schaukelt. Warum sie aber „Leichenfänger“ genannt werden, ist uns allen auch ein Rätsel.
Dies waren nur wenige Wörter und Ausdrucksweisen, die hier an Bord oft verwendet werden und einfach nicht mehr wegzudenken sind. Während der Landgänge braucht es manchmal wieder ein bisschen Zeit, sich an die „Landsprache“ zu gewöhnen.