Rückblick auf die letzte Etappe

Lukas

Datum: 04.11.18
Mittagsposition: Santa Cruz de Tenerife
Wetter: Lufttemperatur: 23 °C, Wassertemperatur: 22 °C, Wind: NE2
Autor: Lukas

19 Tage unterwegs, aber nie im Leben hätte ich gedacht, dass diese Zeit so schnell vergehen würde.

Am 14. Oktober 2018 um 11:00 Uhr hieß es: „Leinen los!“ Ich habe schon ewige Zeit vor dem Auslaufen versucht, mir vorzustellen, wie es sein würde, ein halbes Jahr nicht mehr Zuhause zu sein. Jetzt ist die erste Etappe schon fast vorbei und ich muss zugeben, dass ich in diesen knapp drei Wochen so viel Neues erlebt und gelernt habe wie nie zuvor.

Am Anfang der Reise war alles neu. Ich hatte noch gar keine Ahnung, was am Schiff zu tun war, also „segeltechnisch“. Wenn mir gesagt wurde „hol mal hier durch“ oder „fier mal da auf“, dann hat man das gemacht, ohne genau zu wissen, welche Folgen das Handeln hat. Nicht nur das war neu. Auch unsere Wache hat sich das erste Mal getroffen. Anfangs konnte man eigentlich recht schnell erkennen, dass wir uns alle noch nicht sonderlich gut kannten. Erst nach den Wachterminen hatte man Zeit, sich besser kennenzulernen, gerade wenn man mit genau diesen Leuten aufstehen muss. Die einen sind beim Wecken sofort wach, die anderen müssen mehrfach dazu aufgefordert werden, ihr Licht anzuschalten, da diese es anscheinend nicht ganz so toll finden, aus ihren Träumen gerissen zu werden. Diese Leute gehören zur so genannten „Backsteinfraktion“, dessen Anführer Jonas und meine Bescheidenheit sind.

Als wir in Falmouth ankamen, war alles schon ganz anders. Aufgrund mehrerer Nautikstunden, die an verschiedensten Plätzen abgehalten wurden, egal ob Dinghi oder Deckshaus, hatte man schon eine gute Vorstellung, an welchem Tampen man ziehen muss, um ein Segel zu setzen oder zu bergen. Das lag jedoch nicht nur an dem Unterricht, sondern auch an etlichen Tampenrunden, die auch gerne während der Wachzeit gegangen wurden. Dabei geht man eine Runde übers Schiff und versucht, jeden Tampen zu benennen. Mittlerweile kennt man nicht nur alle Tampen auf der Thor besser, sondern auch die Menschen.

Nach diversen Nacht- und Tagwachen kennt man die Gewohnheiten und Vorlieben der einzelnen Personen. Man hat die einzelnen Personen lieb gewonnen und hat die Gewissheit, sich gegenseitig aufeinander verlassen zu können, denn zusammen hat man viel durchmachen müssen, egal ob bei Seekrankheit oder bei 6 Meter hohen Wellen bei Windstärke 8.

Lediglich die Schlafgewohnheiten haben sich nicht groß geändert: Es gibt immer noch die, die sofort wach und höchstmotiviert sind und dann gibt es noch die, die erhebliche Schwierigkeiten haben, aktiv die Augen zu öffnen. Wenn jedoch alle zur Wache erschienen sind, ist die Stimmung immer richtig gut, vor allem bei den guten Wetterbedingungen, die bei uns vorherrschen – bisher gab es fast keinen Regen und viel guten Wind.

Deswegen waren wir auch so schnell, dass wir noch einen Zwischenstopp auf Porto Santo machen konnten, einem kleinen Fleck einer portugiesischen Inselgruppe. Eingedeckt mit neuer Motivation war die Stimmung auf der Thor und auch in den Wachen nur noch besser. Hinzu kam dann noch die Vorfreude auf den bevorstehenden Landaufenthalt auf Teneriffa. Mittlerweile ist ausgelassene Stimmung während der Wachen und es wird viel gewitzelt und alle verstehen sich prächtig.

Erst mit der Information, dass wir am nächsten Tag um 7.00 Uhr in Teneriffa einlaufen würden, haben die meisten begriffen, dass damit auch die erste Etappe unserer Reise zu Ende geht. Unsere Wachen würden aufgelöst und durch eine andere ersetzt werden und auch unsere Kammerbesetzung ändert sich.

Bevor es jedoch so weit kam, gab es noch ausführliche Nachbesprechungen der einzelnen Wachen. Meine Wache hat dafür eine Traumreise unternommen, die uns an den Anfang unserer Tour geführt hat und und bis zum Schluss begleitet hat. Auf diesem Wege konnten wir die Reise noch einmal im Geiste durchgehen und uns an all die schönen Erlebnisse zurückerinnern, die wir zusammen hatten. Eine andere Wache hatte auch einen sehr schönen Abschluss, bei dem jede Person den einzelnen Wachmitgliedern Komplimente auf einen Zettel geschrieben hat. Diese wurden dann in einem verziertem Honigglas gesammelt. Wenn man jetzt in Zukunft schlechte Laune haben sollte oder man ein bisschen Motivation braucht, kann man einfach einen Zettel herausnehmen und schon geht es einem besser.

Als wir dann schlussendlich in Teneriffa eingelaufen waren, hatte man nicht allzu viel Zeit, sich über den Wechsel Gedanken zu machen, weil es viel zu tun gab, bis das ganze Schiff hafenfein war.

Erst als wir aus unseren Kammern auszogen waren, habe ich persönlich begriffen, dass es nicht mehr nur der Anfang unserer Reise war, sondern das wir schon mitten in unserem Abenteuer sind und ich freue mich schon auf die nächste Etappe!

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