Panama, das Land unserer Träume

Anna

Datum: 28.12.2018
Mittagsposition: 09° 32,8′ N, 078° 57,3′ W
Wetter: Lufttemperatur: 31 °C, Wassertemperatur: 29,5 °C, Wind: NE2
Autorin: Anna D

„Panama riecht nach Bananen. Oh, Panama ist das Land meiner Träume“, sagte der kleine Bär.

Seit ein bisschen mehr als zwei Monaten sind wir nun schon mit der Thor unterwegs und wissen mittlerweile ziemlich gut, wie die Fortbewegung hier funktioniert. Alle haben schon einmal Segel gesetzt, gepackt, geborgen und die alltäglichen Wachaufgaben übernommen. Schon fast vergessen sind die Kutter vom Probetörn und bei den Segelschiffen am Horizont versucht man sich eher an die Vorfahrtsregeln zu erinnern, als daran, wie dort die Schoten und Fallen gehandhabt werden.
Der Unterschied von der Thor zu kleineren Seglern ist aber doch nicht ganz so klein, wie wir beim Segeln in Einbäumen, den Booten der Kuna, erkannt haben. Diese sind, wie der Name bereits vermuten lässt, aus einem einzigen Stamm gefertigte Kanus, die innerhalb von drei Monaten zu einem funktionstüchtigen Wasserfahrzeug verarbeitet werden. Heute hatten wir die Möglichkeit, mit diesen Einbäumen auf Nalunega mitzufahren.
Die Fortbewegung damit erfolgt mit einem oder mehreren Paddeln, mit denen auch gesteuert wird, oder eben mit Segeln. Diese sind aber auch ein bisschen anders, als wir es gewohnt sind. Es gibt weder Niederholer, noch Dirken oder Dirkblockaufholer. Und Hälse und Geien sucht man ebenfalls vergeblich. Trotzdem können die Kuna mit ihren Booten sehr gut segeln, was wir durchaus bestätigen können, nachdem wir auf den Einbäumen von Nestor und einem weiteren Inselbewohner mitgefahren sind.
Der erste Gedanke nach dem Einsteigen war aber, dass es doch sehr wackelig ist. Sobald der Wind in die Segel griff, war es zwar ein wenig stabiler, trotzdem ist es bemerkenswert, dass niemand gekentert ist. Der zweite Gedanke war, dass die Situation gerade wirklich cool und einmalig ist. Wir sitzen in einem traditionellen Fortbewegungsmittel einer indigenen Bevölkerungsgruppe aus Panama. Um uns herum die Hütten und Palmen, neben uns der andere Einbaum, vor uns blaues Wasser und im Hintergrund die Thor.

Der kleine Bär erzählte dem kleinen Tiger bis spät in die Nacht hinein von Panama. „In Panama“, sagte er, „ist alles viel schöner, weißt du. Denn Panama riecht von oben bis unten nach Bananen. Panama ist das Land unserer Träume, Tiger.“

Viele haben den restlichen Tag genutzt, um nochmal vor dem Landaufenthalt in Panama zu entspannen und die wunderschöne Umgebung der dem Festland vorgelagerten Inselgruppe zu genießen. Auf dem Achterdeck muss man sich den Weg durch das Labyrinth an Hängematten mit lesenden Personen darin bahnen und es herrscht eine ruhige Stimmung. Gewissermaßen könnte man das als die Ruhe vor dem Sturm bezeichnen.
Nach einer nächtlichen Überfahrt nach Portobelo beginnt nämlich die Arbeit.
Es muss für unseren Landaufenthalt gepackt werden und innerhalb von zwei Stunden muss die Hälfte der Schüler aus einer Kammer ihre Rucksäcke packen und die Sachen, die an Bord bleiben, sollen in den Unterkojen verstaut werden. Auch wenn manches gestopft werden muss, passt das meiste, was reinpassen soll, auch rein. Parallel dazu wird das ganze Schiff geputzt und die Segel gepackt, damit es in einem guten Zustand an den Stamm und die Teilnehmer des Panama-Törns übergeben werden kann. Damit diese auch genug zu Essen haben, wird auch neu verproviantiert, also müssen neue Lebensmittel von Land per Dinghi an Bord gebracht werden, wo sie in der Last verstaut werden.

„Wir müssen sofort morgen nach Panama, was sagst du, Tiger?“, fragte der kleine Bär den kleinen Tiger.

Doch neben der Arbeit kann man immer mal wieder einen Blick auf das Festland werfen. Panama ist jetzt nur noch wenige Meter entfernt und morgen werden wir unseren fast dreiwöchigen Aufenthalt in diesem Land endlich starten. Wir werden nicht nur die unglaubliche Natur im tropischen Regenwald erkunden, sondern auch mit Panama-Stadt eine riesige mittelamerikanische Metropole kennenlernen. Viele hoffen, in Boquete bei den Gastfamilien und in der Sprachschule ihre Spanischkenntnisse auf die Probe zu stellen und zu erweitern und mit den Naso-Indianern eine weitere indigene Bevölkerungsgruppe Panamas, neben den Kuna, kennenzulernen.

„Sofort morgen“, sagte der kleine Tiger, „denn wir brauchen uns doch vor nichts zu fürchten, Bär.“

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