Es ist Montag, der 11. März 2019. Unsere Mittagsposition (33°35,7’N; 049°22,2’W) passierten wir heute mit Kurs 135° am Magnetkompass, unter Maschine mit Segelunterstützung und bei etwas nachlassendem ENE-Wind mit Stärke 5. Daraus resultieren ca. 4 Kn in Richtung 120° über Grund. Allen an Bord geht es gut, von wenigen Seekranken abgesehen, und lediglich der verbreitete Schlafmangel durch die starken Rollbewegungen des Schiffs in der letzten Nacht macht sich bemerkbar.
Nach einem ruhigen Wochenende mit wenig Wind, kaum bewegter See und angenehmem Wetter finden wir im Moment eher ungünstige Bedingungen zum Segeln und Vorankommen vor. An der Südostflanke eines Hochdruckgebietes sind wir mit kräftigen NE-lichen Winden konfrontiert, die uns zwingen, unter starkem Maschineneinsatz bei gesetzten Stützsegeln hart am Wind zu fahren. In der letzten Nacht mussten wir dabei nach Südosten ausweichen, um ein nördlich von uns gelegenes Starkwindfeld zu umgehen. Die Pause zwischen dem Mittagessen und dem Nachmittagsunterricht nutzten wir heute für eine Wende unter weiter laufendem Maschineneinsatz. Dabei mussten neben dem Umbrassen der Rahen nur die wenigen gesetzten Segel einen Hauch nach Backbord geschiftet werden. Seitdem laufen wir auf Backbordbug mit dichtgeholten Schoten unter Baumfock, Schoner und Groß weiterhin möglichst hart am Wind, um wieder Boden nach Nord und dann Nordost gutzumachen. Im Laufe der kommenden Nacht und des morgigen Tages hoffen wir auf das vorhergesagte Rechtsdrehen des Windes auf SE und später weiter auf S, so dass sich die Bedingungen vermutlich demnächst verbessern werden.
Das ruhige Wochenende konnten wir mit einem „Besanschot an!“ bei bestem Wetter auf dem Achterdeck einläuten – das ist in diesem Seegebiet zu dieser Jahreszeit alles andere als selbstverständlich. Dabei blickten wir auf eine Woche zurück, die nach dem Auslaufen in St. George’s von Schwach- bis Starkwind alles zu bieten hatte. Die Schüler waren zudem froh, nicht nur die Schulwoche, sondern vor allem die bereits abgeschlossene Chemieklausur hinter sich zu haben. Vor uns liegt nun eine weitere Schulwoche, die mit der Matheklausur am nächsten Samstag ihren Abschluss finden wird. Dazwischen wird uns Leo in einem Referat über die Bedeutung der Ozeane für das Klima informieren.
In der Nacht von Samstag auf Sonntag stellten wir die Uhren um eine Stunde vor, so dass wir jetzt mit unserer Bordzeit nur noch drei Stunden hinter UT sind und nur noch vier Stunden hinter der deutschen Zeit. Auch zeitmäßig kommen wir also Europa näher. Bis Horta sind es noch 1060 sm.
Johannes Schiller, Kapitän, und Dr. Martin Goerke, Projektleiter an Bord