Datum: 18.04.2019
Autor: Friedrich
Der Begriff „Typhon“ geht auf den Markenamen Tyfon der schwedischen Firma Kockum Sonics zurück. Das Typhon ist ein mit Luftdruck betriebenes akustisches Gerät, das aus zwei Komponenten besteht, die sich an verschiedenen Orten befinden:
Zum einen besteht sie aus der Luftdruckflasche, die sich im Maschinenraum auf der Backbordseite direkt an der Wand befindet. Sie ist relativ groß und hat zwei Ventile, ein Öffnungsventil und ein Befüllungsventil, durch das man mit einem Kompressor die Flasche mit neuer Druckluft füllen kann. Der Sollwert in der Luftdruckflasche liegt bei 20 bis 29 bar. Zum anderen gibt es das eigentliche Typhon, das einen trichterförmigen Aufbau hat. Es ist ca. 50 cm lang, 15 cm an der schmalsten und etwa 35 cm an der breitesten Stelle. Es ist von außen weiß und von innen rot lackiert. Die beiden Komponenten sind durch eine Stahlleitung miteinander verbunden, die verschiedene Schweißnähte und Verbindungen durch Muttern aufweist.
Das Typhon wird hier an Bord auf See täglich genutzt, um es zu testen, aber auch um kleine Kondenswassertropfen aus dem Trichter herauszublasen. Dabei wird das Typhon von der Fahrwache an Bord betätigt, was Teil eines Mittagsrituals und gleichzeitig Funktionstest ist. Es wird die Schiffsklingel getestet und anschließend drei Sekunden typhoniert. Zum Abschluss wird noch mit vier Doppelschlägen geglast. Das Typhon hört man im gesamten Schiff und signalisiert indirekt, dass es in Kürze Mittagessen gibt, da dieses Ritual immer um zwölf Uhr passiert.
Ansonsten wird das Typhon zum Grüßen anderer Schiffe verwendet, die zum Beispiel im Hafen ein- und auslaufen. Des Weiteren dient es als Nebelhorn, um bei schlechter Sicht die Art des Schiffes anzuzeigen und auf sich aufmerksam zu machen. Beim Manövrieren in der Nähe von anderen Schiffen wird durch das Betätigen des Typhons das Manöver mit Schallsignalen klargestellt, z.B. bedeutet drei Mal kurz „Maschine rückwärts“.
Aber wie benutzt man das Typhon?
Im Normalzustand ist die Luftdruckflasche geschlossen und das Typhon so auch unbenutzbar. Deshalb geht man in den Maschinenraum hinab und öffnet das Schlagventil an der Ausgangsleitung, dreht es komplett auf und schließlich eine Viertelumdrehung zurück, damit andere Personen wissen, dass die Luftflasche offen ist. Sobald man wieder auf dem Achterdeck steht, stellt man sich hinter das Typhon, ruft laut die Worte „Warschau Typhon“, um alle Umstehenden vorzuwarnen. Daraufhin zieht man an einem Seil, das mit einem Ventil verbunden ist, öffnet es so und ein tiefer, wummernder und dröhnender Ton baut sich auf und erfüllt die Luft.
Das Typhon hat für die meisten Personen hier an Bord eine ganz besondere Bedeutung. Denn es gehört zum Bordalltag, wie alles andere auch, und ist in gewisser Weise die Stimme der Thor Heyerdahl. Sie singt in einem tiefen wummernden Bass, den wir bis jetzt bei keinem anderen Schiff gehört haben, und das macht das Typhon so einzigartig für uns und macht einen Teil von der Persönlichkeit der Thor aus. Deswegen wird es immer wieder genossen, wenn sie mit voller Wucht ihren Gesang und ihre Stimme aufs Wasser hinausschmettert.
Eine ganz besondere Stimmung entsteht auch, wenn ein andere Traditionssegler ausläuft und zum Abschied mit einem langen Ton Abschied nimmt und die anderen Schiffe ebenso typhonieren. So haben auf den Azoren, als die „Eye of the Wind“ ausgelaufen ist, gleich drei Schiffe typhoniert. Es war eine Gänsehautstimmung und symbolisiert den Aufbruch, aber auch die Zugehörigkeit und Verbundenheit mit anderen Traditionsseglern.