Datum: 18.04.2019
Autor: Ben Re.
Es ist 04.30 Uhr und die Wache 3 wird geweckt. Es ist ein stürmischer Tag kurz vor den Azoren. Das Schiff rollt durch die meterhohen Wellen und unter Deck rutscht alles, was nicht niet- und nagelfest ist, durch die Gänge. Auch das Ölzeug der KUSis schwingt von Steuerbord nach Backbord und zurück, aber es fällt nicht von der Wand. Es hängt sehr gut.
Es ist 14.30 Uhr, drei Tage später, in der Marina von Horta. Viele neugierige Einheimische oder Touristen kommen regelmäßig an Bord und lassen sich von den KUSis das Schiff zeigen. Ein besonderer Anblick auf die geordneten und aufgeräumten Gänge wird freigegeben. Der Boden ist sauber und das Ölzeug hängt an dem dafür jeweils vorgesehenen Ort, an seinem für ihn vorgesehenen Haken.
An Bord gibt es für jedes Crewmitglied einen Haken mit zwei Aufhängemöglichkeiten, und zwei extra Haken im Durchgang von der Messe zum Großmast an Steuerbord. Ein Haken besteht aus vier Einzelteilen. Der Hauptteil ist der Haken aus Messing, dazu gehört jeweils eine Plakette, welche die Koje des Besitzers angibt. Jede Person hängt ihr Ölzeug an den Haken, der ihrer Koje zugeordnet ist, so kann die Inschrift einer dieser Plaketten zum Beispiel „6 Bb. u.“ lauten. Sowohl der Haken als auch die Plakette, welche auch aus Messing ist, befinden sich jeweils auf einem ovalen Mahagoniholzbrett. Auf einem dieser Bretter sind alle Haken bzw. Plaketten verschraubt.
Die Ölzeughaken sind überall auf dem Schiff verteilt. Die meisten befinden sich in den Gängen im Mittschiffsbereich, die Haken der Stammbesatzung aus der Personalkammer im Bug des Schiffes befinden sich im Deckshaus an der achteren Wand. Die letzten paar Ölzeughaken befinden sich im Vorraum der Navi, sie sind für die Steuermänner und die Erwachsenen im achteren Bereich des Schiffes. Hier befindet sich auch der kapitänseigene Haken, welcher mit einem Crêpe-band mit der Aufschrift „Kapitän“ beschriftet ist.
Das Wort „Ölzeughaken“ wird einerseits aus dem Begriff Ölzeug zusammengesetzt. Der Name Ölzeug hat seinen Namen ursprünglich aus der Kleidung der frühen Seefahrer. Ihr Leinenstoff wurde mit Öl, meist Leinöl, imprägniert, um vor Nässe und Kälte zu schützen. Der Name des Hakens wurde aus der „Harke“ oder „Hacke“ abgeleitet, da die Form des Hakens der einer Harke ähnelt.
Die Ölzeughaken sind eigentlich immer in Benutzung und da das Ölzeug der KUSis sehr gerne genutzt wird, sind die Haken eigentlich immer unter Auslastung. An diesen Haken hängen aber nicht nur die beiden Ölzeugteile, sondern auch der persönliche Sicherheitsgurt, der für die Besteigung des Riggs wichtig ist, demnach werden die Haken eigentlich immer genutzt, da es nur selten vorkommt, dass man sich mit vollem Ölzeug in das Rigg begibt. Besonders leer sehen die Haken zum Beispiel vor und nach dem Wachwechsel aus, wenn die Ölzeugjacken und -hosen möglichst geräuschlos ausgezogen und an den Haken aufgehängt werden oder bei einem Tag voller Schiffsarbeiten, wenn sich viele Crewmitglieder im Rigg befinden. Aber vor allem an sonnigen Tagen sind die Gänge vollgehängt und kommt dann noch ein starker Seegang dazu, kann es schon mal passieren, dass man sich durch die Gänge „kämpfen“ muss. Im Gegensatz dazu, wenn es zu Signal K geklingelt hat, und das sogenannte „All-hands-on-deck“-Manöver stattfindet, ist der Mittschiffsbereich wie leergefegt, da alle gespannt an Deck stehen, um das Ein-/ oder Auslaufen von einem Hafen zu verfolgen und mitzuarbeiten.
Bezieht man die Ölzeughaken auf den Bordalltag, so stehen sie für die Ordnung außerhalb der Kammern, da diese im Gegensatz zu der in den Kammern gewährt werden kann. Man bringt sie aber auch direkt in Verbindung mit der Wettersituation, da es nur bei wirklich gutem Wetter nicht angezogen wird. Sie stehen auch für die Gleichheit an Bord, denn für jeden stehen gleich viel Haken zur Verfügung.