Datum: Mittwoch, der 20.11.2019
Im Hafen von Teneriffa
Autorin: Lea
Ausschreibung:
Gesucht wird eine kompetente Mannschaft, die es schafft, innerhalb eines Tages unser wunderschönes Segelschiff Thor Heyerdahl für die 21-tägige Atlantiküberquerung seeklar zu machen. Ein paar der zu bewältigenden Aufgaben werden hier kurz vorgestellt. Bei Interesse bitte im Salon melden. Bewerbung und Lebenslauf sind nicht gefordert.
Generelle Anforderungen:
- Organisationsgeschick, um nebenbei noch schnell mit allen Sachen von einer Kammer in die
andere umzuziehen - Ein ruhiges Gemüt, um den stressbereitenden Kommentaren von allen Ecken standhalten zu
können - Zügiges und genaues Arbeiten, um das Auslaufen am kommenden Tag zu gewährleisten
Ihre Arbeitsplätze:
Im Rigg
Ihr Aufgabenbereich: Segel an- bzw. abschlagen/Segel flicken
Ihre benötigte Kompetenz: Riggfestigkeit in großen Höhen/ sicherer Umgang mit Tauwerk
Maschine
Ihr Aufgabenbereich: Diesel bunkern/Olga pflegen
Ihre benötigte Kompetenz: Freude beim Tragen eines Blaumanns
Deck
Ihr Aufgabenbereich: Unser Trimm-Dich-Fahrrad aufbauen/Malerarbeiten
Ihre benötigte Kompetenz: Sicherer Umgang mit Werkzeug und Pinsel
Proviant
Ihr Aufgabenbereich: Einstauen der riesigen Proviantladung in Trocken-, Kühl- und
Tiefkühllast/Einkaufen im Supermarkt
Ihre benötigten Kompetenzen: Muskelkraft/Spanischkenntnisse
Projektleitung
Ihr Aufgabenbereich: Erstellen neuer Listen, wie beispielsweise Kammerplan, Wachplan,
Backschaftsplan, Beauftragungen
Ihre benötigten Kompetenzen: vertiefte Kenntnisse im Umgang mit Excel/Word
Mittelschiff
Ihr Aufgabenbereich: Organisation des Umzugs der Mannschaft
Ihre benötigten Kompetenzen: Durchsetzungsvermögen/Gutes Zureden
Lasst uns nach einem stärkenden Frühstück um 7:30 mit der Arbeit beginnen!
Es werden also die Schüler auf die verschiedenen Bereiche aufgeteilt und es herrscht ein geschäftiges Treiben. Hier riecht es nach Lack, hier drüben eher nach Mittagessen und dort nach Diesel. „Hast du kurz Zeit, mir hier behilflich zu sein?“ Wer diese Frage stellt, ist sehr mutig unterwegs, da er mit einem genervten „Nein!“ zu rechnen hat, da es viele Nerven kostet, alles gleichzeitig auf engem Raum erledigt zu bekommen. Doch wir geben uns Mühe, versuchen, Geduld zu haben und zwischendurch vielleicht doch mal den Pinsel oder den Schraubenzieher hinzulegen, um die Tiefkühllieferung mit der altbekannten „KETTE!“ schnellstmöglich zu verstauen.
Eine Kette läuft so ab, dass sich eine Schlange Schüler von Deck an in die Last, in die Messe oder in eine Kammer erstreckt. Mit Kommandos, die durch die Kette weitergegeben werden, organisiert sich die Kette: „Kette in Kammer fünf!“ Also stellen sich alle bis in Kammer fünf auf und es wird beispielsweise der ganze Proviant von der Pier unter Deck transportiert. Hier eine Menge Päckchen O-Saft, dann unzählbar viele Kilogramm Nudeln, die Toastbrotpackungen schmeißen wir durch die offene Ladeluke direkt vor die Tür der Trockenlast, wo sie aufgefangen und in Kisten verstaut werden. Steckt es irgendwo, ruft man „Fest!“ und es wird nichts mehr weitergegeben, solange bis es heißt „Weiter!“. Wenn es zügig voran geht, wenn man sogar mit Schwung wie am Fließband alles weiterreichen kann, dann heißt es auch irgendwann mal „Kette Ende!“ und die Kette löst sich auf.
Am Abend dann wurden viele Arbeiten erfolgreich abgeschlossen, doch es stapelt sich immer noch viel Proviant im ganzen Schiff, welcher unter die Betten (= Unterkoje), in den Lagerraum für den trockenen Proviant (= Trockenlast) oder in die aufklappbaren Bänke in der Messe (= Backskisten) verstaut werden muss. Wir stopfen also unser Schiff wieder einmal von oben bis unten voll und lassen keinen Raum frei, damit wir in den nächsten 21 Tagen nicht verhungern. Mit den neuen Segeln werden wir noch mehr Fahrt machen, der gebunkerte Diesel rettet uns im Fall einer Flaute und das frisch gestrichene Deck erfreut uns alle, wenn wir ab Montag auch Unterricht an der frischen Luft haben.
Ein voller Erfolg also, wenn die letzten Arbeiten heute noch abgeschlossen werden können.