Datum: Samstag, 30.11.19 und Sonntag, 01.12.19
Mittagsposition: 40° 49,2‘ N; 009° 24,9’ W und 38° 27,3’N; 010° 04,2‘W
Etmal: 118 sm und 87 sm
Wetter: Lufttemperatur: 18°C und 19,5°C, Wassertemperatur: 17,5°C und 19,5°C
Wind: SW 3 und NW 4
Autor: Max
Wenn man morgens aufwacht, lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken, wo man sich eigentlich befindet. Damit meine ich aber nicht die Längen- und Breitengrade, sondern die Tatsache, dass ich mich auf dem Segelschiff Thor Heyerdahl befinde und hier den ganzen Schiffsalltag mitmachen darf. Das ist genauso spannend und interessant, wie auch anstrengend. Die Woche über verbringen wir in der Wache, in der Kombüse oder auf dieser Etappe auch bei unserem Praktikum. Diese können wir bei dem Bootsmann, der Proviantmeisterin oder dem Maschinisten machen. Noch dazu gehört natürlich der Unterricht, den wir jeden zweiten Tag besuchen. Auch samstags, zumindest den Vormittag über, drücken wir unter dem Sonnensegel auf dem Hauptdeck die Schulbank. Nicht so dieses Wochenende. In der Nacht von Freitag auf Samstag haben wir ja in Mindelo angelegt, damit unsere verletzte Mitschülerin im Krankenhaus untersucht werden konnte.
Wir anderen aber durften die Chance, auf den Cap Verden zu sein, nutzen und konnten nach Großreinschiff und Aufräumen unserer Kammern an Land gehen. In einer großen Schülergruppe sind wir also los und haben nach einem kurzen Fußmarsch den Strand erreicht. Das war was! Wie die Schulkinder, die in den Sommerferien nach der langen Reise in den Urlaub endlich das Meer erreicht haben, sind wir ins türkisfarbene Wasser gestürmt, haben Hahnenkampf gespielt, gedümpfelt, sind aus dem Wasser rausgelaufen, nur um danach alle gemeinsam wieder rein zu stürmen! Wir haben es genossen, endlich baden gehen zu dürfen und die Wasseroberfläche nicht nur von der Reling aus zu beobachten. Aber auch am weißen Strand haben wir uns ausgetobt: Fotos machen, wie man verträumt auf den Atlantik schaut. Oder den kleinen Max im Sand einbuddeln. Immer mindestens zwei mussten aber für 1,5 Stunden auf dem Schiff Hafenwache gehen, also die Stellung halten, während die anderen loskonnten. Ein herzliches Dankeschön also an alle, die für den Rest der Mannschaft auf unser Schiff aufgepasst haben.
So wurden wir also etwas abgelenkt von dem eigentlichen Grund unseres Aufenthalts. Als wir uns aber am Nachmittag alle wieder auf dem Schiff eingefunden haben, kam die allerbeste Nachricht: Sie ist gesund, sie kann bedenkenlos mit uns weiterfahren! Wir haben also abgelegt, die Segel gesetzt und auf ein Neues hieß es: KURS 270! KURS WEST! KURS KARIBIK!
Der nächste Tag war nun der Sonntag. Wir haben frei! Kein Unterricht, kein Praktikum und kein Reinschiff. Zu essen brauchen wir natürlich trotzdem etwas, doch damit jeder etwas von dem Ruhetag hat, gibt es sonntags ab jetzt immer eine Vormittags- und eine Nachmittagsbackschaft. Plus natürlich die Brotbackschaft, die uns wieder sehr fleißig für die nächste Woche mit Brot versorgt hat. Auch muss jemand Wache gehen, was aber ebenfalls entspannter ist, weil wir ja ausnahmsweise in ganzen Wachen fahren und sie so für jeden etwas ruhiger abläuft. Mittags gab es noch das Referat von Valentin über traditionelle Navigation. Die Feedbackrunde wurde mit einem Ruf vom Achterdeck beendet: „Wale! Wale auf Steuerbord!“ Und wirklich: vier Pottwale schwammen wie U-Boote an der Wasseroberfläche einmal an der Thor entlang, beobachtet von der begeisterten Mannschaft, die sich sehr schnell an der Reling eingefunden hatte. Ein schönes Sonntagsgeschenk zum ersten Advent.
Außerdem fand am Nachmittag noch ein „Besanschotan“ statt, zu dem wir uns auf dem Achterdeck als ganze Schiffsbesatzung versammelt haben. Die Lost-and-Found-Versteigerung brachte wieder so manches Kleingeld und verloren geglaubtes Hab und Gut ein. Als kulturelle Beiträge gab es zwei Gedichte zu hören. Beides als Entschuldigung gedacht, einmal für einen vergessenen Gurt und einmal für die Unaufmerksamkeit am Ruder, die zur zweiten Patenthalse geführt hat. Beide Gedichte haben ihren Zweck erfüllt und durch die allgemeine Erheiterung ist wieder alles vergeben und vergessen. Auch mit der Geschichte „Für einen Tag Cleopatra sein“ hat uns unsere Englisch- und Spanischlehrerin Monja an einer lustigen Geschichte aus dem Schiffsalltag teilhaben lassen. Hier auf der Homepage bleibt der auch für alle zum Nachlesen erhalten. Zudem hat unser Steuermann noch einmal mit einem schönen Text über das Leben auf dem Wasser und was daran eigentlich das Wesentliche ist zum Nachdenken angeregt. Zusätzlich hat jeder noch einen richtig guten bayerischen Lebkuchen gekriegt, die von Laras Eltern, die eine Backstube besitzen, mitgegeben wurden. Ein herzliches Dankeschön für diesen leckeren Weihnachtsstimmungsmacher!
So ging auch dieses Wochenende auf der Thor zu Ende und wir starteten wieder in eine Woche voll spannendem Schiffsalltag.
Immer mit Kurs Karibik.