Weihnachten in der Karibik

Lea

Datum: 25.12.2019
Position: Am Anker vor Grenada
Wetter: Lufttemperatur: 31° C, Wassertemperatur: 28°C, Windrichtung: E, Windstärke: 2
Autorin: Lea

Wir liegen am Anker vor Grenada und es ist der 25. Dezember: Weihnachten!

Weihnachten? Ja, hier in der Karibik feiert man Weihnachten am 25. Dezember. Das letzte Adventskalendertürchen war schon geöffnet, wir waren alle gespannt, wie denn nun Weihnachten hier auf dem Schiff sein würde.

Früh am Morgen ist eine Gruppe der Schiffsbesatzung mit den Dinghis an Land gefahren und hat nach einem schnellen Tee oder Kaffee und einer Banane den katholischen Gottesdienst besucht. Dort wurden sie sehr herzlich empfangen. Der Gottesdienst selbst hat sich im Wesentlichen nicht sehr stark von zu Hause unterschieden, es wurde gesungen, der Pfarrer hat eine kleine Predigt gehalten und es gab Brot und Wein, welcher etwas ungewöhnlich geschmeckt hat. Die Leute, die nicht im Gottesdienst gewesen sind, haben den Tag entweder zum Ausschlafen genützt oder haben noch das Wichtelgeschenk weiter gebastelt.

Als alle wieder an Bord waren, wurde gemeinsam ein besonderer Brunch vorbereitet. Zur Feier des Tages wurde reichlich aufgeboten: Neben dem gewöhnlichen Obstsalat, Brot, Marmelade und O-Saft gab es Panecakes, Grießbrei, Brot vom Bäcker aus Grenada, Avocado, Wassermelone und eine große Wurst- und Käseplatte, was wirklich besonders war, da es in der zweiten Etappe für jeden immer nur eine Scheibe Käse zum Frühstück oder Mittagessen gab. Doch auf Grenada haben wir unseren Proviant wieder aufgestockt. Als wir uns alle sehr, sehr satt gegessen haben, gingen die Vorbereitungen für den Weihnachtsabend los.

Von unserem Weihnachtskomitee wurden alle eingeteilt, um entweder einen Gang des Weihnachtsmenüs vorzubereiten, das Hauptdeck zu dekorieren, oder eine Ankerwache zu übernehmen. Nebenbei wurden in der Bibliothek, der Messe und der Last noch unter großen Anstrengungen bis zur letzten Minute die Wichtelgeschenke fertiggestellt. Kurz vor 17:00 Uhr haben wir uns fertig gemacht, um in unseren schönsten Kleidern auf dem Achterdeck zu stehen. Ben am Saxophon, Theresa an der Querflöte, Kathi am Horn und Samuel an der Trompete spielten uns zum Anfang einen Andachtsjodler – etwas ungewohnt bei 30° am Meer, aber trotzdem schön weihnachtlich. Für jeden gab es ein kühles Getränk, Julia hat mit Martin und Theresa etwas vorgesungen und es gab einen Tanz, den Jasper ein paar Schülerinnen und Schülern beigebracht hatte: den Friesenrock. Was uns noch besonders gefreut hat, war ein Weihnachtsbrief von unseren Eltern an die gesamte Besatzung, sowie ein Brief von den Vorsitzenden der Stammbesatzung, die Ruth vorgelesen hat. So kamen ein paar weihnachtliche Grüße aus der Heimat zu uns in die Karibik.

Anschließend haben wir uns auf unser schön dekoriertes Hauptdeck begeben. Wir haben einen kleinen geschmückten Plastikweihnachtsbaum aufgestellt, unser Adventskranz aus Tampen stand daneben und über uns haben wir die Flaggen von den Ländern unserer Route aufgehängt. Die Tische hatten wir mit Tischdecken überzogen, Teelichter in geschmückten Marmeladengläsern spendeten eine gemütliche Atmosphäre und auf den hübschen selbstgeschriebenen Menükarten konnte man sich über das Weihnachtsessen informieren. Als Vorspeise gab es einen Salat, zum Hauptgang Rinderbraten mit Rotkraut und Kartoffelknödel und zum Nachtisch gab es ein leckeres Beerentiramisu. Damit jeder etwas von dem schönen Abend hat, haben alle mit angepackt und beim Servieren oder Abspülen der Gänge geholfen. Am Tisch konnte man sich gemütlich unterhalten und zwischendurch gab es ein paar Musikstücke oder Geschichten zum Lauschen.

Als wiedermal alle an diesem Tag sehr satt und glücklich waren, kam dann schließlich das „Christkind“. Mit ein bisschen Fantasie hätte man darin Corinna, unsere Wachführerin mit einem weißen Laken umgebunden und einer Lichterkette in den Haaren erkennen können. Also theoretisch. Das Christkind hatte in seinem Sack – ein Muskatnusssack aus Grenada – unsere Wichtelgeschenke, auf die wir schon lange hingearbeitet haben. Auf Teneriffa wurden Materialien besorgt, in der Last wurde geschnitzt und geschliffen und in der Bibliothek wurde sich mit der spinnenden Nähmaschine geärgert. Doch jetzt waren wir gespannt, was denn nun aus unserer Arbeit geworden ist. So packten wir alle unserer kleinen (manchmal auch großen) Geschenke aus und freuten uns riesig über die unfassbar hübschen Dinge. Um einen kleinen Einblick in die vielseitigen Ideen zu geben, hier ein paar besonders tolle Stücke: aus Holz gefertigt gab es einen wunderschönen Brieföffner, einen verzierten Stab, um die Haare zusammenzuhalten oder auch beschriftete Holzschilder mit Magneten daran. Aus Stoff und Leder erfreuten Kissen, Kappen und Hosen die Empfänger. Oft zu sehen gab es das Motiv der Thor mit Vollzeug, so wie unser Rufzeichen: DKQH.

Gemeinsam haben wir noch unter Gitarren-, Ukulelen- und Cajonbegleitung ein paar Lieder gesungen, doch mussten wir viel früher als für einen Weihnachtabend um 22:00 schon wieder mit Aufräumen anfangen. Zu Hause hätte man am nächsten Tag nach dem Ausschlafen gemütlich aufgeräumt, doch da wir am folgenden Tag Richtung Panama aufbrechen wollten, sollten wir um 23:00 im Bett sein, um am nächsten Tag mit voller Konzentration den Anker hieven zu können.

Unser Weihnachtstag war also zu Beginn etwas stressig – gehört doch aber auch irgendwie dazu –, entwickelte sich aber dann zu einem schön gestalteten, gemütlichen Abend. Durchaus anders, aber wir sind hier eben bei 25° mit 50 Leuten auf einem Segelschiff.

Menu