Autoren: Merle und Nico
Für einen Tag ein bisschen Ruth spielen. Das bedeutet Tagesprojektleitung. Normalerweise organisiert Ruth bei den Landaufenthalten alles. Zum Beispiel Busfahrten, Essen, unsere Unterkunft, Ausflüge und so weiter. Doch bei den großen Landaufenthalten Panama und Kuba wird diese ehrenvolle Aufgabe immer täglich an zwei KUSis abgegeben. Am ersten Tag im tropischen Regenwald durften wir, Merle und Nico, diese Aufgaben übernehmen.
Der Stress beginnt immer mit einem Gespräch am Vorabend. Während Ruth uns ganz munter das zu erledigende vorträgt, gefriert uns vor Angst das Mark in den Beinen. Danach werden wir ins kalte Wasser geschmissen.
Für uns hieß das, das Programm mit dem Campleiter Miguel oder Fabricio mit unserem bisherigen erlernten, sehr brüchigen Spanisch abzuklären. Ebenso mussten wir mit Yaneth, der Frau von Miguel, in einer grammatikalischen Sülze besprechen, wann und was es zu essen gibt. Vorbereitet haben wir das mit unserem besten Freund, das geliebte Spanischwörterbuch.
Beim Abendessen durften wir unsere erste Ansage machen. Wir stellten uns den Augen 32 neugieriger KUSis, den Augen einer erfahrenen Projektleitung und den Augen unseres Biologie-Chemielehrers Michael.
Wir erzählten, dass für den morgigen Tag eine Wanderung und eine Führung durch den tropischen Garten geplant war. Von Ruth hatten wir den Tipp bekommen, die KUSis in zwei Gruppen aufzuteilen. Es stellte sich als sehr angenehm heraus, wir konnten den Regenwald und die tropischen Pflanzen aus dem Garten viel besser erleben. Sonst erklärten wir noch die Ausrüstung und die Essensplanung für den nächsten Tag an.
Am nächsten Morgen erwachten wir mit dem Gefühl, jetzt für alles Verantwortlichen zu sein. Und in der Hoffnung, dass jegliche Horrorszenarien, die wir uns am Vorabend in unseren Hängematten ausgemacht hatten, nicht eintreten würden.
Nach dem Frühstück hieß es losgehen und trennen. Jeder von uns Tagesprojektleitern ging bei einer Gruppe mit. Jetzt waren wir endgültig auf uns allein gestellt. Doch die Einsamkeit währte nicht lange. Zu Mittag trafen wir uns zu Freyas Referat über den tropischen Regenwald wieder. Am Nachmittag tauschten wir unsere Aktivitäten. Zufällig trafen am frühen Abend beide Gruppen am Fluss aufeinander. Das war nicht geplant. So entstand ein größeres Kuddelmuddel, da noch ein Krabbeltierabtötungsbad einzunehmen war und außerdem noch Lukas Vortrag zu den Blattschneideameisen anstand. Schlussendlich schafften wir es, die KUSis zu beruhigen. Wir hatten erst einen sehr interessanten Vortrag direkt vor einem Blattschneideameisenbau, bevor der frische Fluss auf uns wartete.
Nach dem Spaß im Fluss klang der Abend mit einigen Spielen aus, nur für uns stand noch das große Feedbackgespräch an. Wir sollten erfahren, wie wir uns als Tagesprojektleitung geschlagen haben.
Zitternd setzten wir uns gegenüber von Ruths und Michaels furchteinflößenden Blicken an den Tisch. Unser Herz setzte aus. In dem Feedbackgespräch der Tagesprojektleitung wird der ganze Tag einmal besprochen. Es wird besprochen was gut, und was weniger gut lief. Außerdem werden Tipps gegeben, was wir bei unserer Tagesprojektleitung in Kuba anders machen könnten oder auch was wir den anderen Kusis für Tipps mitgeben könnten. Nach seinem eigenen Projektleitungstag werden nämlich immer die Erfahrungen oder Tipps mitgeteilt. So können die anderen KUSis an ihrem Projektleitungstag die Tipps berücksichtigen und es besser machen.
Nach dem Gespräch war alle Last von uns genommen, vielmehr wurden wir von Ruth und Michael in unserer Planung und Ausführung des Tages bestärkt, und wir konnten uns nach 24 Stunden wieder entspannen.
Denn eins müssen wir euch noch sagen, der Horror den wir beschrieben haben, entspricht sicherlich nicht der Wahrheit. Tagesprojektleitung ist eine echt coole Erfahrung. Mit dem Spanisch war es eigentlich auch nicht schlimm, die Einheimischen waren immer sehr verständnisvoll und freundlich. Auch mal die Leitung über die Gruppe zu übernehmen, ist etwas Tolles. Für alle, auf die die Tagesprojektleitung zukommt, ihr solltet keine Angst davor haben und euch darauf freuen, einmal ein bisschen Ruth zu sein!