Datum: 17.10.18
Mittagsposition: 52°20,5′ N; 003°09,2′ E
Etmal: 147 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15°C, Wassertemperatur: 16°C, Wind: SWW2
Autorin: Emilia
Nachdem die Wache vier in der Nacht von Montag auf Dienstag als erstes die raue Seeluft der Nordsee geschnuppert hat und den damit verbundenen stärkeren Wellengang gespürt hat, kitzelte die Seekrankheit den einen oder anderen Magen und machte sich so bemerkbar. Damit trotz dieser kleinen Komplikationen der Wachbetrieb problemlos weiter laufen kann, folgt nun eine Anleitung für die perfekte Wache:
Man nehme: warme Kleidung, Gurt, eine handvoll motivierte Schüler plus humorvolle Wachführer, Seefestigkeit, genügend Schlaf, heißen Tee, gute Laune und – nicht zu vergessen – Süßigkeiten zur Motivation!
1. Die kommende Wache wird durch die aktuelle Wache 30 Minuten vor Wachbeginn liebevoll und verantwortungsbewusst geweckt. Dabei wird über das aktuelle Wetter informiert, sodass die Kleidung darauf abgestimmt werden kann.
2. Dem Wetter entsprechend wird sich dann in Ölzeug, Skiunterwäsche und Gummistiefel oder in kurze Hose und Shirt eingekleidet.
3. Fünf Minuten vor Beginn der Wache wird sich mit Sicherheitsgurt, viel Motivation und Konzentration auf dem Achterdeck zur Wachübergabe getroffen. Nun werden Informationen zu absolvierten Manövern, gesetzten Segeln, aktuellem Kurs und erledigten Aufgaben übergeben. Danach wird die aktuelle Wache mit „Gode Ruh“ verabschiedet und die kommende Wache mit „Gode Wacht“ begrüßt.
4. Damit die Wachübergabe abgeschlossen ist, werden die Positionen des Rudergängers und der beiden Ausgucke neu besetzt. Dabei wird der Rudergänger von dem vorherigen Rudergänger über den aktuellen Kurs und die Ruderlage informiert. Der Ausguck sollte ausgeschlafen sein, sodass er nicht in Tiefschlaf verfällt, obwohl er sich länger nicht bewegen wird.
5. Nun muss immer zur halben Stunde die Sicherheitsronde und die Maschinenronde gegangen werden. Bei der Sicherheitsronde wird mit Hilfe einer Checkliste der allgemeine Zustand des Schiffes gründlich überprüft. Zum Beispiel wird der Wasserstand im Unterboden des Schiffes überprüft oder es wird eine Brandkontrolle in Last, Bibliothek und Messe durchgeführt. Zudem wird das Deck kontrolliert und eventuell Tampen aufgeschossen.
Bei der Maschinenronde wird der Dieseltank nachgefüllt, die verschiedenen Temperaturen der Maschinenflüssigkeiten, beispielweise des Kühlwassers, überprüft und Teile der Maschine nachgefettet. Das Ganze wird in einem Formular dokumentiert und lässt sich in einer Checkliste nachlesen.
6. Sowohl die Positionsbestimmung und die Bestimmung des Wetters wird stündlich vorgenommen. Bei der Positionsbestimmung werden die GPS-Koordinaten der aktuellen Position mit Hilfe eines Geodreiecks ordentlich in die Karte und in das Brückenbuch eingetragen.
Zu der Bestimmung des Wetters gehört die Dokumentation von Temperatur, Luftdruck, Wassertemperatur, Bewölkungsgrad und Windrichtung.
Das Brückenbuch wird mit allen Ergebnissen und Daten der verschiedenen Ronden und Aufgaben befüllt.
7. Werden alle diese Aufgaben gründlich und verantwortungsvoll erledigt, entsteht eine perfekte Fahrwache und der Rest des Schiffes kann sich sorglos auf die führende Wache verlassen.