Datum: 19.10.18
Mittagsposition: 50° 15,9‘ N, 002° 51,1‘ W
Etmal: 107 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15 °C, Wassertemperatur: 16,5 °C, Wind: NEE2
Autorin: Theresa
Frühstück
Zuhause: Wie an jedem normalem Wochentag in der Schulzeit stehe ich um 7 Uhr schlaftrunken in der Küche und mache mir mein Frühstück: ein volle Müsli-Schale mit reichlich Jogurt. Ich begebe mich ins Wohnzimmer und bringe mit größter Mühe ein „Guten Morgen“ über meine Lippen.
An Bord: Um 5:30 Uhr werde ich aus meinem Tiefschlaf geholt. Ich habe heute Backschaft und muss mich bis 6.00 Uhr in die Kombüse begeben. Während ich noch meine Augen versuche aufzubekommen, steht auch schon die erste Aufgabe an: das Obst für den Obstsalat schneiden. Da wir hier an Bord eine Mannschaft von 50 Personen haben, wartet eine riesige Obstschale darauf, von mir und meinen drei Mitbackschaftern bearbeitet zu werden.
Der Obstsalat steht nun bereit, verzehrt zu werden, und ich trage ihn runter in die Messe. Bei Seegang erweist sich dies aber als eine nicht allzu leichte Aufgabe, die fast immer mit ein wenig Taumel bewältigt wird. Unten angekommen heißt es Tisch decken. Liegen 50 Teller an Platz und Stelle, kann gefrühstückt werden und die erste Wache, die um 7 Uhr in die Messe strömt, gibt der Backschaft schon die ersten Bestellungen zu ihrem Obstsalat mit oder ohne Müsli auf. Da in der Messe jedoch zu wenig Platz ist, damit sich jeder sein Essen selber holen kann, bedient die Backschaft jeden Morgen jeden Tisch. Der Obstsalat, der Jogurt und das Müsli sind jedoch rationiert, damit auch jeder etwas bekommt. Ist nun die nächste Wache gegen halb 9 fertig, kann auch die Backschaft endlich zuschlagen und die wichtigste Mahlzeit des Tages zu sich nehmen. Abdecken und endgültig abspülen heißt es dann gegen 10 Uhr, wenn Wache 1 und 2, die aufgrund ihrer Nachtwache später frühstücken dürfen, mit dem Essen fertig sind.
Mittagessen
Zuhause: In meiner Mittagspause am Donnerstag begebe ich mich auf meinen Weg zu dem Dönerladen neben der Schule. Fünf Minuten nach meiner Bestellung halte ich mein warmes Mittagessen schon in der Hand und verzehre es mit vollem Genuss.
An Bord: Seit einer Stunde stehen wir in der Kombüse und schälen 100 Kartoffeln, damit auch die ganze Besatzung von unserem Kartoffelgratin satt wird. Zum Glück können wir währenddessen Musik laufen lassen und begleiten unsere Arbeit mit mehr oder weniger gekonnten Gesangs- und Tanzeinlagen. Durch den Seegang muss man jedoch immer ein Auge auf alle Küchenmaterialien haben, die Zuhause gerne auf dem Küchentresen liegen gelassen werden. Aus diesem Grund ist es sehr sinnvoll, alle herumliegenden Dinge an einem Ort zu befestigen, sonst kann eine große Sauerei entstehen.
Pünktlich um 12 Uhr gehe ich mit der Handglocke im Schiff herum, damit alle wissen, dass das Mittagessen nun bereit steht, um an den Bull-Eyes am Hauptdeck ausgegeben zu werden. Nach einer kurzen Ansprache, was die Backschaft nun gekocht hat, folgt wie nach jeder Mahlzeit die stille Minute. Ertönt das Klingeln, dass diese beendet ist, rennen schon die ersten Hungermäuler zu den Bull-Eyes und eine Warteschlange bildet sich schneller als wir gucken können. Sind nun alle versorgt, kann sich die Backschaft endlich auch ihre Mägen mit Kartoffelgratin vollschlagen, bevor 50 Teller in der Kombüse mit Freude abgewaschen werden.
Kaffee und Kuchen
Zuhause: Dort kommt es durchaus des Öfteren vor, dass ich von Heißhungerattacken am Nachmittag zum heimischen Kühlschrank getrieben werde. Trotz der vielfältigen Auswahl ziehe ich für gewöhnlich die ungesünderen Lebensmittel vor und verschwinde mit dem leckerem Snack auf mein Zimmer.
An Bord: Um 15.00 Uhr schallt die Klingel wieder über das Hauptdeck. Zum Kaffee und Kuchen versammeln sich alle, bis auf die Fahrwache, wieder auf dem Hauptdeck. Heute gibt es als „Kuchen“ Apfelkompott mit Zimt und Zucker. Da man sich hier an Bord nicht wie Zuhause einfach so einen Snack aus dem Kühlschrank holen kann, wird diese Mahlzeit sehr geschätzt.
Abendessen
Das Abendessen unterscheidet sich eigentlich am wenigsten von den Ritualen Zuhause und hier an Bord. Eine kalte Brotzeit wird aufgedeckt und um 18 Uhr ertönt das mittlerweile bekannte Signal: die Klingel. Nach einer stillen Minute werden nach Bedarf die warmen Reste des Mittagessen ausgeteilt. Ist die ganze Besatzung versorgt und satt, kann sich die Backschaft endlich auch niederlassen und selber zu Abend essen. Die Arbeit ist nun noch nicht vollbracht, denn reichlich viel Besteck, Teller, Gläser und Tassen warten darauf, zum letzten Mal für heute abgespült zu werden. Gegen 21 Uhr sind wir mit dem Abwasch fertig und eine müde Backschaft steht erschöpft von dem langen Tag in der Bordküche. Die letzte Aufgabe muss nun aber noch vollbracht werden: die Kombüse muss genauso sauber hinterlassen werden, wie sie aufgefunden wurde. Ist dieser Abschluss erledigt, können wir in unsere Kojen und in unseren langersehnten Schlaf fallen, der genauso wie die vorherige Nacht nicht durch eine dreistündige Nachtwache unterbrochen werden muss. Außerdem bringt der Backschaftsdienst noch einen immensen Vorteil mit sich: man darf an diesem Abend duschen ohne auf den vorgegebenen 3-Tage-Rhythmus achten zu müssen.
Alles Gute zum Geburtstag, Laura!