Datum: 24.01.2019
Ort: Matanzas, Colon
Autoren: Lukas, Titus
Matanzas: „Athen Cubas“; „Venedig Cubas“; 120.000 Einwohner; 100 km östlich von Havanna
Kleingruppe: Anna-Lena, Gereon, Theresa, Lukas, Lucie, Titus, Kasia und Paul
Durch auf Papier gebundene Informationen bildeten und prägten in Lonely Planet und Co. unseren ersten Eindruck von unserem Reiseziel Matanzas:
- “Kubas sowieso schon mäßige Küche erreicht in Matanzas einen ihrer Tiefpunkte“.
- “Matanzas ist ein kulinarisches Ödland.“
- „Mit ihren in die Jahre gekommenen Gebäuden und den luftverpestenden Autos ist die Stadt zweifellos nur noch ein Schatten ihrer einstigen Pracht.“
- „Ausgesprochen viele Gründe nach Matanzas zu kommen gibt es nicht.“
- „Die einst üppigen Blüten der Kulturlandschaft sind jedoch mittlerweile weitgehend verwelkt.“
Mit diesen Informationen starteten wir unsere Reise, blickten aber auf das prächtige Teatro Sauto, die gelobte Stadtdisko, ein altes Kino und auf eine spannende Heimfahrt mit der Hershey-Bahn und vielem mehr voraus.
Unsere Kleingruppenexpi begann schon am Vorabend. Gemeinsam aßen wir das in der folgenden Woche noch öfters wiederkehrende Menü: Pizzas und Spagetti. Im Anschluss erkundeten wir gemeinsam Havannas Altstadt bei Nacht, fanden leckere Kuchen und schöne Kunstgalerien.
Da Matanzas nah an Havanna liegt, konnten wir ausschlafen und als letzte aufbrechen. Mit Oldtimern ging es zum Busbahnhof und mit dem Bus nach Matanzas. Angekommen, mussten wir feststellen: Von der im Vorhinein gebuchten Casa Particulares hatten wir einen Namen, eine Telefonnummer und eine Hausnummer, aber keine Straße. Auf gut Glück liefen wir in Richtung Centro, fanden dort einen freundlichen Kubaner, der uns zu unserer Unterkunft führte. Unsere Casa war wirklich eine der schöneren, mit einer älteren, netten Vermieterin. Wir luden unsere Rucksäcke ab und erkundeten Matanzas. Die Straßen sind durchnummeriert und ziehen sich schachbrettartig durch die ganze Stadt. Wir sind uns noch immer nicht einig, ob die Stadt „Cubas Venedig“ wegen der zwei Flüsse, die durch die Stadt führen, genannt wird oder aufgrund der Rinnsale, die an jedem Straßenrand als Abwasserkanal dienen.
Wir fanden eine alte Kirche und aßen leckere Guaven. Gegen Abend machten wir uns hungrig auf die Suche und fanden eine „Cafetería“, die preiswerte warme Brote mit zum Beispiel Schinken oder Omelette und verschiedene Fruchtsäfte, darunter Pfirsich oder Guave, anbot. Es schmeckte uns so gut, dass für uns fast feststand, dass dies nicht unser letzter Besuch war.
Wie die folgenden Morgen frühstückten wir in unserer Casa mit vielen Früchten und Kakao. Den Vormittag verbrachten wir in Kunstgalerien, einem Museum und einer eher enttäuschenden Buchbindewerkstatt. Den Nachmittag nutzten wir zur Informationsbeschaffung. Leider fanden wir heraus, dass das prächtige Teatro Sauto seit mehreren Jahren renoviert wird, die gelobte Stadtdisko vor längerem geschlossen hat, der Projektor des alten Kinos kaputt ist und die Hershey-Bahn seit zwei Jahren in Frankreich repariert wird. Dafür folgten wir unseren Ohren und fanden uns bei einer Probe einer Rockband wieder, die Freitag auftreten würde und erfuhren von einem Hip-Hop Festival in Colón, einer Stadt nicht weit von uns entfernt. Die Mitarbeiter der Cafeteria erkannten uns wieder.
Am nächsten Morgen ging eine Gruppe in einen kubanischen Gottesdienst, die andern waren joggen. Den restlichen Vormittag nutzten wir, um unsere Reise nach Colón und unser Nachmittagsprogramm zu planen. Nach einigen Peso-Pizzen fuhren wir mit dem Bus zu den Cuevas de Bellamar. Das sehr großen Tropfstein-Höhlensystem kann teilweise besichtigt werden. Dies war der erste Ort, an dem wir auf viele andere Touristen in Matanzas stießen. Vermutlich kamen sie aus der nahen Touristenhochburg Varadero in Rahmen eines Tagesausfluges in die Arbeiterstadt. Abends probierten wir ein anderes Restaurant aus.
Für Theresas Geburtstag besorgten wir natürlich einen Kuchen. Für den restlichen Tag hatten wir einiges geplant: Wir besuchten ein Castillo, eine alte Festung, und fuhren etwas heraus aus Matanzas ans Meer. Baden ging schlecht, außerdem war das Wasser nicht das sauberste, aber man konnte auf den schönen Felsen spazieren. Abends aßen wir bei einem sehr guten Italiener und waren bei dem Rockkonzert, in dessen Probe wir vorgestern gestolpert waren. Die Band hieß “Rice and Beans“, die Stimmung war super, ein Highlight der Woche.
Am nächsten Morgen brachen wir früh, ohne Frühstück, auf und verabschiedeten uns von der Casa. Ein letztes Mal gingen wir zu unserer Stammcafeteria und bestellten noch einmal richtig viel Essen. Gut gestärkt machten wir uns dann auf zum Busbahnhof, wo wir direkt von Tausenden von Taxifahrern angequatscht wurden, doch nach einiger Zeit fanden wir auch einen Minibus, der nach Colón wollte. Die Fahrt war sehr entspannt und wir hatten noch einmal nach der langen Nacht am Tag davor Zeit zu schlafen. Angekommen in Colón waren wir ersteinmal überrascht, wie klein die Stadt war. Nach einem kleinen Mittagessen, dass aus Reis mit Bohnen und Wurzelgemüse bestand, machten wir uns auf die Suche nach einer neuen Unterkunft. Letztendlich schliefen wir in einer Kirche. Leider konnten wir nicht mehr auf das Hip-Hop-Festival, da die Kirche um halb zehn schloss. Trotzdem hatten wir einen wunderbaren Tag, nicht zuletzt, weil uns Roberto, ein Freund der katholischen Kirche, die Stadt zeigte und uns bis abends begleitete.
Die Rückreise begann früh, da wir die Kirche noch vor der Morgenmesse verlassen wollten. Von Roberto begleitet liefen wir zum Busbahnhof und verabschiedeten uns von unserem neuen Freund. Als wir uns für den Bus anstellten, wurde uns erst bewusst, wie lange wir wohl warten mussten, denn es stellten sich weit mehr Menschen an, als es Plätze im Bus gab. Zudem wurde sehr viel gedrängelt und geschubst. Nach drei Stunden und zwei verpassten Bussen kamen wir dann aber doch in einen Bus. Spät nachmittags erreichten wir unser Hotel, wo wir nach einer Woche wieder all unsere Mit-KUSis trafen.
Das Reisen in kleinen Gruppen war eine willkommene Abwechslung, doch nach einer Woche freut man sich sehr, all die vertrauten Gesichter wiederzusehen und von den Erlebnissen der anderen zu hören.