Datum: 04.03.2019
Ort. Bermuda, St. Georges
Wetter: Lufttemperatur: 21°C, Wassertemperatur: 20°C, Wind: SW2
Autor: Friedrich
I am sailing I am sailing home again cross the sea.
I am sailing stormy waters I am sailing to be free.
(Rod Stewart)
Heimwärts - ein komisches Gefühl. Vieles ändert sich. Die warme Zeit der Reise ist nun vorüber und von nun an wird es stetig kälter und windiger. Denn wir überqueren erneut den Atlantik, dieses Mal auf den nördlichen Breitengraden. Im Gegensatz zur ersten Atlantiküberquerung ist diese Überquerung unsere Heimreise.
Am Anfang der Reise waren die Ziele unseres Abenteuers Karibik, Panama und Kuba. Dort waren wir jetzt bereits und mit dem Verlassen der Bermudas beginnt für mich persönlich auch wirklich die Heimreise. Wir haben in den bisherigen viereinhalb Monaten unglaublich viel erlebt und ehe wir uns versehen, sind wir schon wieder auf dem Rückweg auf dem Atlantik. Wenn ich an die Rückreise und an Zuhause denke, bin ich mir unsicher, was ich denn jetzt möchte: Ankommen oder Weitersegeln? Denn Ankommen heißt zum einen, seine geliebte Familie wiederzusehen. Zum Anderen heißt es auch, die Thor, sein altneues Zuhause, zu verlassen. Es ist ein Zwiespalt: Man möchte am liebsten beides, aber das ist leider unmöglich.
Mit dem Anbruch dieser Etappe ändert sich wieder einiges. In gewisser Weise erinnert es mich an die erste Etappe. Das Wetter ist stürmisch und der Seegang nimmt wieder deutlich zu. Man kann sich wieder in seine Decke kuscheln, ohne komplett zu schwitzen, und das Ölzeug wird wieder unser treuer Begleiter. Gleichzeitig beginnen auch hier an Bord Vorbereitungen für Zuhause. Wir haben ab jetzt Schulstunden, Additum, in denen wir die Fächer die hier an Bord nicht unterrichtet werden selbstständig nachholen können.
Wenn man jetzt Gespräche führt, unterhält man sich immer öfter über Zuhause. Die Gedanken schweifen immer wieder nach Hause und man denkt daran, was man Zuhause wieder machen möchte.
Die Bermudas waren der letzte Stopp in der Neuen Welt, bevor wir wieder auf die Azoren und somit wieder nach Europa kommen. Man spürt förmlich die Vorfreude, in heimische Gefilde zu kommen. Denn nachdem wir jetzt so lange unterwegs waren, sind die Azoren als Teil des europäischen Kontinents auch schon wieder Heimat.
Interessanterweise ist es für mich kein Heimweh oder ähnliches, nur eine riesige Vorfreude auf Zuhause. Ich freue mich auf die Gemütlichkeiten von Zuhause, am Wochenende auszuschlafen oder einen Alltag mit weniger Verpflichtungen zu haben.
Aber dennoch genieße ich jede Sekunde und jeden Augenblick hier an Bord, denn es ist ein riesiges Geschenk und am Ende vergeht die Zeit doch viel zu schnell.
Wenn ich auf den letzten Teil des Zitates I am sailing to be free) schaue, merke ich, was einem das Segeln bedeutet. Man fühlt sich frei. Wenn einem der Wind ins Gesicht peitscht oder auf die Wellen und den Horizont schaut, dann merkt man, welche Stimmung das Meer hat, und mir wird klar, dass auch das Meer inzwischen unsere Heimat ist. Und bis wir wieder unsere Füße auf Festland setzen, segeln wir und genießen alles, sei es auch mal nicht so angenehm.
Denn ab jetzt geht es stetig nach Osten und die Zeit die wir hier an Bord haben ist begrenzt.
Und während wir weiter durch die stürmischen Gewässer des Nordatlantiks segeln, begleitet uns die Vorfreude auf Zuhause. Aber am Ende sind wir sowohl hier als auch in Deutschland zuhause.
Aber bis diese Reise in Deutschland zu Ende geht, segeln wir.
Segeln mit Leidenschaft.
Segeln und genießen die Weite des Meeres bis wir im April wieder nach Hause kommen.