Datum: 01.04.2019
Autor: Matthias
Ein unscheinbares, DIN-A4-großes Buch mit dem seltsamen Titel „Buch der Bücher“ steht in einem Regal in der Bordbücherei zwischen „world ocean reviews“ und Kochbüchern. Sobald man es aufschlägt, findet man auch schon das Erscheinungsdatum: 2014. Der Umschlag ist handgefertigt und schön bemalt. Der silber-graue Schriftzug „Buch der Bücher“ ziert den braunen Hintergrund, welcher von einem grünen Rand umrandet wird. Die Rückseite ist von mehreren Streifen Panzertape beklebt, genauso wie die Ober- und Unterseite, da es regelmäßig benutzt wird und vor dem Zerfall geschützt werden muss.
104 seiner Seiten sind beschrieben, davon 22 Seiten vom KUS-Jahrgang 14/15, 14 Seiten vom Jahrgang 15/16, wieder 22 Seiten vom darauf folgenden Jahrgang (16/17), 16 Seiten vom letzten (17/18) und vom aktuellen KUS-Jahrgang 18/19 sind 24 Seiten beschrieben.
Diese Rarität unter den Büchern stellt sich nach zahlreichen Nachforschungen als „Bordbibliothekar“ heraus, in den jedes entliehene Buch eingetragen wird. Zuerst trägt man die einzigartige Kennung aus einem Buchstaben (Buchkategorie) und den ersten drei Buchstaben des Nachnamens des Autors ein. Dann folgt der vollständige Name des Autors und daraufhin der Buchtitel. Anschließend wird der Name oder Spitzname des Schülers und zum Schluss das Entleih- und Rückgabedatum eingetragen. Dadurch, dass die Bibliothek von allen Menschen an Bord häufig genutzt wird, braucht sie auch Regeln.
Die beiden Entleih- und Rückgabedaten sollten nicht weiter als zehn Tage auseinander liegen, da dies die Ausleihfrist ist. Zum Einhalten der Regeln gibt es die beiden Bibliotheksbeauftragten, welche sich auch um den samstagabendlichen Film kümmern. Zudem müssen sie immer die aktuellen Reiseführer herausholen und neue Bücher der Bibliothek hinzufügen. Jeder Schüler hat am Anfang der Reise zwei seiner Lieblingsbücher mitgebracht, welche nun auch in der Bibliothek stehen.
Somit verfügt die Bibliothek über gut 700 Bücher, und es ist gar nicht so leicht, sich zu entscheiden, welches man zuerst lesen will. Man kann sich aber gute Tipps bei den Leseratten holen, welche fast ununterbrochen ihre Freizeit damit verbringen, ihre Bücher zu lesen. Zu diesen gehört neben Jakob, dem Stammmitglied, welches sich um die Bibliothek kümmert, auch KUS-Schülerin Vivi, welche sich bereit erklärt hat, uns ein wenig über das Buch der Bücher und die Biliothek zu erzählen.
Frage: Wie viele Stunden verbringst du an einem Tag in der Bibiothek?
Antwort: Das kommt darauf an, ob wir an Land sind, oder ob ich Unterricht bzw. Wache habe. Meistens sind es zwei bis drei Stunden.
F: Und was ist dein Lieblingsgenre?
A: Meistens lese ich Fantasy, aber auch gerne englische Bücher.
F: Und wie viele hast du bisher entliehen?
A: Naja, das dürften so um die 20 sein. Ich habe auch welche auf den Kuba-Landaufenthalt mitgenommen.
F: Liest du in der Koje oder lieber in der Bib?
A: Am besten gefällt es mir, in der Bib zu lesen, weil da auch meistens andere Menschen sind, die lesen oder mit denen man sich über Bücher unterhalten kann. Manchmal kommt es aber auch vor, dass es dort sehr laut ist und dann verziehe ich mich lieber in meine Koje.
Doch was macht das Buch der Bücher als Buch so besonders? Wenn man dieser Frage nachgeht, dauert es nicht lang, bis man die Lösung hat: An Bord gibt es nicht sehr viele Freizeitbeschäftigungen. Neben Schlafen oder dem Spielen von Gesellschafts- oder Kartenspielen kann man ja nicht mal eben ins Kino oder Freibad. Deswegen verbringen viele der Jugendlichen ihre Freizeit damit, Bücher zu lesen. Somit steht das Buch der Bücher als Überkategorie für Freizeit.
Hier noch eine kleine Statistik:
Das meist ausgeliehene Buch ist „Erebos“ von Ursula Poznanski. In unserem Jahrgang wurde es bisher 17 Mal ausgeliehen. Darauf folgt die Trilogie der „besonderen Kinder“ von Ransom Riggs. Aber Bücher wie „Fire & Frost“ (Elly Blake) oder „Die Kampagne“ (David Baldacci) sind trotzdem oft schwer zu ergattern. Und wenn diese in der Bib stehen, sind sie sehr schnell wieder in einem Kammerfach für die nächsten neun Tage verschwunden.
Nachdem man sich für ein Buch entschieden hat, trägt man es ein und schließt das Buch der Bücher. Damit ist der Job des Buches getan und die Schüler freuen sich auf ein weiteres Abenteuer aus der realen oder der Traumwelt.