Bericht vom Probetörn 2019

Autorin: Felicitas

Bei dem Probetörn wurden alle ausgewählten 52 Bewerber zu einer Woche nach Sunsacker eingeladen. Dabei lernten sich die Bewerber besser kennen und die Betreuen schauten, ob man auch zu dem Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ passt.

Tag 1: Anreise
Auf der Zugfahrt von München über Hamburg, Braderup nach Sundsacker hatten wir alle viel Spaß. Wir spielten eine Menge und lernten uns so schon viel besser kennen. Als wir dann in Sundsacker ankamen, durften wir uns selbstständig auf die Hütten aufteilen. Am Abend kochte uns Thor, der Koch, noch ein leckeres Abendessen.

Tag 2: Info & Orga
Wir starteten in den sonnigen Montag mit „Run and Dip“: Zuerst joggten wir eine halbe Stunde und sprangen danach in die Schlei. Nach dem Frühstück hielt uns Ruth einen interessanten Vortrag, in dem wir sehr viel über den großen Törn erfuhren.

Da wir beim Probetörn ja nicht auf der Thor Heyerdahl, sondern in 5 Kuttern unterwegs waren, teilten wir uns mittags in unsere „Kuttergruppen“ und hier nochmal in Kleingruppen mit unterschiedlichen Aufgaben auf: In der Gruppe „Backschaft“ war man verantwortlich für die Verpflegung, „Navigation“ für die Route und Zeiteinteilung des Tages, in der „Zeltgruppe“ dafür, dass das Lager gut auf und auch wieder abgebaut wird und die „Sicherheitsgruppe“ war dafür verantwortlich, dass alle an Board Schwimmwesten trugen und mit Sonnencreme eingeschmiert waren.

Alle zusammen planten wir, was wir die nächsten Tage essen wollten. Am Nachmittag ging das „Backschafts“-Team einkaufen, wobei sich herausstellte, dass es gar nicht so einfach war, die Mengen richtig einzuschätzen. Die anderen Gruppen lernten etwas über ihre einzelnen Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Diese Kleingruppen wechselten jeden Tag mal durch, so dass jeder einmal jede Aufgabe übernommen hatte.

Tag 3: Leinen los
Am Dienstag starteten wir in unseren Kuttergruppen unsere Expedition. Als erstes beluden wir unser Boot mit Essen für die nächsten Tage, unseren eigenen Tonnen und den Zelten. Für diejenigen die zum ersten Mal segelten, klangen die Namen der Segel und Kommandos zuerst wie chinesisch, doch alle lernten schnell. Einer der Highlights des Tages war der Landgang in Kappeln, wo wir alle eine Fischsemmel aßen. Am späten Nachmittag kamen wir in unserem Ziel Hafen Schleimünde an. Wir bauten unser Zelt auf, was bei dem starken Wind am Strand gar nicht so einfach war und so etwas länger dauerte. In dieser Nacht machten wir auch unsere erste Nachtwache. Unsere Aufgabe war es, auf unser Schiff aufzupassen. Mitten in der Nacht aufzustehen, war für uns alle ziemlich neu. Zuerst war es ungemütlich kalt und natürlich waren wir alle sehr müde. Doch dann tranken wir gemeinsam Tee, aßen Kekse und erzählten uns mehr übereinander. Ich glaube, die Nachtwache war für uns alle ein besonderes und einzigartiges Erlebnis. Spätestens wer den Sonnenaufgang über dem Meer sah, dem war es das frühe Aufstehen wert und umso mehr freute man sich, nach seiner Wache wieder in den warmen Schlafsack zu können.

Tag 4: Auf See
Unser heutiges Segel-Ziel war ein kleiner Strand Namens Hagab. Das war unsere längste Tages-Etappe mit 13 Seemeilen, bei der wir auch zwei Brücken passieren mussten. Uns allen machte das Segeln wirklich sehr viel Spaß und langsam waren wir ein gutes, eingespieltes Team. Als wir in Hagab vor Anker gingen, hieß es erst einmal: Ab ins Wasser! Wir trugen unsere Tonnen durchs Wasser an Land und bauten wieder unser Zelt auf, was dieses Mal schon um einiges schneller ging. Am Abend gab es bei uns leckeren Grießbrei, wobei wir leider zu wenig Grieß hatten und deshalb improvisieren mussten: doch Basmatireis mit Apfelmus schmeckt fast zu gut wie Grießbrei.

Nachts hielten wir natürlich wieder Wache. Dabei schrieb jede Schicht ein paar Zeilen von einem Gedicht über die Woche.

Tag 5: Land in Sicht
Am Morgen verluden wir wieder unsere Tonnen auf die Schiffe, wobei zwei Jungs aus unserer Kuttergruppe netterweise alles sicher und vor allem trocken durchs Wasser auf das Boot trugen. Dieser Shuttle-Service war definitiv das Highlight von unserem Morgen. Schnell wurde die See dann ganz schön stürmisch, doch die starke Neigung machte uns schon längst keine Angst mehr.

Wieder in Sundsacker machten wir Klarschiff auf unserem Boot und freuten uns alle über die warme Dusche. Am Abend genossen wir alle glücklich unser letztes Abendessen in unserer Kuttergruppe. In den letzten Tagen wuchsen wir zu einer wirklich tollen Gruppe zusammen, auf die man sich immer verlassen konnte.

Tag 6: Info & Feiern
Beim Frühstück legten alle Kuttergruppen noch einmal ihre Reste zusammen. Dadurch hatten wir ein tolles, vielfältiges Frühstück. Am Vormittag hielt uns Ruth noch einmal einen Vortrag über den großen Törn, erklärte die Packliste und informierte uns über die Schule an Bord.

Am Nachmittag stand anschließend die Ölzeug-Anprobe an und natürlich unsere Einzel-Interviews, vor denen wir alle sehr aufgeregt waren. Doch erstaunlicherweise war immer noch kein Gefühl von Konkurrenz da. Das war etwas, das man während der ganzen Woche nicht hatte. Auch wenn wir alle Bewerber waren, haben wir uns nicht als Konkurrenten verstanden, sondern als Team, Freunde und Familie.

Besonders hat man dies nochmal am Bunten Abend, dem Abschlussabend des Probetörns gemerkt. Dort hat jede Kuttergruppe etwas aufgeführt, was die letzte Woche, die Stimmung, die Leute oder Ereignisse widerspiegelte. Dabei wurde musiziert, gesungen und selbstgedichtete Verse vorgetragen. Dabei waren die Probetörn-Teilnehmer wirklich sehr kreativ und haben z.B. Zeltstangen als Instrumente verwendet. Schön war auch, dass sogar die Betreuer und Skipper für uns ein Lied auf der Bühne aufgeführt haben. Dieser tolle, emotionale Abend brachte und zum Lachen und Weinen und zeigte uns noch einmal mehr, zu was für einer besonderen Gemeinschaft wir in dieser kurzen Zeit zusammengewachsen waren.

Tag 7: Abschied
Dann hieß es leider auch schon wieder Abschied nehmen. Nach dem Frühstück und dem Aufräumen unserer Hütten fuhren wir Richtung Bahnhof. Dabei sangen wir lauthals „I am Sailing“ in unserer umgetexteten Version. Mit diesem Song, man könnte schon fast Hymne des Probetörns 2019 sagen, verabschiedeten wir jeden Teilnehmer der aus dem ICE ausstieg. Das war zugleich ein wunderschöner, aber auch trauriger Moment für uns, wobei bei dem ein oder anderen auch ein paar Tränen flossen. Ich glaube, ich spreche für alle Teilnehmer, wenn ich sage, dass das wirklich für jeden eine wahnsinnig tolle Woche war. Wir haben so viele neue Erfahrungen gemacht, neue Leute kennengelernt, die auch ganz schnell zu unseren Freunden wurden und viele besondere Erinnerungen geschafft, die uns noch lange begleiten werden.

Wir alle sind euch, liebe Skipper und Betreuer, wahnsinnig dankbar, dass ihr uns diese Zeit und diese neuen Freundschaften ermöglicht habt. Vielen Dank.

Felicitas

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