Logbuch von Montag, dem 02.12.2019

Detlef SoitzekMartin

Am heutigen Montag, den 2.12.2019, stehen wir um 17 Uhr Bordzeit (18 Uhr UTC) auf der Position 15°45,2’N und 029°06,4’W. Der Wind weht mit etwa 4 Bft aus NE, und wir laufen mit Geschwindigkeiten zwischen 5 und 5,5 kn mit Kompasskurs 265°.

An Bord sind alle wohlauf.

Diese Worte schreiben wir diesmal nach ein paar ereignisreichen Tagen noch etwas bewusster. Eine Schülerin war auf einem Niedergang abgerutscht und auf den Rücken gefallen. Unser Bordarzt Lothar konnte nach eingehender Untersuchung nicht ausschließen, dass sie sich dabei innere Verletzungen zugezogen hatte. Daher entschieden wir am Freitag Morgen, die Segel zu bergen und unter Maschine zu den etwa 60 sm entfernten Kapverdischen Inseln zurückzulaufen, die wir am Donnerstag Nachmittag passiert hatten. Im Krankenhaus von Mindelo auf Sao Vicente wurden dann innere Verletzungen ausgeschlossen und damit sichergestellt, dass wir den Sprung über den Atlantik wagen konnten. So sind wir seit Samstag Nachmittag unterwegs in die Karibik – mit der vollständigen Besatzung.

Den ungeplanten Tag auf den Kapverdischen Inseln nutzten wir für individuelle Landausflüge, wobei einige die Märkte oder Supermärkte der Stadt Mindelo aufsuchten und andere eher die vorerst letzte Gelegenheit zum Schwimmen an einem Sandstrand nutzten. Den eigentlich für diesen Tag geplanten Unterricht holen wir in den nächsten Tagen nach.

Am gestrigen Sonntag hielt Valentin ein Referat über traditionelle Navigationsmethoden und fachte damit die Motivation zur astronomischen Navigation an, die Kapitän Detlef mit seinem Wahlpflichtunterricht weckt. Heute waren wieder größere Schülergruppen mit den drei Sextanten an Bord dabei, Sonnenhöhenmessungen vorzunehmen. Dennoch wird möglicherweise der Schlusspunkt des Referats am besten in Erinnerung bleiben: pünktlich zum Ende des Referats zog eine Gruppe von vier Pottwalen in etwa zwanzig Meter Entfernung vorbei und sorgte damit für ein ausgesprochen seltenes Highlight.

Was der kurze Aufenthalt auf den Kapverden für den weiteren Zeitplan dieser Etappe bedeutet, können wir erst in etwa einer Woche beurteilen. Es hängt davon ab, wie stetig und kräftig der Wind uns vorwärtsbringt. Im Augenblick segeln wir eher einen Raumschotkurs als einen Vorwindkurs und haben daher auch Besan und Besantoppsegel gesetzt. Wir segeln seit einer halben Stunde mit Vollzeug, da inzwischen auch Flieger und Großstengestagsegel gesetzt sind. Für diese Etappe ist das eher ungewöhnlich. Unser zusätzlich ausgebrachtes Leesegel dagegen gehört für diese Passage zur Standardgarderobe.

Bis Palm Island sind es noch 1895 Seemeilen.

Dr. Martin Goerke, Projektleitung an Bord, und Detlef Soitzek, Kapitän

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