Autoren: Ben und Lara
Unsere Zeit im Regenwald startete am 9.1.2020, als wir die Thor verließen. Zuerst fuhr uns ein amerikanischer Schulbus an den Rand des Regenwalds. Von hier aus wanderten wir dann zu Miguel, bepackt mit unseren ca. 15 kg schweren Rucksäcken. Schon nach kurzer Zeit ist uns Fabricio – ein Freund unseres Gastgebers – entgegengekommen und hat uns zur Hütte geführt. Nach einigen Stunden sind wir dort angekommen und da wir alle außer Puste waren, hatten wir nur Augen für die Wasserkanister, die schon bereitgestellt wurden. Während Miguel die einzeln eintrudelnden KUSis begrüßte, meinte er auch immer, dass wir unsere eigenen Becher bräuchten. Jedoch konnte der Großteil nicht so gut Spanisch, sodass sie dem Sprichwort „Nicken und Ja sagen“ folgten. Zum Glück war das Wissen – vom 1-monatigen Unterricht – schon so groß, dass wir ihn wenigsten zurück grüßen konnten.
Als dann jedoch zum Glück Schüler kamen, die im fortgeschrittenen Spanischunterricht sind, haben sie es übersetzt, woraufhin wir dann unsere Becher geholt haben. Nach ein paar Schluck Wasser wurden den Schülern der Tagesprojektleitung die Hütten gezeigt, in die wir daraufhin auch einzogen. Zu Beginn – als wir noch nicht wussten, wie die Hütten von Innen aussahen – wollte jeder in den auch verfügbaren Hängematten schlafen. Das änderte sich, als wir sahen wie groß die Betten im Gegensatz zu den 70 cm auf 180 cm Kojen an Bord der Thor Heyerdahl waren und noch dazu war alles in super gutem Zustand. Als wir jedoch aus unseren schönen Betten raus mussten, durften wir die schöne Aussicht genießen. Man konnte in ein Tal schauen, das von Regenwald bedeckt war und sich in Fluss in Serpentinen durchschlängelte.
Am Anfang eines jeden Tages stand das Frühstück, bei dem wir uns in der Regel Lunchpakete schmierten. Dazu haben wir selbstgemachte Marmeladen und Kakao bekommen. Einmal wurde die heiße Schokolade durch Milch mit Kräutern ersetzt, was uns aber nicht überzeugte. Der Kakao war jedoch ein Genuss und endlich mal wieder so viel Milch zu trinken, war etwas Neues, da auf der Thor der Konsum davon eingeschränkt ist.
Daraufhin starteten wir immer gestärkt in den Tag. An einem der drei Tage führte Fabricio uns durch den Urwald und zeigte uns ein paar Tricks, mit denen man im Regenwald überleben könnte. Mit einer Trinkliane zum Beispiel kann man den Durst stillen. Dazu muss man sie einfach quer abhacken und schon tröpfelt das Wasser raus. Den Hunger kann man mit dem Palmenherz stillen. Das ist der innere – als der von der Rinde bedeckte – Teil einer besonderen Palme. Es schmeckt etwas holzig, aber sehr zart.
Wenn jedoch die Kleidung mal nass wird, was im Regenwald schnell passiert, dann kann man sie an einem Feuer trocken. Dazu nimmt man einen sogenannten Feuerbaum, der aufgrund seiner enthaltenen Öle sehr schnell brennt. Ihn erkennt man an dem schwarzen Harz, das er absondert, wenn man ein Stück der Rinde abhackt. Am Nachmittag des gleichen Tages zeigte Miguel uns seinen Garten, in dem viele Kräuter wachsen, die zum Würzen oder auch als Medizin benutzt werden. Eine Pflanze zum Beispiel hilft gegen Fieber, andere gegen Erkältung. Zudem hatte er aber auch Ananas und Zitronengras im Garten und züchtete in einem Pool Süßwassergarnelen – mit einem Garten zuhause also nicht vergleichbar.
Am nächsten Tag haben wir eine Wanderung zu einem Wasserfall gemacht. Auf dem Weg dorthin zeigte er uns einen Wasserapfel und eine Kaffeepflanze, wie auch die Imkerameisen. Sie sind ein natürlicher Moskitoschutz. Als wir angekommen waren, haben wir ein Feuer gemacht. Dazu haben wir trockenes Holz gesucht und es dann mit einem Feuerstein und einem Messer entzündet. Auf dem Feuer wurden dann die Lunchpakete, in Form von Toast, geröstet. Außerdem waren wir natürlich baden. Nach der Rückwanderung machten wir dasselbe, nun jedoch um die ganzen Krabbeltiere abzutöten, die sich an uns festhielten. Wieder im Camp hat Miguel uns noch gezeigt, wie man Taguasamen bearbeitet. Das sind die Samen von Palmen. Sie werden im Volksmund auch natürliches Elfenbein genannt, sind jedoch nur ca. 4cm groß. Nachdem man die Samen drei Tage lang trocknet, kann man sie mit dem Hammer schälen und im Anschluss mit einer Eisensäge, da sie so hart sind, in Scheiben schneiden. Verziert werden diese dann mit Mustern oder Bildern, die man mit einem Dremel rein ritzen kann. Als Hintergrund hat man das Muster der Schale. Daraus kann man dann zum Beispiel Magneten oder Ketten machen.
Als Abschluss des Aufenthalts im Regenwald haben wir noch ein Solo gemacht. Das heißt wir haben uns in dem Fall 40 Minuten ganz allein hingesetzt und ließen Revue passieren, was wir im Regenwald erlebt hatten. Den Tag haben wir nach dem Abendessen noch mit Spielen ausklingen lassen. Der Abreisetag startete schon früh, da wir uns von unseren Gastgebern verabschiedeten und dann aus dem Regenwald hinaus wanderten. Mit dem Bus ging es dann weiter nach Panama-City.
Liebe Grüße aus dem Regenwald
Ben, Lara