Etappe neu – alles neu?

OLYMPUS DIGITAL CAMERADatum: Mittwoch, der 19.11.2014
Mittagsposition: 24°18,4′ N; 017°32,1′ W
Etmal: 139 sm
Wetter: Lufttemperatur: 20, 5° C, Wassertemperatur: 22, 5°C, Wind: SW3
Autorin: Teresa

Wie viele bestimmt wissen, haben wir das große Glück, mit der Thor über den Atlantik zu segeln. Wir werden mindestens dreieinhalb Wochen kein Land sehen und von der Außenwelt vollkommen abgeschieden sein. So fragen sich sicherlich einige, was sich auf dieser Etappe für uns ändert. Das alles neu ist, wäre zu viel gesagt, aber es gibt doch diverse Änderungen und Neuheiten an Bord der Thor.
Die wohl gravierendste ist der Beginn des Unterrichts, den wir alle natürlich sehr vermisst haben. Wir Schüler sind in zwei Gruppen aufgeteilt und so hat man im täglichen Wechsel Unterricht und Wache. Doch die Schule hier ist keineswegs so wie zu Hause. Heute war der allererste Schultag an Bord und dieser startete gleich mal bei Sonnenschein auf dem Hauptdeck mit Klemmbrett und Sonnenbrille. Anstatt von Hausaufgaben gibt es hier Freiarbeit, in der wir selbst entscheiden können, in welchen Fächern wir etwas lernen möchten.
Außerdem werden Wahlpflichtfächer angeboten und das beliebteste und meist besuchte ist „Astronomische Navigation“, in dem uns Detlef und Ruth die Grundzüge des Navigierens mit Hilfe von der Sonne und den Sternen beibringen.

Ab Teneriffa starteten auch die Praktika an Bord. Man kann in drei Bereichen an Bord ein Praktikum absolvieren – und zwar beim Bootsmann, beim Maschinisten oder bei der Proviantmeisterin. Dieses dauert in der Regel drei Tage und findet anstelle von der normalen Wache statt.
Drei Wochen kein Land in Sicht bedeutet auch drei Wochen nicht einkaufen zu können. In Teneriffa wurde schon viel eingekauft und alles Mögliche gebunkert, aber wie sieht es eigentlich mit Brot aus? Damit wir uns nicht nur von Zwieback und Aufbackbrötchen ernähren müssen, gibt es einmal die Woche eine Brotbackschaft und so gab es heute zum ersten Mal frisch gebackenes Brot zum Frühstück.

Darüber hinaus war heute auch die erste reine Schüler-Backschaft, zu der unter anderem auch ich gehörte. Uns vier Schülern wurde die Verantwortung für das Essen von 50 Personen für einen ganzen Tag übertragen und auch wenn es zwischenzeitig in der Kombüse aussah wie auf einem Schlachtfeld, wurden wir allseits für unser Essen gelobt. Eine besonders effektive und zugleich lustige Methode, seinen Biomüll beim Gemüse schneiden an Deck zu entsorgen, ist es, die Abfälle wie zum Beispiel Zwiebelschalen einfach nach Lee in die Luft zu werfen, da sie vom Wind weggetragen werden. Alles, was dann doch zu schwer war oder was vom Sicherheitsnetz gehindert wurde, wurde dann von der nächsten Welle von Bord gespült. Zum Kochen der Nudeln durften wir das erste Mal etwas Salzwasser nehmen und so waren sie von Natur aus perfekt gesalzen. Trotz des gelegentlichen Chaos hatten wir eine relativ entspannte und vor allem spaßige Backschaft und schafften sogar den Rekord, schon um kurz vor acht die Kombüse als blitzsauber abgenommen zu bekommen.

Nicht nur der Unterricht und die Mahlzeiten sind von nun an häufig draußen, sondern es gibt schon viele, die an Deck schlafen. Egal ob aus einer Hängematte oder von Isomatten auf der Ladeluke, man hört bei der nächtlichen Sicherheitsronde jetzt überall das ein oder andere Schnarchen an Deck.
Wie man sieht, gibt es einige Veränderungen hier, über die wir im Allgemeinen sehr glücklich sind und schon in einigen Tagen wird alles zu unserem „normalen“ Alltag gehören.

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