Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

tobiasDatum: 25.04.2015
Autor: Tobias

Ich habe die Ehre, über den letzten Tag der KUS-Reise 14/15 zu berichten. Über was soll ich sonst schreiben, als über den unvergesslichen Moment des Einlaufens in Kiel.
Am Morgen haben wir alle gespürt, wie aufgeregt die ganze Besatzung ist. Ich musste bloß meinen Freunden in die Augen gucken und wusste sofort Bescheid. Wir alle dachten es, wollten es aber nicht aussprechen: ,,Die Reise ist vorbei. Wir haben so viel gemeinsam erlebt, doch nun ist es vorbei.“ Doch bevor wir ,,einlaufklar“ waren, mussten wir das Schiff das letzte Mal gründlichst reinigen. Es war ein sehr komisches Gefühl zu wissen, dass man nicht so schnell wieder einen roten Putzeimer holen, mit Poliboy die Kompasssäule polieren oder Mr. Muscolo „advanced“, unseren WC-Reiniger, in den Händen halten würde. Komisch, dass ich beim Putzen melancholisch geworden bin… Als diese Arbeiten erledigt waren, wurden die letzten Vorbereitungen für das Einlaufen getroffen. Ruth erklärte uns, wann und wie wir ins Rigg aufentern sollen und wann wir wieder an Deck sein sollen, um für das Anlegemanöver bereit zu sein.

Das Ankerspill wurde angeworfen und wir machten uns langsam auf den Weg, um unsere letzten 2,4 Seemeilen zu bestreiten. Nach ungefähr fünf bis zehn Minuten Fahrt bekamen wir das Signal, dass wir nun unsere Positionen im Rigg beziehen dürfen. Die Zeit, die wir damit verbrachten, uns hinter einer großen Fähre zu verstecken, damit wir pünktlich um halb elf um die Ecke biegen, verbrachten wir damit, Lieder zu singen oder uns die besten Insider der Reise zwischen Rahen und Klüverbaum hin und her zu schreien. Und dann war es soweit: Pünktlich um halb elf bogen wir um die Ecke und erblickten unsere Familen noch als kleine Punkte in der Ferne. Doch langsam, aber sicher, kamen wir unserem Heimathafen näher. Nachdem uns Steffi das Signal zum Winken gab, fingen wir alle an, unsere Familien mit Rufen und Winken zu begrüßen. Es war sehr ergreifend für uns, wie auch für unsere Eltern, sie wiederzusehen und das erste Mal seit sechseinhalb Monaten ihnen wieder in die Augen sehen zu können. Doch hatten wir es noch nicht ganz geschafft, schließlich musste noch unser letztes Anlegemanöver gefahren werden. Alle Wachen gingen auf ihre Positionen. Die Wurfleine wurde mit dem zweiten Versuch erfolgreich übergeben und die Festmacherleinen über die Poller gelegt.

Die Thor Heyerdahl hatte es geschafft: Sie hatte 34 Jugendliche wohl behalten und gesund zurück nach Kiel gebracht, von wo sie uns am 18. Okober 2014 mitgenommen hatte. Und dann war der so lange ersehnte Moment gekommen: Wir schritten stolz und voller Emotionen über die Gangway und umarmten das erste Mal seit Oktober wieder unsere Familien, unsere Freunde und Bekannten. Zehn Minuten wurde geredet, gekuschelt, umarmt und gelacht. Dann ertönte das Typhon, welches die Abschiedszeremonie einleitete. Reden wurden gehalten und sowohl von Eltern als auch von uns KUSis gab es musikalische Beiträge. Unser selbstgemachtes ,,große Lied“ wurde gesungen. Es hat mich sehr ergriffen, dem Text zu lauschen und dann mit voller Überzeugung den Refrain zu singen.

Nachdem wir unseren Familien gezeigt hatten, in welchen Kojen wir geschlafen haben und wo wir die meiste Zeit verbracht haben, ging schon das große Verabschieden los. Es war schwer, Abschied zu nehmen und sich damit zu trösten, alle in zwei oder drei Monaten erste wieder zu sehen. Doch irgendwann muss man eine Reise beenden, damit eine neue beginnen kann.
Als abschließendes Zitat möchte ich noch einmal Hermann Hesse zitieren: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an mein Bordtagebuch vom 18.10.2014 – diese Zitat passt nicht nur auf die Abfahrt im Oktober, sondern auch auf unsere Rückkehr nach Deutschland. Auf eine gute Zeit!

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