Wo Putzen und Abwaschen Spaß machen

Autor: Projektgruppe Öffentlichkeitsarbeit

„Endlich geht’s los!“ Das konnte man an diesem Tag unendlich oft von uns, den 34 Jugendlichen hören, die ausgewählt wurden, am Projekt ‚Klassenzimmer unter Segeln 2015/2016’ teilzunehmen. Am Dienstag, den 13. Oktober 2015 gingen die Vorbereitungen in die letzte Runde. Für die Werftzeit reisten wir schon vier Tage vor dem Auslaufen nach Kiel. Während einer langen Busfahrt, die für manche von uns bereits um 6:00 Uhr morgens in München begann, stiegen immer mehr ‚KUSis’ in verschiedenen Orten entlang der Wegstrecke zu. Mit jedem weiteren zusteigenden ‚KUSi’ wurde aus der öden Fahrt ein „übertrieben geiles“ Erlebnis. Diese zwei Worte nahmen wir bereits in unserem Gepäck als Insider vom Probetörn im Juni diesen Jahres mit, denn in unserer Gruppe ist selbst das Kloputzen, das Tellerspülen, das Aufräumen und sogar die Nachtwache im Regen ein spaßiges und spannendes Ereignis: einfach „übertrieben geil“!
Voll bepackt mit Trekkingrucksäcken, Seesäcken und Tagesrucksäcken, erreichten wir um 19:00 Uhr endlich unsere Jugendherberge in Kiel, wo nach einem Abendessen zu später Stunde und mit gefüllten Mägen noch eine Besprechung stattfand. Hier wurde die unerwartete Nachricht verkündet, dass das Auslaufen aufgrund eines Maschinenschadens – zu dessen Behebung die benötigten Ersatzteile erst in einigen Tagen kommen würden – um eine Woche verschoben werden müsse. Das Projekt sollte dennoch beginnen.
Nach diesem – zugegeben – kleinen Schock, kam es zur gefürchteten Gepäckkontrolle. Meistens war es schon eine Herausforderung, sein gesamtes Gepäck alleine zu tragen und manche von uns mussten daraufhin einiges aussortieren. Besonders, wenn die Mutter es sich nicht hatte nehmen lassen, eine halbe Reiseapotheke mitzugeben.
Am Mittwochmorgen, dem 14. Oktober hieß es: Rein in die Blaumänner und ran an die Schraubenschlüssel! Nach dem Frühstück wurden die Fahrräder, die für eine Fahrradtour in Kuba dienen und später dort verschenkt werden sollen, zusammengebaut, da diese für die Busreise auseinander geschraubt worden waren.
Mit Blaumann und Fahrradhelm ausgestattet, ging es im Anschluss zum Gelände der HDW. Beim Anblick der Thor Heyerdahl fingen alle Augen an zu strahlen, denn dieses Schiff ist unser Zuhause für das nächste halbe Jahr.
Nach dem ersten Mittagessen an Bord, wurden die Zuständigkeiten verteilt, denn vor der Abreise hatten wir die Aufgabe, noch kräftig mit anzupacken. Die einen mussten die Schulbänke schleifen, letzte Malarbeiten am Schiff mussten erledigt werden, andere sortierten Bücher für die Bibliothek an Bord und im Büro der „Thor Heyerdahl GmbH“ kümmerte man sich um die wichtigen Formulare der Jugendlichen. In langen Menschenketten wurden Tonnen von Lebensmitteln auf das Schiff geschafft. Dabei wurde uns erst einmal bewusst, wie viel Ketchup 50 Menschen verdrücken können. Würde man nun an einem beliebigen Punkt des Rumpfes ein Loch bohren, kämen einem entweder Massen an Gewürzgurken, Tee, zentnerweise Kartoffeln, Kleidung oder Spenden für Kuba entgegen.
Die Arbeiten zogen sich über den gesamten Nachmittag. Abends gab es zusätzlich eine Musikprobe, da wir für den Abschied am 17. Oktober einige Lieder vorbereiten wollten, um diesen stimmungsvoll und persönlich zu gestalten.
Am Donnerstagmorgen wurden die Arbeiten am Schiff und im Büro von Mittwoch fortgesetzt. Am Abend hatten wir endlich die Möglichkeit, in unsere Kammern an Bord einzuziehen. Da wurde allen erst richtig klar, was es eigentlich heißt, für sechs Monate nur 2m x 0,70m (Maße der Koje) Platz für Privatsphäre zu haben. Der Abend klang noch gemütlich in der Messe – dem Aufenthaltsraum und Wohnzimmer – aus. Am nächsten Morgen und bis in die Nachmittagsstunden wurde die ‚Thor’ geputzt und geschrubbt, um für den Elternabend „blitzeblank“ zu sein. Später tauchten dann nach und nach immer mehr KUS-Teilnehmer aus den letzten Jahrgängen auf, die uns „Neue“ tatkräftig unterstützten. Insgesamt hatten sich knapp 30 „Ex-KUSis“ dafür entschieden, ihren Nachfolgern ein wenig unter die Arme zu greifen. Hierbei kam es auch zu einem interessanten Austausch zwischen den Generationen, wobei viele von uns dankbar für die wertvollen Tipps waren. Am Abend konnten wir endlich unsere Eltern, Geschwister und Freunde auf dem Schiff empfangen. Nachdem sich Projektleitung, Stammbesatzung und wir SchülerInnen den Gästen vorgestellt hatten, erhielten unsere Besucher die Möglichkeit zu sehen, wo wir an Bord schlafen, duschen, lernen und leben werden. Nach dem Elternabend gingen viele Familien noch gemeinsam essen und tauschten sich über die bevorstehende Reise aus.
Nach diesen Tagen hatten wir alle gemerkt, wie anstrengend, spaßig und lehrreich eine Woche in der Werft sein kann. Nun können wir mit Sicherheit sagen, dass wir bereit für unser Abenteuer sind, da wir im Team alles schaffen können!

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