Datum: Montag, der 16.11.2015
Mittagsposition: Santa Cruz de Tenerife
Wetter: Lufttemperatur: 23° C, Wassertemperatur: 23,5°C, Wind: ESE5
Autor: Vinzent
Mit Ruths Worten: ,,…dann wünsche ich euch einen schönen Landaufenthalt,“ brach das absolute Chaos in der davor noch so disziplinierten Mannschaft aus. Viele sprangen von den Tischen des Hauptdecks auf und stürmten unter Deck, nur, um wenige Sekunden später hektisch wieder zu erscheinen, jetzt aber bewaffnet mit dem jeweiligen Taschengeld, in der Höhe ihrer Wahl, in der Linken und einem Handy in der Rechten.
Nun ging es nicht weniger wild an das Landgangsbuch, welches die einzelnen Abgangs- und Ankunftszeiten der Schüler von Bord streng dokumentiert. Fast wie auf einem französischen Fischmarkt versuchten einzelne Personen Gruppen zu bilden, Mitglieder anzuwerben oder einfach nur schnellstmöglich seine eigene Gruppe in besagtes Buch einzutragen. Hierbei traten fast marktschreierische Charakterzüge zu Tage, bis buchstäblich die Seiten flogen.
So schnell wie er begonnen hatte, endete der Sturm an Bord, beziehungsweise er entlud sich mit voller Stärke an Land.
Beinahe wie brandschatzende Piraten ergoss sich der Strom von Schülern, Lehrern und der Stammcrew auf die Pier, wo er sich in viele kleine Stoßtrupps aufspaltete. Einige steuerten als erstes auf McDonalds zu, andere auf Internetcafés und wieder andere deckten sich in Supermärkten neu mit Süßigkeiten ein.
Diese Meute ähnelte bei weitem nicht mehr der ruhigen, besonnen Crew, die sich um acht Uhr dreißig auf dem Hauptdeck sammelte, um in Santa Cruz de Tenerife einzulaufen. Dort wurde das Einlaufen genau besprochen und die ersten Vorbereitungen nahmen ihren Lauf. In der folgenden Stunde wurden folglich alle Segel geborgen und hafenfein gepackt, was immer eine Herausforderung ist, da Segeltuch die Eigenschaft besitzt, möglichst große Falten und Hohlräume zu werfen. Hafenfein bedeutet aber, die Segel möglichst klein und faltenfrei einzupacken. Hier ergaben sich also Widerstände, die nur mit genug Klopfen, Schlagen, Klettern, Ziehen, Rütteln, Schütteln und mit sehr viel Geduld gebrochen konnten.
Als dann jede Falte geglättet war, konnten wir mit Hilfe der Leinen vorne und achtern längseits der Pier gehen, wo wir jetzt auch festgemacht liegen.
Dort wurden wir von der Mannschaft des Projekts High Seas High School mit dem Typhongruß und einer „La Ola“ empfangen, die mit ihrem Schiff – der Roald Amundsen – direkt hinter uns liegen.
Abschließend war es die Aufgabe der Wachen, über das komplette Deck Sonnensegel zu spannen, die Gangway aufzubauen und schlussendlich noch einmal Reinschiff auf allen Stationen zu machen, bis wir uns erneut auf dem Hauptdeck für den Kaffee trafen. Hier wurde noch einmal kurz der folgende Tag besprochen, bis Ruth mit ihren Worten die Versammlung auflöste. Jene Worte, die auch dafür verantwortlich waren, dass einige Schüler um zehn Uhr abends mit prallen Tüten und strahlenden Gesichtern an Bord zurückkamen.