Ruhe vor dem Sturm?

schueler.leonhard_großDatum: Mittwoch, der 24.02.2016
Mittagsposition: 28° 11,5′ N; 079° 08,8′ W
Etmal: 198 sm
Wetter: Lufttemperatur: 25,5° C, Wassertemperatur: 25,5°C, Wind: SzSE
Autor: Leonhard

Heute war ein ganz normaler Unterrichtstag. Es war relativ unangenehm in der stickigen Messe. Der zunehmende Seegang bereitete einige Schwierigkeiten mit den Schulmaterialien. Es war eine willkommene Ablenkung zu beobachten, wie ein Stift während der Stunde die ganze Zeit auf dem Tisch hin und her rutscht. Da wurden natürlich sofort Wetten abgeschlossen, wie lange der Stift wohl noch auf dem Tisch bleiben, und wann er runterfallen würde. Wie gesagt, ein ganz normaler Unterrichtstag.
Allerdings nur für Unterrichtsgruppe B. Wegen der Kaltfront, die am Abend durchziehen sollte, mussten von Unterrichtsgruppe A viele Arbeiten erledigt werden. Das war nicht sehr einfach, da der Wind immer stärker wurde. Auch der Seegang nahm immer mehr zu. Aus diesem Grund wurden einige Segel, wie das Großstengestagsegel, geborgen, das heißt heruntergeholt und verpackt, damit es dem Wind keine Angriffsfläche mehr bietet. Andere wurden dagegen gerefft, wie das Großsegel und das Schonersegel. Reffen bedeutet, dass die Segelfläche verkleinert wird, indem man das Segel teilweise zusammenbindet, um dem Wind eine nicht zu große Angriffsfläche zu bieten, aber trotzdem manövrierfähig zu bleiben. Das war eine sehr anstrengende Tätigkeit, die den ganzen Vormittag in Anspruch nahm. Die Baumnock des Segels wurde aufs Deck gesenkt, um besser am Segel arbeiten zu können. Außerdem musste alles, zum Beispiel Mülltonnen und Seile, festgeschnürt werden, damit es im nahenden Sturm nicht über Bord gehen würde.
Der erste Starkwind auf unserer Reise war im Anmarsch. Einige waren total gespannt auf das nahende Erlebnis, andere dagegen etwas skeptisch. Ein paar Mannschaftsmitgliedern war es auch völlig egal und sie dachten nicht über irgendeine Bedrohung nach. Den ganzen Tag war praktisch Segelaktion. Es wurden immer mehr Segel geborgen. Das war zum Teil sehr anstrengend und mühselig.
Anstrengend war auch das Rudergehen. Wegen der immer höheren Wellen wurde es schwerer, das Steuerrad zu drehen und somit den Kurs zu halten. Nach dem Abendessen stand noch eine Halse auf dem Plan. Eine Halse ist ein Segelmanöver, bei dem das Schiff die Richtung ändert und alle Segel neu eingestellt werden müssen. Dabei geht es mit dem Heck, also dem Ende des Schiffes, durch den Wind. Deshalb waren auch fast alle an Deck, um mit zu helfen. Wegen des hohen Winddruckes war das sehr anstrengend. Aber das Manöver ging recht zügig voran und so waren wir nach kurzer Zeit auf neuem Kurs beziehungsweise in unseren Kojen und suchten die uns wohl verdiente Ruhe zu genießen. Aber es gab noch die Schlagklappen, das sind Klappen im Schanzkleid des Schiffes, die immer aufgehen wenn Wasser an Bord ist und dieses wieder ins Meer lassen. Da viel Wasser an Deck gespült wurde schlugen sie die ganze Zeit. Unregelmäßig und laut. Dies war nicht schlaffördernd, regte jedoch durchaus zum Nachdenken über unsere Erlebnisse an.

Menu