Datum: Donnerstag, der 03.11.2016
Mittagsposition: 33°02,2′ N; 016°19,9′ W
Etmal: 6 sm
Wetter: Lufttemperatur: 22°C, Wassertemperatur: 22.5°C, Wind: WSW4
Autor: Ilja
Ich wache auf, leise höre ich jemanden meinen Namen sagen. Dabei wird mir klar, dass ich aufstehen muss zur Hafenwache. Noch lange nicht ganz wach, fange ich an mich anzuziehen und gehe an Deck. Oben angekommen werde ich erstmals darauf hingewiesen, ob mir irgendetwas auffällt. Ich schaue mich an Deck um, bemerke jedoch keinen Unterschied gegenüber dem letzten Abend. Erst als ich meinen Blick von der Thor abwende und auf die Umgebung schaue, fällt mir auf, dass die Thor nicht mehr im Hafen liegt, sondern außerhalb des Hafens vor Anker. Kurz drauf, während der Wachübergabe, wird uns dann erklärt, wieso wir nun nicht mehr im Hafen liegen. Die Thor hatte sich durch die in den Hafen drückenden Wassermassen und den damit verbundenen Schwell während der Nacht so stark hin und her bewegt, dass die Leinen und das Schiff Gefahr liefen, beschädigt zu werden. Deshalb entschied sich der Kapitän Detlef spontan mit dem Segelstamm, den Lehrern und der Hafenwache mitten in der Nacht mit der Thor aus dem Hafen auszulaufen und vor Anker zu gehen. Aus der eigentlich erwarteten Hafenwache wurde nun eine Ankerwache.
Vormittags gab es zunächst eine Stammversammlung, bei der darüber entschieden wurde, wie es jetzt weitergehen sollte. Aufgrund der ungünstigen Wetterlage mit mittlerweile auflandigen Winden und den verschlechterten Wetterprognosen für die Weiterfahrt nach Teneriffa fiel die Entscheidung, dass wir uns sofort auf den Weg machen, um noch etwas die Segel nutzen zu können. Diese Planänderung fanden wir zwar alle schade, weil wir uns auf die Besteigung des Vulkans von Porto Santo gefreut hatten. Da wir aber die veränderten Ausgangsbedingungen gut nachvollziehen konnten, akzeptierten wir es und freuten uns stattdessen auf die Zeit, die wir dadurch in Teneriffa mehr haben werden.
Am Abend hielt uns dann Marie noch einen Vortrag über Biolumineszenz. Dabei geht es um das Leuchten von Lebewesen in den Ozeanen. Nun verstanden wir auch das Phänomen des Meeresleuchtens, das wir in vielen vorherigen Nachtwachen entdeckt hatten.
Als Abschluss des Tages, trafen wir Schüler uns in der Messe zur zweiten Schülerversammlung. Dabei ging es um das neue Wachsystem, das uns für die Atlantiküberquerung erwartet: Nach dem bisherigen Schwerpunkt auf der seglerischen und nautischen Ausbildung wird dann an jedem zweiten Tag der Schulunterricht dazukommen und somit den Bordalltag und die Einteilung in die neuen Wachen für die nächste Etappe bestimmen. Nach einer chaotischen und unorganisierten Diskussion schafften wir es trotzdem noch, zu einer Wacheinteilung zu kommen, mit der wir alle einverstanden waren.