Weihnachten in Endlosschleife

Schülerin CarlottaDatum: Montag, der 26.12.2016
Mittagsposition: 09° 34,3′ N; 078° 31,8′ W
Etmal: 99 sm
Wetter: Lufttemperatur: 28,5° C, Wassertemperatur: 28,5°C, Wind: NE 5
AutorIn: Carlotta

„Frohe Weihnachten!“

Das waren die ersten Worte, die ich heute gehört habe. Da fragt man sich im Halbschlaf: Zum dritten Mal? Was ist mit gestern und vorgestern? Als mir dann endlich auch klar wurde, dass wir ja Weihnachten verschoben hatten, bin ich auch schon in die Kombüse gegangen. Ich hatte nämlich vormittags Backschaft mit Kathi, Manuela und Jan. Wir hatten nur vormittags Backschaft, da wir die eigentlich eingeteilte Weihnachtsbackschaft von gestern abgelöst hatten. Gestern gab es nämlich schon Weihnachtsfrühstück und Mittagessen, da aber der Seegang uns spontan einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, machten wir heute noch einmal eine Halbtagesbackschaft. Wir waren sehr froh, als die eigentliche Weihnachtsbackschaft (also Jule, Janna, Noah und Markus) uns dann endlich nach dem Abspülen des Mittagessens ablösten. Direkt danach fand Signal K statt, also alles klar für das Ankermanöver, sodass wir alle Segel bargen, Sicherungsleinen abbauten und unsere Dinghis aussetzten.

Bei der ganzen Arbeit hatte ich gar nicht gemerkt, dass die San Blas Inselchen in Sicht kamen. Sie sehen richtig schön aus und fast noch karibischer als die Tobago Cays. Es waren viele unbewohnte, kleine Inseln mit Palmen, Stränden, türkisblaues Wasser und wir hatten richtig schönes Wetter. Die Ansteuerung zu unserem Ankerplatz war auch etwas ganz Besonderes, da wir richtig nah zwischen Inseln durchfuhren. Um zwei Uhr nachmittags waren wir dann endlich da, und es begannen offiziell die Weihnachtsvorbereitungen. Auch hier hatten wir wieder ganz viele unterschiedliche Aufgabenbereiche. Es gab einige Aufgaben, die nur an Land zu erledigen waren, wie z.B. Kokosnüsse kaufen und Palmenwedel als Deko sammeln.

An Bord ging es vor allem darum, alles nochmal zu putzen und zu dekorieren. Außerdem halfen viele bei der Vorbereitung für das Essen. Doch zuvor hatten wir uns mit frischen Saft-Kokosnüssen aus Grenada als Welcome Drink gestärkt. Außerdem hatte es für jeden acht verschiedene Sorten von selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen gegeben, sodass auch bei mir langsam mal etwas Weihnachtsstimmung aufkam, was aber durch die ganze Deko mit Weihnachtsbäumchen und Lichterketten unterstützt wurde. Das gesamte Hauptdeck sah richtig festlich aus, die Tische waren schön hergerichtet und mit weißen Tischdecken gedeckt.
Spätestens ab 17:30 Uhr fingen alle an, sich für Weihnachten schick zu machen, sodass es mal wieder eine schier endlose Duschschlange gab. Pünktlich um 18 Uhr begann der Weihnachtsabend mit einem Solo von Eva auf dem Saxophon.

Es folgten kulturelle Beiträge von Christoph und vielen weiteren Personen. Detlef erzählte sein alljährliches Kuddeldaddeldu (eine Weihnachstgeschichte, die alle Ex-Kusis kennen) und Ruth rief uns außerdem nochmal die gesamte Reise zurück ins Gedächtnis: Eine richtig schöne, gemeinsame Zeit lag jetzt schon hinter uns. Nach einem „Sundowner“, der wirklich sehr zu empfehlen ist, gingen wir alle aufs Hauptdeck und das Festmahl begann mit einer köstlichen Flädlesuppe. Auf den Tischen gab es für jeden kleine Schokoweihnachtsmänner, aber auch karibischen Schmuck mit Muscheln und Palmenwedeln. Nach der Vorspeise folgte eine sehr interessante Weihnachtsgeschichte von Corinna, die das gesamte Fest in Zahlen dargestellte.
Als Hauptgang gab es für die Vegetarier leckere Gemüserollen und für die anderen einen Weihnachtsbraten. Nach dem Essen begleiteten Sebastian, Kira, Eva und Henry noch mehrere Lieder mit ihren Instrumenten, und wir alle sangen aus selbstgebastelten, kleinen Liederbüchlein mit.

Zum Nachtisch gab es Schokoladeneis mit heißen Kirschen, ebenfalls voll lecker. Plötzlich kam dann der Weihnachtsmann aus dem Maschinenraum gekrochen. Es war Elias, der sein rotes Ölzeug perfekt als Verkleidung einsetzte, leider aber war sein Geschenkesack leer. In einem sehr lustigen Gedicht erklärte er uns, dass jetzt wir uns dann eben gegenseitig beschenken müssten und die Wichtelgeschenke nun zum Einsatz kämen. Diese waren in den letzten Wochen alle fleißig vorbereitet worden und jeder zeigte sein Geschenk einmal allen. Es waren wirklich einfallsreiche, wunderschöne, kreative Geschenke dabei: Vom selbstgenähten Oktopus bis zu bemalten T-Shirts und geschnitzten Holzlöffeln war alles dabei. Man konnte schnell merken, dass sich jeder sehr viel Mühe gemacht hatte und sich auch über das erhaltene Geschenk freute.

Der Abend fand irgendwann einen Abschluss mit dem von der Musikgruppe umgedichteten Lied „Auf dem Segelschiffe Thor“ (zur Melodie von „In der Weihnachtsbäckerei“) und Plätzchen. Nach dem Aufräumen sind wir müde in unsere Kojen getorkelt, es war wirklich ein sehr anstrengender Tag. Man kann aber sagen: Es war ein gelungenes, wenn auch verspätetes Weihnachtsfest. Es ist ein anderes Weihnachten hier in der Karibik als zu Hause, aber auf keinen Fall ein schlechteres.

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