von Ole
Ich reise mit meinen Kumpanen durch die weiten Weltmeere und erlebe Abenteuer, Tag für Tag. Meine Route führte bereits von der Nordsee durch den Ärmelkanal, über den Atlantik in die warmen Gewässer der Karibik und dann wieder an den Bermudas und Azoren vorbei wieder in die Nähe des schönen Falmouths. Es ist eine meiner Lieblingsrouten, da ich hier mit so viele andere Individuen zusammen bin, von denen ich lernen und mit denen Spaß haben kann. Wir sind eine besondere Spezies auf der Erde und werden von Menschenwesen nicht sehr häufig gesehen. Doch wenn wir uns doch einmal blicken lassen, freuen sie sich ungemein. Sie sind beeindruckt von unseren Sprüngen aus dem Wasser, unserer ungeheuren Schnelligkeit und allgemein von der Eleganz, mit der wir uns durchs Wasser bewegen. Das Tollste an den Menschen sind aber immer noch ihre Schiffe, wenn sich die Bugwelle aufbäumt, man sich bereit macht zum Sprung und dann von dem Schiff weg 2-3 Meter durch die Luft fliegt, weil man die Welle richtig erwischt hat.
Vor Kurzem bog ich mal wieder in den Ärmelkanal ab, da die besten Fische sich dort aufhalten. Ein Heringe kreuzten meinen Weg und zusammen mit meinen Freunden gönnte ich mir ein ordentliches Festmahl. Nach der Jagd dümpelten wir nur so vor uns hin und auf einmal fuhr, in nicht allzuweiter Ferne, ein Segelboot unter Motor vorbei. Schwarzer Rumpf, weißer Ralleystreifen, ca. 50m lang und 30m hoch, mit drei Masten und einem roten Deck, soweit ich es im Sprung erkennen konnte. Wenn ich mich recht entsinne, hieß es Thor Heyerdahl! Als wir näher heran schwammen, wurden wir schon längst erwartet und eine Person auf dem Achterdeck brüllte nur: „Delfine an Steuerbord!“ Plötzlich krochen sie alle aus ihren Löchern, um uns zu beobachten. Wie immer blieben wir ganz ruhig und konzentrierten uns auf unsere Bewegungen. Dieses Schiff hatte eine sehr schöne und geschmeidige Bugwelle, sodass man richtig schön auf ihr surfen konnte, ohne sich großartig anzustrengen.
Wir blieben fast 20 Minuten in der Nähe dieses Schiffes und wurden die gesamte Zeit von den Menschen an Bord beobachtet, wohl auch, weil wir unser Bestes gaben, um sie zu beeindrucken. Sie sahen sehr traurig aus, als wir gingen, doch es war vermutlich das einzige Mal in diesem Leben, dass wir sie sahen und/oder sehen werden, weshalb es mir umso leichter fiel, mich von ihnen zu trennen, da ich weitere ihrer Art ganz schnell und einfach erreichen kann. Im Prinzip sind sie alle gleich: Alle freuen sich, wenn wir kommen, sind traurig, wenn wir gehen und alle verschmutzen unsere und ihre Meere. Aber irgendetwas war bei diesen jungen Seeleuten anders! Sie hatten so einen komischen Ausdruck auf ihrem Gesicht, so, als würden sie etwas bedauern und sich gleichzeitig freuen, etwas, das in naher Zukunft passieren wird.
Diesen Blogeintrag, habe ich aus der Sicht eines Delfins geschrieben, der uns heute Nachmittag ein wenig begleitet hat, genau zu der Zeit habe ich darüber nachgedacht, was nach KUS wohl passieren wird.
An Bord sind gemischte Gefühle zu finden, zum einen freuen sich alle auf zu Hause und die Familien, die dort auf uns warten, aber zum anderen würden die meisten auch gerne noch weiterfahren, um zum Beispiel die an Bord befindliche Gemeinschaft weiter zu erleben und zu genießen.