Datum: Montag, der 01.01.18
Mittagsposition: 09° 46,5‘ N; 078° 18,3‘ W
Etmal: 142 sm
Wetter: Lufttemperatur: 28°C, Wassertemperatur: 27,5°C, Wind: NE 4
Autor: Thomas
Zurückgeblickt auf das vergangene Jahr wurde vorgestern ja schon, doch als ich um Mitternacht am Typhon stand und mit drei langen Tönen das neue Jahr begrüßte, meinen Blick in die Ferne schweifen ließ und auf den Horizont blickte, der im Dunkel vor uns lag, dachte ich daran, was noch alles vor uns liegt. 2017 war ereignisreich, doch 2017 ist nun vorbei und 2018 liegt vor uns. Vor uns liegen noch fast vier Monate KUS. Vor uns liegt Kuba, liegen die Bermudas, die Azoren und irgendwann auch die Ankunft in Kiel.
Und vor uns liegt vor allem Panama. Das kann man schon fast wörtlich nehmen, denn vor dem Bug der Thor Heyerdahl zeigen sich am frühen Nachmittag die ersten Inseln Panamas am Horizont, die wir ansteuern. Doch bevor wir dort ankommen, geht es ans Putzen, das gesamte Schiff soll für die Ankunft zum Blitzen gebracht werden. Nachdem wir dies vollbracht haben, können wir mit dem Fernglas schon Palmen auf den kleinen Inselflecken, die merklich näher gekommen sind, erkennen. Ich kann den Ausblick auf die Inseln von den Rahen aus genießen, während ich Segel packe. Wie von einem Riesen bis zum Horizont im karibischen Meer verstreut liegen die unzähligen San Blas Inseln vor uns. Während sie näher kommen, werden mehr Details erkennbar: Die Inseln sind nur einige hundert Meter groß und von Palmen bewachsen. Sie wirken ursprünglich, grüner und etwas rauer als die Grenadinen, auf einer kann ich einfache Hütten erkennen. Die Backschaft wagt sich nun auch aus der Kombüse, um einen Blick zu erhaschen und ihre Reaktion – unzählige aufgeregte „Oh mein Gott, oh mein Gott!“-Rufe von Marlene B. – erscheint ob des Idylls, das uns alle beeindruckt, verständlich.
Unser Anker fällt nun inmitten dieses Idylls und kaum ist das Manöver beendet, tuckern schon drei Kuna-Indianer in einem Einbaum mit Außenborder heran. Sie verlangen von uns Ankergebühren, da diese Inseln den Indianern gehören und von ihnen selbst verwaltet werden. Im Gegensatz zu Ruth, die souverän verhandelt, verlaufen unsere ersten Gespräche mit den Kunas auf Spanisch eher holprig, doch wir schaffen es immerhin, herauszufinden, wo die drei Indianer leben, wie alt ihr Einbaum ist und ihre Frage zu beantworten, wo wir noch hinfahren (falls das überhaupt ihre Frage war…). Nachdem wir die Genehmigung der Indianer zum Ankern haben, machen sich zwei Gruppen auf den Weg: Die Erste, bestehend aus Ruth, Hanna und Lea, kümmern sich um die Erlaubnis, die Inseln auch betreten zu dürfen. Normalerweise ist dies ein einfacher Behördengang, doch nicht so hier: Behörden gibt es auf den Inselchen keine, und so verhandeln unsere Abgesandten mit einer alten „mamita“, die in ihrer Hängematte döst. Ein Schild verlangt von jedem Besucher drei US-Dollar, doch die beiden Schülerinnen schaffen es, fünfzig Dollar für die gesamte Gruppe auszuhandeln. Gruppe Zwei hat den Auftrag, für das Schiff Kokosnüsse einzukaufen. Hier sind Nick, Leon, Felix und unsere Verhandlungskönigin Kira (die es schafft, eigentlich feststehende Eintrittspreise in Nationalparks zu verhandeln und auf „Ten Dollars, please“ einfach „No, five!“ entgegnet) unterwegs. Mit dem Indianer, dem die Kokospalmen gehören, vereinbart unser Team einen Naturalientausch. Also dürfen wir uns für fünf Kilo Reis, ein Kilo Kaffee und etwas Milch nun auf leckere Kokosnüsse freuen. Dieser Preis für die Nüsse zeigt uns auch deutlich, dass die Indianer hier wirklich arm sind und kaum Dinge besitzen, die sie nicht selbst gemacht haben und die es nicht auf ihren Inseln gibt. Auf der anderen Seite zeigt der Tausch auch, dass es noch Menschen gibt, denen Geld einfach nicht so wichtig ist.
Durch diese ersten Begegnungen mit den Einheimischen sind wir nun noch gespannter auf die Inseln und alle freuen sich auf den morgigen Tag, wenn wir endlich an Land können.
Nun, während ich meinen Blick zum Sonnenuntergang über diese wunderschönen Inselchen schweifen lasse, schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht und meine Gedanken wandern wieder ab zu all den tollen Erlebnissen, die 2018 noch vor uns liegen. Und diese bestehen gleich zum Jahresbeginn aus zwei Tagen inmitten von panamaischem Inselidyll.