Kuna Yala und seine Bewohner erleben

Kai

Datum: Mittwoch, der 02.01.2018
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Autor: Kai

Schon gestern sind wir in dem Gebiet der Kuna Indianer an den San Blás Inseln angekommen und heute entspannen sich die meisten von uns auf einer kleinen Insel unter Palmen oder gehen schwimmen. Diese Atmosphäre erinnert mich sehr an unsere Riffferien auf den Tobago Cays. Doch darum soll es in meinem Blogeintrag heute gar nicht gehen. Ich werde heute über die Einheimischen, die Kunas, ihr Land, ihre Geschichte und ihre Traditionen schreiben.

Über die Kunas haben wir heute viel gelernt, einerseits aus Roberts Referat über die indigenen Völker Panamas und andererseits direkt aus erster Hand auf den Inseln sowie als uns eine Kuna-Frau auf der Thor Heyerdahl besuchte und ihre selbstgemachten Molas zum Verkauf anbot.
Und damit will ich auch gleich anfangen. Was ist überhaupt eine Mola? Eine Mola ist ursprünglich ein gesticktes Oberteil für Frauen, doch in unserem Fall wurden Vorder- und Rückseite abgetrennt und einzeln als Stickerei, oder als Kopfkissenbezug verkauft. Traditionell bilden Molas komplexe Muster ab, größtenteils aus den Farben gelb, orange, weinrot und schwarz. Genau diese Farben kommen häufig in der Kuna-Tradition vor, da orange und gelb für die Sonne stehen, die schwarze Farbe vor dem Bösen schützen soll und weinrot an das vergossene Blut während der Revolution erinnert. Doch dazu später mehr. Heutzutage gibt es neben den traditionellen Molas auch welche, die die Natur in Form von Pflanzen und Tieren, Gegenständen wie Ritualskrüge, aber auch Motive wie die heilige Familie um die Krippe mit Palmen oder Christopher Kolumbus abbilden. Molas werden von den Kuna-Frauen per Hand angefertigt, was teilweise zwischen 10 und 20 Tagen dauert.
Bei den typischen Farben habe ich schon die Revolution angesprochen. Bis 1925 war Kuna Yala eine normale Region Panamas, doch die Kunas wurden lange davor von der Regierung benachteiligt und mithilfe von Polizei unterdrückt. Deshalb brach 1925 eine Revolution aus, durch die sich die Kunas gegen die panamaische Regierung stellten und sich ihren heutigen Status als autonome Region Comarca de Kuna Yala erkämpften. Ihr Grad an Unabhängigkeit von dem Rest Panamas ist für die indigenen Bevölkerungsgruppen Südamerikas einzigartig und bis heute ist der Tag der Revolution der höchste Feiertag der Kunas.
Ihr Gebiet, in dem rund 40.000 der 70.000 Kunas leben, besteht aus einem Küstenzug im Südosten Panamas und einer 226 Kilometer langen Inselkette, die sich aus mehr als 400 einzelnen Inseln zusammensetzt. Es existiert ein Gesetz, dass in diesem Gebiet keine Ausländer Fläche kaufen oder pachten dürfen, sondern dies nur den Kunas vorbehalten ist. Deshalb ist es auch so, wie Thomas gestern berichtet hat, dass jeder Reisende eine Gebühr zahlen muss, wenn er in ihr Gebiet kommt und die Inseln betreten will. Die meisten dieser Inseln bestehen nur aus Sand und Palmen, doch auf den 48, zum Teil dicht bewohnten Inseln werden beispielsweise viele Kokosnüsse angebaut. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass früher die Währung der Kunas Kokosnüsse waren und sich noch heute Vertreter aller Kuna-Stämme treffen, um einen Einheitspreis für Kokosnüsse auszuhandeln, sodass es nicht zu einer Preisschlacht kommt, welche allen schaden würde. Da aber sonst wenig Lebensmittel auf dem begrenzten Raum der Inseln wachsen und es auf ihnen kein Süßwasser gibt, kommen regelmäßig kolumbianische Handelsschiffe, welche Waren wie Nahrung, Wasser und andere Alltagsgegenstände verkaufen und dafür Kokosnüsse nach Kolumbien liefern, wo sie weiterverarbeitet werden.
Auch wir erstanden auf einer Insel 100 Kokosnüsse im Tausch gegen 1kg Kaffee, 5kg Reis, 2l Milch und fünf Dollar.

Im Glauben der Kuna spielen die Natur und der Mensch eine große Rolle. Ihr Gott heißt Haba Tummat und erschuf zusammen mit der heiligen Mutter Nan Tummat die Welt. Für sie sind Mensch und Natur gleichwertig, weshalb sie sehr auf diese achten und in ihrem Gebiet nur Regenwald in kleinen Maßen roden, wenn es wirklich nötig ist (leider muss man trotzdem sagen, dass es auf den Inseln ein großes Müllproblem gibt).
Außerdem gibt es bei den Kunas viele Schamanen, welche Kräuter, Wurzeln und viele andere Pflanzen sammeln, die als Medizin genutzt werden. Bei ihnen wird Medizin nicht eingenommen sondern nur in Form von Salben und Sud auf den Körper aufgetragen.
Auf den Inseln gibt es auch einige Grundschulen, in welchen die Kinder einerseits die Traditionen und die Sprache der Kunas lernen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten, aber andererseits auch Nachhaltigkeit beim Jagen von Tieren vermittelt bekommen, sodass die Kunas auch in Zukunft gut und so unabhängig in der sich stetig wandelnden Welt leben können. Höhere Schulen gibt es auf den Inseln nicht, weshalb viele junge Kunas in Panama Stadt leben und sich dort weiterbilden und arbeiten.

Zusammenfassend kann ich jedem, der erwägt das Gebiet der Kunas zu besuchen, empfehlen sich mit den Einheimischen zu unterhalten und so noch mehr über sie zu lernen, da ich hier nur einen sehr kleinen Teil ihrer interessanten Traditionen und Bräuche abgedeckt habe. Weiter rate ich jedem mindestens eine Mola zu kaufen, da diese eine einzigartige Erinnerung sind. Wir werden auf jeden Fall unsere Begegnung mit den Kunas so schnell nicht vergessen und sind tief beeindruckt von ihren Traditionen, ihrem Stolz und ihrer Lebensweise.

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