Probetörn 2014

samuel_r.Datum: 2.7.2014
Wetter: gemischt
Autor: Samuel R.

Am Samstag um 7:30 ging es los. Wir Münchener trafen uns um diese Zeit am Bahnhof. Schon als wir in den Zug einstiegen, fing der Spaß an. Zu Beginn waren wir noch zu sechst in einem Einzelabteil, doch im Laufe der Zugfahrt stießen immer mehr dazu, bis wir uns zu zwölft in das Abteil quetschten. Schon die Zugfahrt machte dank gemeinsamen Musizierens und gegenseitigem Kennenlernen einen riesigen Spaß. So verging die lange Fahrt bis nach Sundsacker wie im Flug.

Als wir bei „Event Nature“ ankamen, gab es erst einmal eine Begrüßung von Ruth und Freddie.
Nachdem wir die Hütten, in denen wir schlafen, aufgeteilt haben, gab es Abendessen und eine Vorstellungsrunde, in der jeder kurz etwas über sich sagen sollte und warum man bei KUS mitmachen möchte. Anschließend wurden wir in die Kleingruppen aufgeteilt.
Am nächsten Morgen bekamen wir auch unsere Skipper zugeteilt. Nicola, genannt Nico, war für meine Gruppe, die Nummer 4, zuständig. Am Vormittag mussten wir die sogenannten Erhebungen – auf Deutsch Fragebögen – ausfüllen. Nach dem Mittagessen plante man in der Gruppe was und wie viel man an Nahrungsmitteln für die darauffolgenden Tage kaufen möchte. Jede Gruppe bekam dafür knapp 150 Euro. In unserer Gruppe ist Dressing und Klopapier an der Kasse verschwunden – weshalb es dann am Abend Gurkensalat ohne Salatdressing gab. Geschmeckt hat es trotzdem sehr gut.
Den späten Vormittag am Dienstag konnte niemand erwarten. Es ging endlich mit dem Segeln los.
Bei Windstärke 4-5 pullten wir uns aus dem Anliegeplatz heraus. Diese Herausforderung meisterten wir. Schon am ersten Tag hatte jeder eine riesige Freude am Segeln. Auch den Abend, der eine große Herausforderung war, überstanden wir fast ohne Probleme. Anfangs hatten wir große Mühe an die Bucht, an der wir anlegen wollten, nah genug heranzukommen – denn anstatt zu pullen spielten wir lieber Mikado. Nach dem Anlegen mussten wir auch noch an Land kommen – sechs Meter durch knietiefes Wasser. Mit nassen Hosen ankommend wollten wir sofort unser Zelt aufbauen. Gesagt getan. Wenn es doch nur so einfach wäre. Zuerst suchten wir uns einen zu steinigen Untergrund aus. Fehlanzeige – so können wir die Nacht nicht verbringen! Nach langem Probieren bauten wir unser Zelt neben dem der anderen Kuttergruppe auf. Nach unserem Abendessen fiel uns ein weiteres Problem auf: das Wasser stieg und stieg; immer näher an die Zelte. Doch auch dies schafften wir im Team. Unsere zwei Gruppen teilten sich ein Zelt, welches wir in sicherer Entfernung zum stetig steigenden Ufer wieder aufbauten. Am nächsten Morgen bemerkten wir zufrieden, dass es gut war, den Schlafplatz zu wechseln – ansonsten wären wir nämlich in klitschnassen Schlafsäcken aufgewacht!

Am Mittwoch war jeder beim Aufwachen noch halb verschlafen und wollte nicht aufstehen, nur die Backschaft, die das Frühstück herrichtete war topfit. Erst als wir uns den Luxus gönnten, warme Milch zu machen – wir hatten zum Glück Spiritus im Überfluss – kamen wir langsam in die Gänge.
Danach mussten wir alles wieder in unsere wasserdichten Tonnen packen. Damit der Kreislauf in Schwung kam, wanderten wir in die nächste Zivilisation. Wir freuten uns schon auf echte Toiletten und endlich mal wieder Windstille! Nun plünderten wir ein kleines Restaurant aus – es gab keinen Sitzplatz für andere Gäste und ob es noch Kakao gab, möchte ich bezweifeln – jeder genoss es einmal seine zehntausend Schichten auszuziehen und in einem Raum mit festen Wänden und festem Dach zu sein. Denn dies galt für uns nun als purer Luxus!! Bei unseren Kuttern wieder angekommen luden wir die Tonnen erstmal wieder ein. Einige von uns – darunter die Betreuer und auch ich – wurden getragen um nicht nass zu werden und um auf dem Kutter zu helfen.
Die Anweisung war erst einmal nur einen sicheren Hafen aufzusuchen. Am richtigen Campingplatz bauten wir unser Zelt rekordverdächtig schnell auf – wir waren froh, dass es kein Desaster gab, wie am Abend zuvor – und luden alles wieder von Bord. Nico gab uns den Auftrag abzustimmen, ob wir nochmal segeln oder an Land bleiben. Zehn stimmten für Segeln, null stimmten für Land.
Und auch über diese Entscheidung waren wir extrem froh! Zum einen waren wir mittlerweile Profis im Pullen und außerdem hätte das Wetter nicht besser sein können! Diese Idylle wurde jedoch schlagartig unterbrochen: Unser lieber Frank schrie auf: „Mann über Bord!“. Geschockt suchten wir das Wasser ab, konnten aber niemanden finden. Einen kurzen Moment später entdeckte jemand aus unserer Crew etwas Blaues in der Schlei. Nun waren wir wieder beruhigt: es war nur ein Fender! Dieses Manöver lief nicht allzu gut, für unser erstes „Mann-über-Bord-Manöver“ jedoch akzeptabel. Jeder von uns entwickelte immer mehr Gefühl für das Segeln und auch das Steuern an der Pinne konnten wir nun selbst übernehmen. Nico konnte sich zurücklehnen und musste nur noch ein Auge auf uns werfen, ob wir denn alles richtig machen.
Als wir abends wieder an Land zurückkehrten kochte die Backschaft Käsespatzen, die wir uns nach so einem anstrengenden und erfolgreichen Tag wohl verdient haben. Sie waren perfekt! Die Röstzwiebeln hatten zwar übel riechende Folgen, doch tagsüber hatten wir ja schon genug frische Seeluft. Da unsere Kuttergruppe nun ihr eigenes Zelt hatte, konnten wir uns ausbreiten und waren dank unserem guten Schlaf fit für den folgenden Tag!

Am Donnerstag ging es schon sehr früh los. Am Vormittag startete dann die Regatta und wir konnten endlich das Großsegel hissen, da der Wind von Stärke 6 auf Stärke 3-4 abgenommen hat.

Zurück bei Event Nature wurden erstmal Kutter und Materialien von uns geputzt. Zufällig stand ein Party-Bus in der Nähe der Pier, was uns beim Schrubben Musik und gute Laune bescherte.
Als das Titanik-Lied ertönte, zeigten wir all unsere schauspielerischen Künste und spielten neben dem Putzen noch Szenen aus dem Film nach. Anscheinend waren wir so überzeugend und gut, dass uns von Passanten zugejubelt wurde. Danach stellte man uns einer EPÜ (Erlebnis-Pädagogische-Übung), die wir leider nicht meisterten. Später wurde noch ein Beitrag für den Galaabend von unserer Gruppe vorbereitet.

Am Freitag waren wir rund um die Uhr beschäftigt! Zuerst noch einmal Erhebungen, die Einzelgespräche und zum Höhepunkt: der Floßbau. Aus einigen bereitgestellten Gegenständen musste jede Gruppe ein seetüchtiges, renntaugliches Floß bauen. Wir und unser Floß „die Pink Ladys“ wurden trotz größtem Einsatz nur vorletzter. Wir hatten eine Menge Spaß und einige aus unserer Gruppe – darunter auch ich – nahmen genüsslich, jedoch unabsichtlich ein Bad in der Schlei.
Vor dem Galaabend durfte natürlich das leckere Grillen nicht fehlen!
Bei dem Galaabend wurde jeder nonstop unterhalten. Zuerst gab es den Probetörn-Song – eine umgedichtete Version von „Yellow Submarine“. Danach wurden wir durch das Theaterstück „SchleiTVSchleiSchau“ zum Lachen gebracht. Dort wurde die Tagesschau ein wenig verändert. Daraufhin wurde der Cup-Song mit verändertem Text vorgetragen. Nun kam meine Gruppe dran. Mit „DSDMS“ Deutschland sucht die Megasegler (Heidi Dumm, Bruce Channel und Dieter Fohlen in der Jury) konnten wir für eine Menge Unterhaltung sorgen.
Der letzte Auftritt war ein Song aus vielen anderen Liedern zusammengebastelt, bei denen auch der Text umgedichtet wurde (Wir fuhren nicht „Atemlos durch die Nacht“, sondern „Plaaanlos durch die Schlei“). Jede Vorstellung brachte das Ganze Tipi, in dem der Abend abgehalten wurde, zum Lachen!
Die Betreuer sangen noch wunderschön „Until we meet again“.Viele zeigten schon Emotionen und wir merkten, dass wir in dieser kurzen Zeit schon richtig eng zusammengewachsen sind. Wir waren alle so beeindruckt von den Singkünsten unserer Betreuer, dass wir eine Zugabe verlangten und auch zum Glück bekamen. Der Abend wurde durch Frank an der Gitarre abgerundet und wir sangen typische Seemannslieder, wie „What shall we do with the drunken sailor“.
Als wir das Tipi verließen, fand in der Weltmetropole Sundsacker genau zu diesem Zeitpunkt ein Feuerwerk statt! Wir rannten zum Steg, genossen den Augenblick, umarmten uns und ließen wieder eifrig die Tränen fließen.
Schließlich musste natürlich noch gepackt werden und wir stopften eifrig unsere sieben Sachen in die Taschen. Wir wollten noch jede gemeinsame Minute ausnutzen und vernichteten deswegen gerne auf ein paar Stunden Schlaf.

Und so kam schon der letzte Tag auf uns zu. Wir wollten uns nicht trennen und waren alle bedrückt schon wieder getrennte Wege gehen zu müssen.
Wir wollten weiter als Gruppe zusammenbleiben, da wir uns in dieser Woche schon alle tief in unser Herz geschlossen haben.

Samuel

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