Kein Wasser auf dem Schiff?

milanDatum: Sonntag, den 26.10.2014
Mittagsposition: 51°13,6′ N / 001°44,5′ E
Etmal:  13 sm
Wetter: Lufttemperatur: 15,5° C, Wassertemperatur: 15,5°C, Wind: SW 4
Autor: Milan

Wir befinden uns nun vor den White Cliffs von Dover in England. Um uns sind Billionen Kubikmeter Wasser, rechts von uns, links von uns, vor uns und auch hinter uns. Dennoch haben wir Wassermangel. Wie  kann das passieren? Die Rechnung ist relativ einfach.
Wir haben einen Wassertank mit einer Füllmenge von 15.000 Litern an Bord. Jeder Deutsche verbraucht durchschnittlich zwischen 120l und 160l Wasser pro Tag. Da wir 50 Personen sind, würde dies einen Wasserverbrauch von 7.000 Litern bedeuten. Wir haben aktuell aber nur noch circa 3 Tonnen Wasser an Bord, die wir aber nicht einmal vollständig nutzen können. Den Tank können wir allerdings erst in Falmouth, das wir Dienstag oder Mittwoch erreichen werden, wieder auffüllen.
Aber wie fast immer ist es auf der Thor etwas anders als Zuhause. Man duscht weniger, meist nur alle drei Tage. Außerdem verbraucht man viel weniger Wasser. Jetzt ist das Duschen allerdings aufgrund des Wassermangels vollständig untersagt. Aber auch ein regelmäßigeres Wechseln der Kleidung geht leider nicht, denn auch das Waschen ist auf die Bordwäsche, also Handtücher für die Bäder, Geschirrhandtücher… begrenzt. Außerdem wird weniger Wasser verbraucht, weil bei der Toilettenspülung Seewasser gebraucht wird. Zum Trinken und zum Kochen ist aber auf jeden Fall noch genug da, darum müssen wir uns keine Sorgen machen. Und sollte das Wasser doch mal ausgehen, haben wir für den Notfall noch 300l Trinkwasser gebunkert.
Wie soll das Wasserproblem aber bei der Atlantiküberquerung gelöst werden? 15.000 Liter für einen knappen Monat, ist das überhaupt möglich? Kaum, dafür gibt es an Bord aber eine Osmoseanlage, die das Meerwasser trinkbar macht und während der Zeit Wasser für uns produziert. Diese wird im Englischen Kanal, in der Nordsee und an den anderen viel befahrenen Stellen allerdings nicht eingesetzt, da das Wasser dort durch die vielen Schiffe zu verschmutzt ist.
Auch das Essen ist etwas rationiert, sodass man zum Beispiel nicht 3 Gläser Milch und Saft am Morgen trinken darf. So steht jedem pro Tag ein halbes Stück Obst und ein nicht ganz gefüllter Becher Orangensaft zu. Auch gibt es zum Beispiel nur sonntags und donnerstags, dem Seemannssonntag, Nutella, Erdnussbutter und eine Speise mit Ei. Es gibt fast immer so viel Essen, das jeder noch Nachschlag bekommen kann und es ist noch nicht vorgekommen, dass jemand nicht satt wurde. Wir essen eher zu viel und nehmen auch aufgrund der geringen Bewegung zu, aber das ist ein anderes Thema.
Was man jetzt aber noch als begrenzt, aber nicht wirklich rationiert betrachten kann, ist die Freizeit. Wir haben fast den ganzen Tag etwas zu tun. Zwei mal je drei Stunden Wache, dazu kommt Reinschiff und Freiarbeit, in der wir in der ersten Etappe eine grundlegende nautische Ausbildung erhalten.
So bleibt meist nur noch etwas Zeit am Abend, wobei man auch relativ früh schlafen gehen sollte, da man noch die Nachtwachen vor sich hat. So muss zum Beispiel Wache 1 von 23.00 Uhr bis um 2.00 Uhr Wache gehen und Wache 2 dann anschließend von 2.00 Uhr bis 5.00 Uhr. Bei der Wache gibt es immer viel zu tun, von der Sicherheitsronde und Maschinenronde über den Ausguck und den Rudergänger bis zu Segelmanövern wie Brassen und Dirken. So läuft eigentlich jeder Tag ab, egal ob Wochenende oder Sonntag.
Es gibt nur eine Ausnahme, die Backschaft. Dort sind aus jeder Wache eine Person, insgesamt also vier Personen, mit dem Kochen für die gesamte Besatzung beschäftigt. Die Backschaft dauert aber den ganzen Tag, sie beginnt, bevor es hell wird, und endet, nachdem es dunkel geworden ist.
Obwohl es Rationierung an Bord gibt, geht es uns hier an Bord sehr gut und wir freuen uns über jede Minute, die wir auf der Thor erleben dürfen. Ohne Rationierung wäre es einfach nicht möglich, ein Schiff mit 50 Personen in die Karibik und zurück zu bringen,

Menu