Datum: Samstag, der 01.11.2014
Mittagsposition: 48°11,7′ N; 007°39,3′ W
Etmal: 103 sm
Wetter: Lufttemperatur: 16° C, Wassertemperatur: 15°C, Wind: SW 7-8
Autor: Bene
Zwei Tage ist es nun her, dass wir aus Falmouth ausgelaufen sind. Die Wellen sind immer noch ganz schön groß und mehrere von uns sind wieder seekrank. Das Unangenehme ist, dass die Wellen aus zwei Richtungen kommen. Zum einen sind da die Wind-Wellen aus Süd-West und dazu kommt noch Dünung aus Norden, die von einem vorbeiziehenden Tief stammt. Deshalb wird die Thor immer hin und her “geschmissen“ und alles was nicht seefest verstaut ist, fliegt durch das ganze Schiff. Damit genau das nicht passiert, wird alles gesichert.
In der Kombüse zum Beispiel werden die Topfdeckel mit Expandern, das sind dicke Gummibänder mit Haken an den Enden, an die Töpfe gespannt, die Schubladen haben Sicherungshaken davor und der Herd hat sogenannte Schlingerleisten, damit die Töpfe und Pfannen nicht herunterfallen. Das sind Alu-Stangen, die man in die vorgesehene Halterung stecken kann und dann den Platz auf dem Herd begrenzen.
Auf den Tischen in der Messe sind überall Anti-Rutschdecken ausgelegt und für die Brotaufstriche sind kleine Holzkisten, genannt ‚Schwalbennester‘ an den Wänden befestigt. Auch die Kaffee- und Teekannen sind mit Gurten festgezurrt, damit sie nicht umkippen. Trotzdem ist das schon einmal passiert. Das ganze heiße Wasser läuft aus und kann zu schlimmen Verbrennungen führen, wenn man es abbekommt – in diesem Fall ist aber nichts passiert.
Auch in den Kammern und der Bibliothek muss alles so verstaut sein, dass nichts aus den Fächern heraus fallen kann, selbst bei stärkstem Seegang. Auch auf dem Boden darf nichts lose herumstehen.
Sollte einem etwas zu Bruch gehen oder etwas abhanden kommen, gibt es eine Liste. Diese ist unterteilt in die Kategorien ‚vermeidbare Unfälle‘ und ‚Unfälle‘. Geht also etwas kaputt, weil man es nicht ordentlich gesichert bzw. seeklar gemacht hat, ist das eindeutig die Kategorie ‚vermeidbare Unfälle‘ und man muss für den Schaden aufkommen.
Wenn alles auf dem Schiff so verstaut und gesichert ist, dass nichts mehr passieren kann, nennt man den Zustand ’seeklar‘.
Jeden Samstag wird das vom Schiffsrat nach Groß-Reinschiff sehr genau kontrolliert. Demnach hätte heute eigentlich alles kontrolliert werden müssen. Wegen des Seegangs war aber nur normales Reinschiff, wie jeden Tag. Wenn die See wieder ruhiger wird, voraussichtlich am Dienstag, wird der Samstag dann mit allem drum und dran nachgeholt. Am Samstag ist nämlich immer Groß-Reinschiff mit anschließendem ‚Besanschot an‘ und am Abend wird die Messe zum Kino.
Also hoffen wir mal auf baldige Besserung des Wetters, sodass alle sich von der Seekrankheit wieder erholen und der Samstag nachgeholt werden kann.